Ökologisches DesasterHelfer strömen an die Küste von Mauritius – trotz Verbot der Regierung
Tausende freiwillige Helfer versuchen, das Öl aus dem Meer vor Mauritius zu entfernen. Das wollten die Behörden ihnen verbieten – vergebens.

- von
- Karin Leuthold
Am Samstagnachmittag ist ein vor Mauritius havarierter Frachter in zwei Teile zerbrochen.
Darum gehts
- Vor der Südostküste von Mauritius sind mehr als 1000 Tonnen Öl in eine Lagune geflossen.
- Die Behörden wollten Freiwillige und Aktivisten daran hindern, an den Reinungsarbeiten teilzunehmen.
- Viele ignorierten das Verbot.
- Der vor der Insel havarierte Frachter Wakashio ist inzwischen auseinandergebrochen.
Die Regierung von Mauritius hat am Freitag Freiwilligen verboten, an Reinigungsaktionen an der Küste der Insel teilzunehmen. Vor über drei Wochen war der japanische Öl-Frachter Wakashio mit 4000 Tonnen Treibstoff an Bord auf einem Korallenriff auf Grund gelaufen, 1180 Tonnen Öl flossen daraufhin in eine Lagune vor Pointe d'Esny. Das erlassene Verbot der Freiwilligenarbeit hat jedoch eine Vielzahl von Helfern nicht daran gehindert, im Laufe des Samstags zum Fischerort Mahébourg zu gehen, um zu versuchen, das Öl zu entfernen.
Wie ein Aktivist der Zeitung «Le Mauricien» erzählte, sei am frühen Morgen der Zugang zur Lagune für Fussgänger und Fahrzeuge versperrt gewesen. «Nur Experten» dürften weiter, klagte Kugan Parapen, Mitglied der politischen Partei Rezistans ek Alternativ. Die Wut der Helfer führte schliesslich zur Einsicht der Behörden: Ab Mittag durften Aktivisten und Einwohner sich der Katastrophenzone nähern, um bei den Reinigungsarbeiten auszuhelfen.
Schnell reinigen ist im Interesse aller Beteiligten
Das Öl-Desaster trifft die Einwohner von Mauritius schwer: Zuerst war die Pandemie gekommen, nun werden laut Tourismusbehörde die «wildesten und schönsten Landschaften» des Inselstaats zerstört. Darum engagieren sich derzeit Einsatzkräfte und Tausende freiwillige Helfer an den Säuberungsaktionen. Der 45-jährige Tauchlehrer Mukesh Buldewa verbringt mehrere Stunden am Tag knietief in Treibstoff, um die Folgen der Umweltkatastrophe abzumildern.
Umweltberater Sunil Dowarkasing sagt: «Die sozialen und finanziellen Folgen dieser ökologischen Krise sind massiv. Für die meisten Menschen in dieser Küstenregion ist die Lebensgrundlage das Meer.» Viele Bewohner verdienen ihr Geld durch Tauch- und Schnorchel-Touren. Wie Buldewa, der dort nun erst einmal keine Tauchgänge anbieten kann. Zudem sind Hotels, Restaurants und Cafés auf Besucher angewiesen, die in diese Bucht kommen, um im Meer zu schwimmen, tauchen oder schnorcheln. Und im Ort Mahébourg sind Dowarkasing zufolge mindestens 400 Fischer registriert, die von den Meerestieren in der Bucht abhängig sind. Vom Tauchlehrer bis zum Obsthändler – «alle Menschen werden betroffen sein».
Frachter ist auseinandergebrochen
Umweltschützer machen sich aber vor allem Sorgen, dass sich der Treibstoff auf dem Meeresboden festsetzen könnte, sollte er nicht schnell genug abgepumpt werden. «Korallen werden sterben», sagt Vikash Tatayah von der Mauritian Wildlife Foundation. Die Bucht zu säubern wird Tatayah zufolge Monate, wenn nicht Jahre dauern. «Um sie zu ihrem Ursprung wiederherzustellen, wird es Jahrzehnte dauern.»
Am Samstagnachmittag brach der havarierte Frachter auseinander. Bereits am Freitag waren Ölreste, die nicht abgepumpt werden konnten, aus dem Schiff ausgetreten. In einem Rennen gegen die Zeit flogen dann seit dem frühen Samstag Helikopter zwischen dem Frachter und der Küste hin- und her, um weiteres Öl vom Schiff zu bringen. Am Samstag war unklar, wie viel noch auf dem Frachter war.