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Hitler-Stellvertreter auf Marken der Deutschen Post

Neonazis haben es geschafft, über den personalisierten Briefmarken-Service der Deutschen Post Briefe mit dem Bild des einstigen Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess zu verschicken.

Das Konterfei des verurteilten Kriegsverbrechers sei leider durch die Kontrollen gerutscht, sagte Konzern-Sprecher Dirk Klasen am Mittwoch und bestätigte damit einen Bericht der «Tageszeitung».

Mit dem «Plusbrief Individuell» können Kunden seit Februar dieses Jahres im Internet Briefmarken personalisieren und so ihre Post für Hochzeiten, Geburtstage oder Jubiläen nach Wunsch verzieren. In der Regel werde jedes Motiv dabei von einer Kontrollgruppe geprüft, um Missbrauch zu vermeiden, erklärte Klasen. «Das läuft auch bei den meisten Fällen problemlos, nur bei dem Hess-Abbild ist offenbar etwas schief gegangen», erklärte er. Glücklicherweise seien insgesamt jedoch nur 20 Briefe mit dem Bild des nationalsozialistischen Politikers in Umlauf gekommen.

Hess wird seit seinem Selbstmord in einem Berliner Gefängnis 1987 in der rechtsradikalen Szene als Märtyrer verehrt. Sein Todestag am 17. August ist alljährlich Anlass für Aufmärsche von Neonazis.

Um Missbräuche in Zukunft zu vermeiden, sollen die Kriterien an die Prüfung nun noch strenger werden, kündigte Klasen an. Gleichzeitig betonte er jedoch, dass es bei einem Angebot wie dem individuellen Plusbrief «keine 100-prozentige Sicherheit geben kann». Dazu müsste man eine 500-Leute-Expertengruppe beschäftigen, die auf jedem Sachgebiet enorm bewandert sei. (dapd)

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