Liestal BL«Hier wird Kindern der sichere Schulweg weggenommen»
Für den Bahnausbau muss in Liestal eine Anwohnern beliebte Passerelle zurück gebaut werden. Diese lassen ihrem Frust nun auf Facebook freien Lauf und greifen die SBB an. Diese wehrt sich: Man hätte die Passerelle gerne sofort ersetzt, werde aber durch Einsprachen blockiert.
- von
- Lukas Hausendorf
Darum gehts
Anwohner des Liestaler Schwieri-Quartiers schiessen scharf gegen die SBB.
Wegen des Vierspur-Ausbaus wird die Passerelle abgerissen, die das Quartier direkt ans Stedtli anbindet.
Bis der Übergang ersetzt ist, wird es noch Jahre dauern. Die SBB weist die Verantwortung dafür aber von sich.
«Der einzige Zugang vom Stedtli in die Naherholungszone wird auf unbestimmte Zeit aufgehoben», ärgert sich ein Liestaler Unternehmer auf Facebook. Die SBB hat Anfang März angekündet, dass die Schwieri-Passerelle wegen Arbeiten für den Vierspurausbau der Bahnlinie auf den 23. Mai hin abgebrochen wird. Vorerst ersatzlos. Die Fussgängerverbindung zwischen dem Stadtzentrum und Schwieri-Quartier und dem Naherholungsgebiet am Orisbach wird einfach gekappt.
In der öffentlichen Facebook-Gruppe «Liestal Vernetzt» entlädt sich nun der Frust der Anwohner unter dem Post. «Sehr bedenklich», findet das ein Liestaler Gewerbler. «Den Kindern aus der Burgstrasse, die den Schwieri-Kindergarten besuchen, wird der unkomplizierteste Schulweg auf unbestimmte Zeit weggenommen», moniert er. Das habe für die betroffenen Familien einschneidende Auswirkungen. Der User, der die Diskussion mit seinem Post ins Rollen brachte, wirft der SBB sogar vor, sich mit dem ersatzlosen Rückbau über Vorgaben des Bundesamts für Verkehr hinwegzusetzen.
Die SBB kennt den Facebook-Post und die darin geäusserten Vorwürfe und weist diese allesamt zurück. «Der Abbruch der Passerelle ist mit dem BAV abgestimmt und verletzt damit auch keine Auflagen», stellt Mediensprecher Martin Meier klar.
Ersatz hätte im Sommer fertig sein sollen
Nicht nur das. Eigentlich hätte eine neue Passerelle im kommenden Sommer in Betrieb gehen sollen. «Wegen Einsprachen und dem noch hängigen Baubewilligungsverfahren ist das nicht möglich», erklärt Meier weiter. Man erstelle aber einen alternativen, stufenfreien Gehweg vom Schwieri-Quartier zum Bahnhof südlich des Gleisfelds, der kurz nach Abbruch der Passerelle in Betrieb gehe. Allerdings: Die Alternative ist mit Umwegen verbunden. «Den Unmut darüber verstehen wir», so Meier.
Der Ersatz der Passerelle ist noch nicht vom Tisch, verzögert sich aber erheblich. Die SBB rechnet damit, dass mit dem Neubau möglicherweise nicht vor 2025 begonnen werden kann. Die SBB habe im Auftrag des BAV eine behindertengerechte Variante ausgearbeitet und fristgerecht Mitte 2020 eingereicht. Überhaupt habe man stets alle Fristen eingehalten, die das BAV in Zusammenhang mit der Planung der Passerelle vorgegeben hatte, betont Meier. Das Plangenehmigungsverfahren könne nun ein Jahr oder länger dauern. Allfällige Beschwerden oder Einsprachen können den Bau weiter verzögern.
Die betroffenen Anwohner im Schwieri-Quartier werden sich also so schnell nicht mit der SBB versöhnen.