Hediger wird doch Direktor des Schweizer Filmarchivs
Vinzenz Hediger hat es sich anders überlegt: Am Montagvormittag hatte er angekündigt, er müsse die Berufung zum Direktor der Cinémathèque Suisse aus gesundheitlichen Gründen ablehnen. Am späten Nachmittag hat er seinen Entscheid geändert.
Der Aargauer werde nun spätestens am 1. September seinen Posten antreten, sagte Olivier Verrey, Stiftungsratspräsident der Institution, gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Er wird also wie vorgesehen Nachfolger von Hervé Dumont, der in Rente geht.
«Dieser Meinungsumschwung scheint abenteuerlich, aber Hediger ist auf seine Entscheidung zurückgekommen. Ich freue mich darüber, denn er ist der allerbeste Kandidat für dieses Amt», erklärte Verrey.
Keine Verhandlungstaktik
Die gesundheitlichen Probleme, die Hediger ursprünglich als Grund für seinen Verzicht angeführt hatte, liessen sich zum Glück bewältigen, sagte der Stiftungsratspräsident.
Hedigers Amtsniederlegung habe enttäuschte Reaktionen hervorgerufen. Man habe deshalb noch einmal mit dem designierten Direktor gesprochen, und dieser habe es sich anders überlegt.
Keinesfalls habe Hediger versucht, einen besseren Arbeitsvertrag oder ein höheres Gehalt herauszuholen, betonte Verrey. Vielmehr stecke eine gewisse Unentschlossenheit hinter dem Hin- und Her. Hediger habe den Zeitpunkt seines Amtsantritts in der Schwebe gehalten. Mittlerweile sei aber der 1. September definitiv.
Akademische Pläne
Ernannt worden war Hediger am 24. Oktober 2007. Ursprünglich hätte er bereits am 1. März seine Arbeit aufnehmen sollen, doch konnte er sich nicht so schnell von seinen bisherigen beruflichen Verpflichtungen freimachen. Danach wird Hediger wie vorgesehen neben der Arbeit in der Cinémathèque akademisch tätig sein und an der Universtität Lausanne dozieren, so Verrey. Hediger plant, dort ein Forschungszentrum zur Geschichte des Schweizer Films aufzubauen.
Der am 10. Juni 1969 geborene Hediger wuchs im aargauischen Reinach auf und doktorierte 1999 an der Universität Zürich in Filmwissenschaft. Seit April 2004 ist er Professor für Film- und Medienwissenschaft an der Ruhr-Universität in Bochum. 2002 bis 2004 leitete er das vom Nationalfonds unterstützte Forschungsprojekt «Ansichten und Einstellungen. Geschichte des Dokumentarfilms in der Schweiz 1896 - 1964». Zudem gehörte er mehreren Kommissionen und anderen Gremien an, unter anderem der Jury für den Schweizer Filmpreis, dem Vorstand der Kulturstiftung Pro Helvetia. Hediger ist verheiratet und Vater eines Sohnes und einer Tochter.
(SDA/AP/kub)