Todesfälle im «Dr Heimä» – Heimleitung habe Maskenverzicht gefordert – sagt Ex-Mitarbeiter

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Todesfälle im «Dr Heimä»Heimleitung habe Maskenverzicht gefordert – sagt Ex-Mitarbeiter

Im Alterszentrum «Dr Heimä» in Giswil starben neun Personen im Zusammenhang mit Covid. Ein ehemaliger Pfleger sagt nun, die Heimleitung habe Druck auf die Angestellten ausgeübt.

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Neun Bewohnende sind im Alters- und Pflegezentrum «Dr Heimä» in Giswil OW seit dem 8. Oktober in Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung verstorben. 

Neun Bewohnende sind im Alters- und Pflegezentrum «Dr Heimä» in Giswil OW seit dem 8. Oktober in Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung verstorben.

Alters- und Pflegheim Dr Heimä
Die Mitarbeitenden des Alterszentrums sollen die Maskenpflicht nicht konsequent umgesetzt haben, so der Vorwurf.

Die Mitarbeitenden des Alterszentrums sollen die Maskenpflicht nicht konsequent umgesetzt haben, so der Vorwurf.

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Geschäftsführer Daniel Kiefer (l.) und Stiftungsratspräsident Albert Sigirst nahmen am Mittwoch Stellung.

Geschäftsführer Daniel Kiefer (l.) und Stiftungsratspräsident Albert Sigirst nahmen am Mittwoch Stellung.

Alters- und Pflegheim Dr Heimä

Darum gehts

  • In einem Alterszentrum in Giswil gab es neun Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19.

  • Das Heimpersonal soll dazu aufgefordert worden sein, auf die Maskenpflicht zu verzichten.

  • Ein ehemaliger Pfleger des Heims bekräftigt nun die Vorwürfe. Die Heimleitung habe gefordert, die Masken vor Patientinnen und Patienten abzulegen.

  • Weil die Vorschriften des BAG nicht eingehalten wurden, kündigte der Pfleger bereits nach zwei Monaten wieder.

Im Altersheim «Dr Heimä» in Giswil verstarben seit dem 8. Oktober neun Personen im Zusammenhang mit Covid-19. Angehörige von Heimbewohnenden erhoben daraufhin schwere Vorwürfe gegenüber der Geschäftsleitung des Heimes. Mitarbeitende seien aufgefordert worden, auf das Tragen von Masken zu verzichten. Der Geschäftsführer des Heimes sagte, dass man davon ausging, dass es einen gewissen Spielraum gebe. Dieser Spielraum sei in der warmen Jahreszeit genutzt worden. Vor dem Corona-Ausbruch habe man aber mit Masken gearbeitet.

Heimleitung soll Druck ausgeübt haben

Ein ehemaliger Pfleger, der im vergangenen Frühling im Heim arbeitete, bekräftigt nun gegenüber dem «Blick» die Vorwürfe. «Die Heimleitung forderte uns in ernstem Ton auf, vor den Patientinnen und Patienten die Masken abzulegen», sagt der Pfleger. Dies, weil es sonst kein gutes Bild abgebe. «Wer trotzdem eine Maske getragen hat, dem wurde gesagt, dass man sie auszuziehen und sich an die Linie des Hauses zu halten habe», so der ehemalige Angestellte. Das Personal habe protestiert, weil es nicht verstanden habe, warum es keine Masken tragen darf, wenn es doch vorgeschrieben war.

«Die Heimleitung hat Druck ausgeübt. Viele Mitarbeitende haben Angst gehabt» sagte er gegenüber der Zeitung. Der Pfleger habe nach nur zwei Monaten im «Dr Heimä» wieder gekündigt. Auch andere Mitarbeitende hätten das Heim wieder verlassen. «Ich habe gekündigt, weil die Vorschriften des BAG nicht eingehalten wurden. Wir konnten uns und die Bewohnenden des Alters- und Pflegeheims nicht schützen.», erklärt er.

Polizei untersucht die Vorwürfe

Als er von den Todesfällen im Alterszentrum gehört habe, sei der Pfleger geschockt und traurig gewesen: ««Man hätte ganz einfach die Hygienevorschriften und Schutzmassnahmen einhalten können.». Für ihn sei es wichtig, dass man über die Todesfälle redet und jetzt endlich die BAG-Richtlinien eingehalten würden. Und dass jemand dafür verantwortlich gemacht wird, so der Pfleger gegenüber dem «Blick».

Auf Anfrage des Blicks antwortete der Geschäftsführer des Altersheims mit einem schriftlichen Communiqué: «Ich bitte Sie, dies umgehend der Polizei zu melden – oder wir tun es.», und ergänzte: «Wir nehmen zu laufenden Anschuldigungen und Ermittlungen keine Stellung mehr, es gilt die Unschuldsvermutung.» Bereits am Dienstag hat die Polizei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, dass den Vorwürfen auf den Grund gehen soll.

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Hier findest du Hilfe:

BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00

BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92

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Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen

Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

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