Helsana macht Druck auf Medikamentenpreise
Der Staat schütze einseitig die Interessen der Pharmaindustrie, sagte Helsana-Präsident Eugen David an der Jahresmedienkonferenz in Zürich.
Letztes Jahr hat Helsana den Gewinn gesteigert und die Marktposition ausgebaut.
«Einen derart ausgebauten staatlichen Interventionismus mit Preis- und Absatzgarantien zum Schutz der inländischen Produktion gibt es nicht einmal mehr in der Landwirtschaftspolitik», kritisierte David die Wettbewerbsbehinderungen im Schweizer Medikamentenmarkt. Nirgends sonst sei der staatliche Interventionismus zum Schutz der Lieferanten so gross. Davon profitierten nicht nur die in der Schweiz produzierenden Pharmafirmen, sondern auch die Importeure, die rund zwei Drittel des Marktes abdeckten.
«In anderen Ländern werden die Preise kontinuierlich abgesenkt; davon will die schweizerische staatliche Preisadministration nichts wissen», sagte David weiter. Das Departement Couchepin lege die Medikamentenpreise bei der Markteinführung auf einem Niveau fest, das weltweit ganz an der Spitze liege. Parallelimporte aus dem Ausland verunmögliche der Bund mit polizeilichen Massnahmen. Staatliche Spitäler stellten zudem die schnelle Markteinführung und die grossflächige Abnahme neuer Produkte sicher.
Abhilfe verspricht sich David vom Abbau staatlicher Schranken. «Es wäre wirklich den Versuch wert, Pharmaindustrie und -importeure durch Lockerung des Gesetzes etwas dem frischen Wind des Wettbewerbs auszusetzen», sagte der St. Galler CVP-Ständerat. Die Versicherer sollten ihre Nachfrageposition besser zum Tragen bringen können, «natürlich unter Aufsicht des Staates, aber doch mit weniger bürokratischem Aufwand», so David.
Politik und Verwaltung hätten eine Beisshemmung vor der Pharmaindustrie, die stets mit der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland drohe, sagte der operative Helsana-Chef Manfred Manser. Angesichts der hohen Importquote bei den Medikamenten seien die Ängste aber übertrieben. Manser forderte zudem die Entflechtung von Sozial- und Gesundheitspolitik. Das Krankenversicherungsgesetz (KVG) sei derart ausgeweitet worden, dass damit auch Teile der Sozialpolitik gesteuert würden. Entschlackung und Rückbesinnung auf die ursprünglichen Ziele des KVG seien unumgänglich, sagte Manser.
Zufrieden zeigte sich Helsana mit dem letztjährigen Geschäftsabschluss, dessen Eckdaten bereits Mitte Februar publiziert worden waren. Der Gewinn stieg um 8,4 Prozent auf 116 Millionen Franken, das Prämienvolumen um 8,5 Prozent 4,432 Milliarden Franken. Die Rückstellungen wurden um knapp 18 Prozent auf 2,2 Milliarden Franken erhöht. Helsana zählt mittlerweile 1,656 Millionen Versicherte - gut elf Prozent mehr als im Vorjahr - und konnte damit ihre Stellung als führende Krankenversicherung noch ausbauen. Im laufenden Jahr stossen noch die 59.000 Versicherten der La Suisse hinzu, die von der Swiss Life übernommen werden. (dapd)