Muttenz BL«Hilfeee» – dieses Tier kann auch dir über den Weg krabbeln
Eine Frau lädt Bilder eines unbekannten Krabbeltieres auf Facebook. Doch was hat sie da vor die Linse bekommen? Ein Biodiversitäts-Experte ordnet ein.

- von
- Jonas Gut
Darum gehts
«Einfach kein schöner Anblick», heisst es in der Kommentarspalte auf Facebook. Dort postete eine Userin in der Gruppe «Du bisch vo Muttenz wenn …» Bilder eines ihr unbekannten Tieres. «Hilfeee. Weiss jemand, was das für ein exotisches Tier ist?», fragt sie. Die Bilder sind nichts für schwache Gemüter. In den Kommentaren wird gerätselt, um welches Insekt es sich handeln könnte.
«Ich würde aus Reflex sofort auswandern», schreibt ein User als Reaktion auf den Post. Nebst vielen angeekelten Kommentaren erntet das Tier aber auch lobende Worte. «Mega eindrücklich! Vor allem gerade auf diesem Holz extrem schön», schreibt jemand.
Auf Anfrage von 20 Minuten identifiziert der Biodiversitäts-Experte des WWF Schweiz Thomas Wirth das Tier. «Es ist ein Spinnenläufer und gehört zu den Hundertfüssern.» Es stamme ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und sei nach Mitteleuropa eingeschleppt worden. Die Tierart «ist mittlerweile auch wegen des Klimawandels auch nördlich der Alpen etabliert», erläutert Wirth.
Der Spinnenläufer als Nützling
Ausserhalb von Städten und Dörfern würden die Spinnenläufer laut dem Biodiversitäts-Experten nur an warmen Standorten vorkommen, da sie ansonsten im Winter erfrieren würden. «Mit zunehmendem Klimawandel wird diese Art sich weiter verbreiten und weitere Lebensräume erschliessen», erklärt er weiter. Der Spinnenläufer wird also auch hierzulande öfters anzutreffen sein.
Eine Userin schreibt: «Der Biss ist schmerzhaft. Sie räumen dafür mit allem anderen Ungeziefer auf und übertragen keine Krankheiten.» Der Experte bestätigt: Abgesehen vom schauerlichen Anblick sei der Spinnenläufer für den Menschen nicht gefährlich, obwohl er leicht giftig sei.
Das Tier jage andere schädliche Insekten, wie etwa Bettwanzen oder Mücken, sagt auch Glenn Litsios, Direktor von info fauna, das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Tierwelt. «Wir bekommen ab und zu Anfragen von Leuten, die sich fragen, ob diese Hundertfüsser gefährlich sind», erzählt er, «sie mögen das Dunkle und verziehen sich recht schnell, wenn das Licht angeht.» Falls man sie nicht bei sich im Haus haben wolle, könne man sie problemlos einfangen und draussen entlassen, so Litsios weiter.