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Streit um Regenbogen-Statement«Hört auf mit diesem Kindergarten»

Viele Reaktionen sind heftig. Viele Fans sind enttäuscht. Und nicht nur die – auch Stimmen aus der Politik und der Schweiz kritisieren die Uefa scharf für das Verbot der Regenbogen-Arena in München.

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So hätte die Allianz-Arena am Mittwoch strahlen sollen. Wegen der Uefa passiert das nun aber nicht. 

So hätte die Allianz-Arena am Mittwoch strahlen sollen. Wegen der Uefa passiert das nun aber nicht.

Pool via REUTERS
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter ist darüber alles andere als erfreut. Von ihm stammte die Idee. 

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter ist darüber alles andere als erfreut. Von ihm stammte die Idee.

Getty Images for DFB
«Es regt mich innerlich einfach wirklich sehr auf», meint der Schweizer Beauty-, Fashion- und Lifestyle-Influencer Brian Havari.

«Es regt mich innerlich einfach wirklich sehr auf», meint der Schweizer Beauty-, Fashion- und Lifestyle-Influencer Brian Havari.

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Darum gehts

  • Die Uefa verbietet eine Regenbogen-Arena in München.

  • Über diesen Entscheid sind viele Fussball-Fans und Politiker wütend.

  • 20 Minuten fasst die wichtigsten Reaktionen zusammen und spricht mit Schweizer Promis.

Bei der Fussball-Europameisterschaft darf die Münchner Arena zum letzten Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn nicht in Regenbogenfarben erstrahlen. Einen entsprechenden Antrag der Stadt München lehnte die Europäische Fussball-Union (Uefa) am Dienstag ab.

Auf Social Media und in Deutschland gibt es laute Kritik – aus der Politik und von Interessenverbänden. Ungarn begrüsst die Entscheidung dagegen. Und in der Schweiz? Auch hier ist die Empörung vielfach gross – auch wenn die 20-Minuten-Community den Entscheid der Uefa zumindest teilweise versteht.

«Beschämend!» – Münchens Oberbürgermeister

Von ihm kam die Idee mit der Regenbogen-Arena. Nicht verwunderlich also kritisiert der deutsche SPD-Politiker das Verbot der Uefa. «Ich finde es beschämend, dass die Uefa es uns verbietet, hier in München ein Zeichen für Weltoffenheit, Toleranz, Respekt und Solidarität mit der LGBTQI+-Community zu setzen. Ich bin auch sehr enttäuscht, dass der DFB, trotz der unglaublich deutlichen Positionierung hier in München, in Bayern und auch in der Bundesrepublik nichts erreicht hat oder erreichen wollte. Der Alternativvorschlag, die Allianz Arena an einem anderen Tag zu beleuchten, konterkariert doch jegliche Botschaft, die von einer Regenbogenbeleuchtung ausgehen soll», lässt Reiter gegenüber 20 Minuten in einem schriftlichen Statement verlauten.

Weiter kündigt er Widerstand an. So erzählt er, dass die Stadt München dennoch ein deutliches Zeichen setzen werde. «Wir werden nicht nur das Münchner Rathaus mit Regenbogenfahnen beflaggen, sondern auch das Windrad an der Arena bunt leuchten lassen und den Münchner Olympiaturm», so Reiter. Damit bestätigt er entsprechende Medienberichte. 

«Es war nur ein PR & Marketing-Gag» – Brian Havarie

Der Schweizer Beauty-, Fashion- und Lifestyle-Influencer Brian Havarie äussert sich auf Instagram immer wieder dezidiert zu Themen wie Rassismus und Homophobie. Zu 20 Minuten meint der 20-Jährige, der auf Instagram 143’000 Follower hat: «Ich glaube wir sind gerade in einer Phase, in der Personen mehr und mehr für solche Themen sensibilisiert werden. Und wenn dann die Uefa bereits wegen einer Regenbogen-Binde – einer solchen Klinigkeit – ein Verfahren einleitet, zeigt das doch genau, wie widersprüchlich die Uefa in den Bereichen handelt. Zumal die Uefa ja öffentlich tweetet, dass sie für Diversität steht und offen ist.» Und: «Es regt mich innerlich einfach wirklich sehr auf, denn die Aktion der Uefa zeigt wieder einmal, dass Diversität nicht akzeptiert wird.» Die Uefa predige Dinge, hinter denen sie nicht stehen würden. Der Influencer sagt: «Dabei hätte sie die Möglichkeit gehabt zu zeigen, dass sie wirklich für diese Themen einstehen. Doch genau mit diesem Verbot haben sie wieder einmal bestätigt, dass all das nur ein PR & Marketing-Gag war.»

«Ich hoffe, die Uefa überdenkt das Verbot» – Sarah Akanji

Die FC-Winterthur-Spielerin und SP-Kantonsrätin Sarah Akanji versteht den Entscheid der Uefa nicht. «Es ist doch völlig widersprüchlich», meint die 28-Jährige. Vor der EM habe die Uefa noch gefunden, dass das Turnier für alle sei. «Und nun verbietet man ein Zeichen gegen Diskriminierung?», so Akanji. Weiter wundert sich die Schwester des Schweizer Nati-Stars Manuel Akanji über die verschiedenen Handhabungen. Was sie damit meint? Die Proteste gegen Rassismus, das Hinknien der Spieler vor vielen EM-Partien. Die SP-Kantonsrätin meint: «Zeichen gegen Rassismus sind erlaubt und das ist auch gut so. Genauso sollte auch dieses Zeichen gegen die Diskriminierung von LGBTQI+ zugelassen werden.» Am Schluss des Gesprächs mit 20 Minuten äussert sie noch einen Wunsch: «Ich hoffe, dass die Uefa das Verbot überdenkt. Viel Hoffnung habe ich aber nicht.»

«Setzt falsches Statement» – Tamy Glauser

Auch Tamy Glauser kann es nicht fassen. Gegenüber 20 Minuten meint das Model: «Es ist mega schade. Viele Sportlerinnen und Sportler haben ja sowieso schon Mühe sich zu outen. Das ist sehr schade.» Dass die Uefa es verboten habe, die Arena in München in Regenbogen-Farben zu hüllen, sei extrem. Glauser sagt: «Es setzt ein falsches Statement.» Das 36-jährige Model wünscht sich von den Verantwortlichen der Uefa mehr Akzeptanz und Kampf gegen Hass und Homophobie.

«Man ist eine politisch und religiös neutrale Organisation» – Uefa

«Man ist aufgrund der Statuten eine politisch und religiös neutrale Organisation. Angesichts des politischen Kontextes dieser speziellen Anfrage – eine Botschaft, die auf eine Entscheidung des ungarischen Parlaments abzielt – muss die Uefa diese Anfrage ablehnen.» So begründet der Fussball-Verband am Dienstagmorgen das Verbot. Weiter äussert sich die Uefa nicht dazu. Eine entsprechende Medienanfrage bleibt unbeantwortet. Interessant: Zuletzt setzte sich der Verband immer wieder gegen Homophobie ein. So twitterte die Uefa etwa vor dem Turnier: «Die Euro 2020 wird für alle sein.»

«Hört auf mit diesem Kindergarten» – 20-Minuten-Community

Die Leserinnen und Leser von 20 Minuten sind unterschiedlicher Meinung. Viele verstehen das Verbot der Regenbogen-Arena. «Hört endlich mit diesem Kindergarten auf», schreibt jemand aus der Community. Jemand anders meint: «Wann verdienen die Frauen beim FC Bayern die gleichen Löhne wie die Männer? Scheinheilig das Getue der Stadionbesitzer und Politiker.» Andere plädieren dafür, dass es gut sei, dass sich die Uefa auf den Fussball konzentriere. «Lasst den Sport Sport sein! Bei anderen Sportveranstaltungen sind politische Statements auch verboten, egal welcher Art», schreibt ein 20-Minuten-Leser. Und: «Ich will Fussball ohne Statement sehen.»

«Schämt euch!» – Twitter-User

Und die Fans? Viele sind wütend. So wird derzeit die Seite der Uefa mit Regenbögen und Pride-Flaggen überhäuft. Dutzendfach ist der Hashtag loveislove zu lesen. Und auch auf Twitter sind die Userinnen und User empört. Der deutsche SPD-Politiker Lars Klingbeil meint: «Liebe Uefa, es ist nicht so, dass ich von euch viel erwartet habe. Aber ihr seid noch peinlicher, als ich dachte. Schämt euch!» Ein anderer Twitter-User meint: «Das Märchen unserer Zeit: Der unpolitische Sport.» «Liebe #UEFA , ist Euch schon mal in den Sinn gekommen, dass Eure Entscheidung AUCH ein politisches Statement ist?», wütet ein weiterer. Oder: «Und wir machen jetzt einfach, was die Uefa und Ungarn wollen, oder wie?»

«Uefa musste Anfrage ablehnen» – DFB-Interimschef Rainer Koch

DFB-Interimspräsident Rainer Koch hat das Uefa-Verbot einer Regenbogen-Beleuchtung der Münchner EM-Arena verteidigt. «Da die Beleuchtung vom Münchner Stadtrat als eine gezielte Aktion gegen die Entscheidung des ungarischen Parlaments begründet worden ist, handelt es sich nicht mehr um ein blosses Statement im gemeinsamen Kampf gegen jede Form von Diskriminierung, sondern um eine politische Aktion», schrieb das deutsche Mitglied der Exekutive der Europäischen Fussball-Union am Dienstag bei Facebook. Da die Uefa eine «politisch und religiös neutrale Organisation» sei, habe sie die Anfrage aus der Münchner Politik ablehnen müssen.

«Ich danke Gott, die Uefa hat richtig entschieden» – Ungarns Regierung

Ungarn hat die Entscheidung der Uefa begrüsst, die Beleuchtung des Münchener EM-Stadions in Regenbogenfarben nicht zuzulassen. Die Europäische Fussball-Union habe «die richtige Entscheidung getroffen», sagte Aussenminister Peter Szijjarto am Dienstag am Rande eines EU-Ministertreffens in Luxemburg vor ungarischen Journalisten. «Man hat entschieden, sich nicht für eine politischen Provokation gegenüber Ungarn einspannen zu lassen», fügte er hinzu. Und: «Ich danke Gott, dass im Kreis der europäischen Fussballbosse der gesunde Menschenverstand überwiegt und diese politische Provokation nicht mitmachte. Die Uefa hat richtig entschieden.»

Deutsche Clubs setzen ein Zeichen

Mehrere Clubs in Deutschland teilen mit, dass sie am Mittwochabend ihre Stadien als Zeichen des Protests in Regenbogenfarben leuchten lassen. Als erster Verein gaben dies Eintracht Frankfurt und Köln bekannt. Danach folgten weitere Clubs wie Wolfsburg, Augsburg, Berlin, Düsseldorf und Darmstadt.

LGBTQI+: Hast du Fragen oder Probleme?

Hier findest du Hilfe:

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Du-bist-du.ch, Beratung und Information

Lilli.ch, Information und Verzeichnis von Beratungsstellen

Milchjugend, Übersicht von Jugendgruppen

Elternberatung, Tel. 058 261 61 61

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

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