Muttenz BL«Hier wird einfach nicht gebohrt. Punkt!»
Die Muttenzer Dorfbevölkerung geht gegen den geplanten Abbau von Salz auf der Rütihard auf die Barrikaden: Die Bohrungen seien ein massiver Eingriff in die intakte Natur.
- von
- lha
«Hier wird einfach nicht gebohrt. Punkt!» Der Muttenzer Landwirt Ruedi Brunner sagt das mit dem Brustton der Überzeugung, obwohl die Faktenlage gegen ihn spricht. Die Schweizer Salinen wollen auf der Rütihard in Muttenz Salz abbauen. Auf Land, das Brunner bewirtschaftet. Denn unter dem Boden schlummern dort mächtige Salzvorkommen.
Für die Schweizer Salinen AG ist es «das zentrale Abbaugebiet für die Saline Schweizerhalle», wie eine Sprecherin auf Anfrage mitteilte. Und das Unternehmen hat für den Abbau auf der Rütihard eine gültige Konzession.
Im Extremfall bedeutet das, dass die Saline das Gebiet sogar enteignen dürfte, damit sie ihr Recht wahrnehmen kann. In den letzten 180 Jahren habe man aber noch immer eine einvernehmliche Lösung gefunden, teilt das Unternehmen mit. Für zwei Sondierungsbohrungen hat die Saline, die im Besitz der Kantone ist, eine Baugenehmigung. Ab 2025 soll während mindestens 50 Jahren Salz abgebaut werden.
«Massiver Eingriff in die Natur»
Seit dies vergangene Woche bekannt wurde, regt sich in Muttenz der Widerstand. Die Facebook-Gruppe «Rettet die Rütihard!» mobilisiert erfolgreich mit dem Slogan «Salz statt Leben» und zählt bereits über 1700 Mitglieder. Am Samstag folgten über 100 Muttenzer der Einladung zu einem Informationsanlass vor Ort. Sie fürchten um das beliebte Naherholungsgebiet. «Das ist Wahnsinn, ein massiver Eingriff in die intakte Natur hier», sagt Roger Börlin, Gemeinderat (SP) und Ressortverantwortlicher Umwelt.
Was der Rütihard blüht, kann ein paar Kilometer weiter im Muttenzer Egglisgraben beobachtet werden, wo die Salinen bereits bohren. «Das ist jetzt alles ein Sumpf, die Landschaft ist völlig ruiniert», erzählte ein Muttenzer am Samstag.
Um den drohenden Schaden zu veranschaulichen, hat Brunner mit Latten sämtliche Bohrstandorte gemäss den Plänen der Schweizer Salinen ausgesteckt. Rund 30 Stück sind das, die mit Leitungen miteinander verbunden wären. Eine rund 20 Meter breite Hauptleitung würde die geförderte Sole zur Pumpstation führen.
«Kaiseraugst wurde auch nicht gebaut»
Gegen die Pläne der Schweizer Saline gibt es mittlerweile auch politische Unterstützung aus dem Gemeinderat. «Wenn die Bevölkerung zusammensteht, geht immer etwas», sagt Börlin. Brunner doppelt nach: «Das AKW Kaiseraugst wurde nicht gebaut, weil die Bevölkerung es verhindert hat und nicht etwa die Behörden.» Bohrlöcher zur Salzgewinnung sind zwar kein Kernkraftwerk, doch die Muttenzer haben in den 1930er-Jahren auch schon einen Militärflugplatz im Hardwald verhindert.
Die Bürgergemeinde Muttenz, der das Land auf dem Konzessionsgebiet der Salinen auf der Rütihard gehört, hat sich zu den Plänen der Schweizer Salinen noch nicht geäussert. Position werde man nach der Bürgergemeindeversammlung vom 12. Juni beziehen.