Hisbollah-Führer schockiert Israel
Vom Friedensprozess in Nahost redet im Moment niemand mehr. Aus dem Gazastreifen wurden Dutzende Raketen auf Israel geschossen, das Land tötete im Gegenzug Dutzende Palästinenser. Jetzt giesst auch noch der Hisbollah-Führer Nasrallah Öl ins Feuer.
Der Anführer der libanesischen Hisbollah, Scheich Hassan Nasrallah, hat sich erstmals seit mehr als einem Jahr wieder in der Öffentlichkeit gezeigt. Bei einer Kundgebung in Beirut warnte er Israel vor «neuen Aggressionen».
«Ich verkünde hiermit, dass unsere Streitkräfte in ständiger Alarmbereitschaft sind und sich jedem möglichen Krieg gegen den Libanon entgegenstellen werden», sagte der Hisbollah-Führer kampflustig vor Zehntausenden Anhängern.
«Haben Leichenteile»
Verbal ging er selbst in die Offensive. «Wir haben Hände, Füsse und sogar fast vollständige Leichen vom Kopf bis zum Becken», rief Nasrallah. Die Aussagen sorgten für grosse Empörung in Israel. Die israelische Armee erwiderte, Nasrallah sei «zynisch und bösartig». Und Innenminister Scheetrit sagte: «Wir sollten uns nicht von ihm einschüchtern lassen, noch sollten wir uns ihm ergeben – wir sollten ihn ausschalten.»
Nasrallah war zuletzt bei einer «Siegesfeier» nach dem Krieg gegen Israel öffentlich aufgetreten. Seither hatte er sich aus Furcht, die Israelis trachteten ihm nach dem Leben, versteckt gehalten und sich nur über das Fernsehen und Videobotschaften an seine Anhänger gewandt.
Gewalt schüren
Nasrallah verurteilte die jüngsten Militärschläge Israels im Gazastreifen. Mit Blick auf die von US-Präsident George W. Bush initiierten Friedensgespräche zwischen Israel und den Palästinensern wies der Hisbollah-Führer jeglichen Friedensplan zurück, der auf eine «Kapitulation» hinauslaufe. Der einzige Weg zur Freiheit sei der «Widerstand».
Die israelische Armee drang auch am Wochenende mehrfach in den Gazastreifen ein. Binnen einer Woche starben 35 Palästinenser. Seit vergangenem Sonntag wurden etwa 165 palästinensische Kassam-Raketen auf Ziele in Israel abgefeuert. Zudem seien etwa 70 Mörsergranaten eingeschlagen.
Energiestopp
Als zusätzliche Strafmassnahme drehte Israel den Palästinensern im Gazastreifen den Benzinhahn zu. Das einzige Kraftwerk im Küstenstreifen stellte am Sonntag den Betrieb ein. Damit sind weite Teile von Gaza-Stadt ohne Strom. Der Produktionsstopp hat auch fatale Folgen für Spitäler und die Wasserversorgung.
Unterdessen appellierte Abbas an UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon und an das sogenannte Nahostquartett (EU, USA, UNO, Russland) und an die Arabische Liga, sich für die Aufhebung der Abriegelung des Gazastreifens durch Israel einzusetzen. Doch daran denkt die israelische Regierung im Moment nicht.
(AP/SDA)