SommerferienHier ists am billigsten
Für Schweizer Touristen ist der starke Franken ein Ticket für günstige Ferien. Nicht nur europäische Destinationen sind diesen Sommer attraktiv, sondern auch Fernziele.
- von
- Othmar Bamert

Auch Kreuzfahrten wurden günstiger: Zwischenstopp auf Haiti.
Die europäische Währung taucht weiter, und der Schweizer Franken steht wie ein Fels in der Brandung. Der Euro liegt bei derzeit noch gut 1.30 Franken: Ein Albtraum für die hiesige Tourismusindustrie. Ferien im Schweizer Alpenraum werden für Europäer zunehmend unerschwinglich. Schweiz Tourismus versucht verzweifelt, Gäste aus den Nachbarländern mit garantierten Euro-Fixpreisen hierher zu locken.
Umgekehrt herrscht bei den Schweizer Reiseveranstaltern Glücksstimmung. Die Devisenentwicklung sorgt dafür, dass die Preise gegenüber dem auch schon günstigen Vorjahr noch einmal purzelten. Und: Sinken die Reisepreise, steigen die Schweizer ins Flugzeug.
Badeferien: die üblichen Verdächtigen
Es herrscht gutes Flugwetter: Die grössten Schweizer Reisebüros schätzen, dass Ferien diesen Sommer bis zu 15 Prozent günstiger werden als im Vorjahr. Von den europäischen Destinationen ist heuer nicht nur der Pleitestaat Griechenland preislich besonders attraktiv. Auch die üblichen Badeziele locken mit preisgünstiger Erholung, sei es Sommerruhe oder Rambazamba. Prisca Huguenin-dit-Lenoir von Hotelplan nennt hier etwa Ägypten, Tunesien, Griechenland, Türkei, Zypern, und natürlich Mallorca mit dem Ballermannstrand.
Auch Roland Schmid von Pauschalreisespezialist Tui bestätigt: «Nach wie vor kommen Ferien, die bezüglich Leistungen und Kosten kalkulierbar sind, bei Herrn und Frau Schweizer gut an, zum Beispiel Club-, Familien- oder All-Inclusive-Ferien».
Tiefe «Nebenkosten» fördern Trend zu Individualreisen
Direkt von den Währungsdifferenzen profitieren können Schweizer Touristen bei den sogenannten Nebenkosten. Darunter versteht man alles, was vor Ort bar oder mit Kreditkarte bezahlt wird. Dazu zählen Shopping, Restaurant, Konzerte, Disco. Diesbezüglich fördert der tiefe Euro den Trend zu Individualreisen. «Hier bieten sich», so die Hotelplan-Sprecherin, «Trips in den europäischen Norden an, etwa nach Irland, aber auch nach Finnland.»
Nicht nur «Malle», sondern auch «Malé»
Aber auch grösseres Fernweh können die Schweizer heuer besonders günstig befriedigen. Grund: Der Franken erweist sich nicht nur gegenüber dem Euro als felsenhart, sondern auch gegenüber den meisten anderen Währungen. Zudem wirken sich hier die günstigeren Kerosinpreise und die Reduktion der Flugkapazitäten besonders stark aus. Laut Hotelplan sank etwa der Durchschnittspreis auf den Malediven gegenüber 2009 um rund 250 Franken. Auch Salsatanzen auf Kuba ist billiger geworden. Die Preise für Kreuzfahrten sanken gar um durchschnittlich 800 Franken pro Person.
Hoch in der Gunst: die USA
Die Trenddestination ist für Hotelplan-Sprecherin Huguenin-dit-Lenoir aber Nordamerika: «Die USA sind gegenüber den letzten paar Jahren um bis zu 30 Prozent günstiger geworden.» Entsprechend sei die Nachfrage. Auch bei Edelanbieter Kuoni gilt das Land der unbegrenzten Möglichkeiten als besonders beliebt.
Und wer nicht die Frankenstärke ausnutzen, sondern die heimische Tourismusbranche stärken will: Selbst in der Schweiz gibt es diesen Sommer günstige Angebote, etwa für ein Familienwochenende in Lugano oder Wanderferien in Davos, Kinder gratis. Nicht nur für EU-Bürger, auch für Schweizer.
Tipps gegen Reiseärger
Vor allem bei Billig-Airlines fallen immer mal wieder grundlos Flüge aus. Eine Fluggesellschaft ist aber nur dann nicht entschädigungspflichtig, wenn sie belegen kann, dass die Annullierung auf ausserordentliche Umstände wie spezielle Wetterbedingungen oder Streik zurückzuführen ist. Ansonsten hat der Passagier Anrecht auf einen Alternativflug, die Erstattung der Zusatzkosten wie Mahlzeiten, Hotelunterkunft und Transfer, sowie zusätzlich eine Entschädigung für die erlittene Unbill.
Die Ansprüche sollten sofort nach Erhalt der Flugannullation bei der Fluggesellschaft schriftlich über das Kontaktformular auf der Website geltend gemacht werden. Wenn die Fluggesellschaft innert sechs Wochen nicht reagiert, sollte man das Bundesamt für Zivilluftfahrt informieren. Alternativ können geprellte Fluggäste auch www.euclaim.de einschalten. Die holländische Firma ist spezialisiert auf die Eintreibung von Fluggastansprüchen.