«Reine Abzocke»Hohe Ikea-Preise – so entgehst du dem Schweiz-Zuschlag
Dasselbe Ikea-Produkt kostet im Ausland deutlich weniger als in der Schweiz. Mit unterschiedlichen Kosten seien diese Preisunterschiede kaum zu erklären, sagen Experten.
Darum gehts
Ikea verlangt in der Schweiz zum Teil deutlich mehr für seine Produkte als in Deutschland.
Der Konsumentenschutz und ein Ökonom widersprechen den Erklärungen von Ikea.
Sie raten zum Kauf im Ausland.
Bei Ikea kostet das Sofa im Schweizer Onlineshop doppelt so viel wie bei Ikea.de. Auch andere Produkte, etwa ein Bettgestell oder ein Schaukelstuhl sind deutlich teurer. Nachgefragt beim Möbelhaus in der Schweiz erklärt eine Sprecherin die massiven Preisunterschiede unter anderem mit höheren Kosten für Logistik und Gehälter in der Schweiz.
Zudem sei der Lieferdienst in der Schweiz bereits inbegriffen. Ausserdem habe Ikea in Deutschland wegen des grösseren Marktes eine bessere Verhandlungsposition für die Einkaufspreise. Grundsätzlich seien die Preise von Ikea in der Schweiz bei der Hälfte der Produkte aber gleich oder günstiger als in Deutschland, der Rest sei im Schnitt 20 Prozent teurer.
«Mehr als zehn Prozent Zuschlag sind reine Abzocke»
Der Konsumentenschutz widerspricht: Ikea habe viel zu hohe Preise in der Schweiz, sagt Konsumentenschutz-Geschäftsleiterin Sara Stalder zu 20 Minuten. Auch die Stichproben des Konsumentenschutzes zeigten, dass die Preise bei Ikea vielfach deutlich höher seien als im Ausland.
Höhere Mieten und Löhne rechtfertigten zehn Prozent höhere Preise. «Mehr ist reine Abzocke. Die Möbel werden am gleichen Ort gemacht und dann einfach in die Schweiz oder nach Deutschland geliefert», sagt Stalder.
Ikea sei nicht alleine mit dem Schweiz-Zuschlag. Auch andere Firmen wie beispielsweise Walbusch im Kleiderbereich, die Schuhmarke On oder Rituals im Kosmetikbereich seien teilweise viel teurer in der Schweiz.
Lieferdienste oder ein Briefkastendepot nutzen
Die Konsumentenschützerin empfiehlt, die Preise in Onlineshops im Ausland zu vergleichen und zu schauen, wie man ausweichen kann. «Gibt es Lieferdienste, die günstig in die Schweiz liefern? Oder kann ich ein Paketdepot im grenznahen Ausland nutzen und dann dort die Ware abholen?»
Ist dir der Schweiz-Zuschlag auch schon aufgefallen?
Auch Ökonom Mathias Binswanger von der Fachhochschule Nordwestschweiz sagt: «Mit unterschiedlichen Kosten sind diese Preisunterschiede kaum zu erklären. Vielmehr geht es darum, die in der Schweiz höhere Kaufkraft abzuschöpfen und dort höhere Preise zu verlangen, wo man kann.» In Deutschland sei auch die Konkurrenz billiger.
Binswanger empfiehlt ebenfalls: «Bei Gütern aus dem Internet sollte man direkt im Ausland bestellen.» Wegen des neuen Geoblocking-Verbots dürften ausländische Anbieter nicht mehr auf Schweizer Internetseiten umleiten, wo die Produkte dann einen höheren Preis haben, so Binswanger (siehe Box).
Webseiten dürfen nicht mehr automatisch umleiten
Seit letztem Jahr gilt das Geoblocking-Verbot. Firmen dürfen ihre Kundinnen und Kunden seither nicht mehr automatisch auf ihre Schweizer Webseite umleiten, wenn sie beispielsweise die deutsche Webseite besuchen wollten. Es gibt aber einige Ausnahmen, etwa bei Dienstleistungen im Finanzbereich, elektronischer Kommunikation, im öffentlichen Verkehr, im Gesundheitsbereich oder bei Glücksspielen.
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