Mutter verhaftetHier wurde der kleine Dylan getötet
Die 40-jährige K. K. hat ihr behindertes Baby Dylan nach Spanien entführt und in einem Spital getötet. Jetzt wurde der Grossvater von Dylan verhaftet: Er soll K. K. bei der Flucht geholfen haben.
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- kko/bee/hal
Fast einen Monat lang fahndeten die Ermittler nach der 40-jährigen K. K. (Name d. Red. bekannt) , die ihren damals zehn Monate alten Sohn Dylan im Dezember aus ärztlicher Obhut im Kanton Zürich entführt hatte und untergetaucht war. Dylan litt an einem Geburtsfehler und war dringend auf Medikamente angewiesen. Eine Freundin der vermissten Frau vermutete, K. K. halte sich bei Freunden aus der Veganerszene auf. Die 40-Jährige ist konsequente Veganerin; sie wehrte sich laut verschiedenen Medienberichten gegen die Schulmedizin und verweigerte eine Therapie für ihren Sohn.
Höchstwahrscheinlich sind dies in diesem Fall sektenähnliche Gruppierungen, wie Sektenexperte Georg Otto Schmid sagt: «Es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen Veganismus und der Ablehnung der Schulmedizin. Häufige Nahtstelle zwischen diesen Phänomenen ist aber eine radikale Esoterik. Ich vermute deshalb stark, dass die Mutter von Dylan ebenfalls radikal esoterisch eingestellt ist.»
Jetzt schreiben spanische Medien: Dylan ist tot. Laut «laverdad.es» hat seine Mutter den Kleinen in einem Spital in der spanischen Stadt Torrevieja in der Nähe von Alicante getötet und anschliessend einen Suizidversuch unternommen.
Kein Hinweis auf Geisteskrankheit
Zuvor waren die beiden in einem Einkaufszentrum von der Guardia Civil aufgegriffen worden. Eine Passantin hatte die Vermisste und ihren Sohn gesehen und sich bei der Polizei gemeldet. K. K. und Dylan wurden daraufhin ins Spital gebracht, um untersucht zu werden, bevor sie den Schweizer Behörden ausgeliefert werden sollten. Gegen 23 Uhr wollte die 40-Jährige den Kleinen baden. Die Beamten liessen sie gewähren und warteten vor der Tür. Denn der Haftbefehl habe keinen Hinweis darauf gegeben, dass die Frau geisteskrank sein könnte.
Da nahm K.K. ein Messer, das sie in ihrer Tasche mitführte, schnitt ihrem Sohn die Kehle durch und versuchte sich anschliessend auf dieselbe Weise umzubringen. Dabei fügte sie sich so schwere Verletzungen zu, dass sie noch in der Nacht operiert werden musste.
Die Oberstaatsanwaltschaft Zürich bestätigt Dylans Tod. Bereits am Dienstag sei zudem der Grossvater des Kleinkinds verhaftet und inzwischen in U-Haft gesetzt worden. Das Zwangsmassnahmengericht wirft dem 69-Jährigen vor, seiner Tochter bei ihrer Flucht behilflich gewesen zu sein und sich dadurch der Begünstigung und Gehilfenschaft zur schweren Körperverletzung schuldig gemacht zu haben, wie Corinne Bouvard, Sprecherin der Oberstaatsanwaltschaft, mitteilte.
Radikale Esoteriker
In der Schweiz gebe es mehrere Tausend sehr radikale Esoteriker, so Sektenexperte Schmid. Sie glaubten an Verschwörungstheorien und lehnten staatliche Institutionen entschieden ab. Zumindest ein Teil von ihnen stellt diese Überzeugungen über das Kindswohl: 2010 ist in der Ostschweiz ein siebenjähriger Knabe fast gestorben, weil er zu lange vegan ernährt worden war. Ein Jahr später kam in Zürich ein Mädchen ums Leben. Seine Eltern verweigerten eine Therapie, obwohl die Fünfjährige an einem bösartigen Nierentumor erkrankt war. In beiden Fällen teilten die Spitäler mit, solche Fälle kämen immer wieder vor.