Tücken der TechnikHipster-Velo irritiert selbstfahrendes Auto
Als er auf ein Fixie-Bike traf, stockte ein selbstfahrender Google-Wagen. Bei einer Testfahrt von Swisscom in Zürich gab es ein ähnliches Problem.
- von
- Julia Panknin
Überall auf der Welt arbeiten zig Ingenieure und IT-Experten für verschiedene Unternehmen an der grossen Zukunftsvision des autonomen Fahrens. Auch Uber gab erst kürzlich bekannt, dass man an einem Roboter-Auto arbeite.
Dazu holte der Taxi-Dienst nun sogar zwei bekannte Auto-Hacker mit ins Boot: Charlie Miller und Chris Valasek. Die beiden IT-Sicherheitsexperten sorgten für Schlagzeilen, als sie sich in einen fahrenden Jeep Cherokee hackten und aus der Ferne in die Steuerung des Fahrzeugs eingriffen.
In den USA fahren Autos bereits selbst
Während Uber noch am Anfang steht, sind die selbstfahrenden Autos von Google bereits auf amerikanischen Strassen unterwegs. Ausgelernt haben aber auch diese noch nicht – bis jetzt sitzen immer noch Experten mit an Bord, die im Zweifelsfall eingreifen oder zumindest Notizen machen.
So geschehen in Austin, Texas: In einem Forum berichtete ein Mann von einer amüsanten Begegenung mit einem Test-Fahrzeug. Er habe mit seinem Fixie-Bike an einer Kreuzung gehalten, an dem auch ein Google-Auto stehen blieb. Da solche Eingang-Räder ohne Freilauf daherkommen, balancierte er sein Velo im Stand mit Gegendruck auf die Pedale.
Wie steht es um das selbstfahrende Auto der Swisscom?
Anscheinend konnte die Software des Wagens die Vor-und-zurück-Bewegungen des Drahtesels nicht einschätzen, weshalb er mehrmals abrupt abbremste und so ein hüpfendes Tänzchen mitten auf der Kreuzung hinlegte. Und das Ganze zwei Minuten lang. Die Männer im Auto hätten gelacht und fleissig auf ihre Notizblöcke gekritzelt, berichtet der Velofahrer.
Auch in der Schweiz rollte bereits ein selbstfahrendes Auto über die Strassen: Für eine Testfahrt rüstete Telekomanbieter Swisscom einen VW Passat mit Sensoren und einer speziellen Software aus und liess den Wagen im Mai durch Zürich düsen.
«Die Systeme sind noch nicht intelligent»
Hier gab es einen ähnlichen Vorfall, sagt Olaf Schulze, Pressesprecher Swisscom, gegenüber 20 Minuten: «Als hohes Gras vom Strassenrand auf die Strasse wehte, wich das Auto aus.» Dies liege daran, dass die Systeme noch nicht intelligent seien. Sie könnten zwar erkennen, dass da etwas ist, aber nicht zuordnen, was es ist.
«Eine der grössten Herausforderungen wird es sein, die Systeme so intelligent zu machen, dass sie die Umgebung richtig einschätzen können. Aber auch versicherungstechnisch und gesetzlich sind hier noch viele Fragen offen», sagt Schulze.
Erste selbstfahrende Autos in drei bis fünf Jahren
Experten gehen jedoch davon aus, dass bereits in drei bis fünf Jahren die ersten selbstfahrenden Autos über Schweizer Autobahnen fahren könnten, so Schulze. «Bis die Systeme so weit sind, auch den Stadtverkehr zu begreifen, geht es aber wohl noch ein gutes Stück länger.»
Für die Swisscom werde das Thema des autonomen Fahrens erst richtig spannend, sobald selbstfahrende Autos untereinander kommunizieren, also Daten austauschen, erklärt Schulze. «So kann zum Beispiel vor Stau gewarnt und automatisch eine bessere Route genommen werden. Dafür braucht es natürlich ein starkes Netz mit möglichst kurzer Reaktionszeit.»