U21-EuropameisterschaftHerr Tami, kann die Härte ein Problem werden?
Unsere U21 ist nicht nur spielstark, sondern auch hart. Das Resultat: 35 Verwarnungen während der Quali. Das könnte ein Problem werden, meint der Trainer: «Für die Gegner.»
- von
- Sandro Compagno
- Aalborg
Pierluigi Tami, wie fühlen Sie sich 24 Stunden vor dem Kickoff zu dieser Europameisterschaft?
Pierluigi Tami: Wir wurden hier sehr freundlich empfangen. Die Infrastruktur ist tadellos, sowohl in Bezug auf die Trainingsplätze als auch auf die Unterbringung. Jetzt sind wir froh, dass es endlich losgeht. Wir haben Lust auf Fussball. Am Samstag bestreiten wir gegen den Gruppenfavoriten Dänemark ein sehr wichtiges, wegweisendes Spiel. Wir haben getan, was es zu tun gab. Wir sind vorbereitet.
Haben Sie Ihre Elf im Kopf?
Ja, ich habe meine Startelf gefunden. Aber ich werde Sie Ihnen jetzt nicht nennen, denn ich werde die Mannschaft erst am Samstagmorgen informieren.
Am Donnerstag haben Sie gesagt, neun Spieler seien fix, auf zwei Positionen bestünden noch Zweifel. Worin bestanden diese Zweifel?
Es gibt verschiedene Kriterien wie die Taktik oder die mentale Verfassung. Am wichtigsten wird gegen die Dänen aber die physische Komponente sein. Es wird ein sehr intensives Spiel, ähnlich dem ersten Barrage-Spiel gegen Schweden (die Schweiz siegte 4:1, die Red.).
Vier Ihrer Spieler haben vor sechs Tagen mit der A-Nati im Wembley gespielt. Spielt das eine Rolle bei Ihrer Selektion?
Nein. Wir haben ja einige Spieler, die schon für die A-Nationalmannschaft gespielt haben. Ausschlaggebend war die Physis und die Integration in unser System.
Stichwort Integration: Wie liess sich Xherdan Shaqiri in die Mannschaft integrieren?
Es ist viel einfacher, einen guten Spieler zu integrieren als einen schlechten. Und Xherdan ist gut. Er ist in der Lage, mit seiner Qualität der Mannschaft Gewicht zu verleihen. Aber das Spiel hier in Aalborg kann für ihn schwieriger werden als jenes im Wembley. Die Erwartungen sind sehr hoch, viele Blicke werden auf ihn gerichtet sein. Ich habe Xherdan gesagt, er soll einfach sein Spiel machen – so spielen wie er immer spielt.
Diese EM kann für einen Spieler die Chance seines Lebens sein. Wie spüren Sie Ihre Mannschaft?
Ich sehe einen grossen Willen, eine riesige Motivation. Jeder will gut spielen hier in Dänemark. Aber es ist entscheidend, dass wir diese Motivation kanalisieren; sie soll nicht zu Nervosität und Druck führen, sondern zu Spass am Fussball. Dann können wir ein positives Resultat erzielen. Ich erinnere an ein Spiel 2009, als wir in Schaffhausen gegen Estland verloren haben. Das war nicht das Spiel unserer Träume, aber wir haben daraus unsere Lehren gezogen. Wir wollen hier mit Freude spielen.
Ihre Mannschaft hat in der Qualifikation 35 Verwarnungen gesammelt, mehr als jedes andere Team. Kann das im Turnierverlauf zu einem Problem werden?
(schmunzelt) Ja, für die Gegner.
Trotzdem wäre es wohl wünschenswert, wenn Ihre U21 die Spiele hier nicht nur zu elft beginnt, sondern auch so beendet.
Man muss auch sehen, gegen wen wir in der Qualifikation gespielt haben. In Armenien, Georgien und in der Türkei mussten wir uns Respekt verschaffen. Aber wir haben gemerkt, dass auf dieser Stufe die Karten schneller gezückt werden als in der Super League. Wichtig ist, dass wir keine stupiden Gelben Karten kassieren für Dinge wie Reklamieren oder Trikot ausziehen nach einem Tor. Wir hatten ein Meeting mit den Schiedsrichtern. Sie haben uns klargemacht, dass sie nichts tolerieren werden.