Holländer wählen auf gehackten Wahlmaschinen
In den Niederlanden hat die Wahl eines neuen Parlaments begonnen. Erstmals kommen elektronische Wahlmaschinen zum Einsatz - holländische Hacker spielen Schach darauf.
Etwa 12 Millionen Wahlberechtigte entscheiden über die künftige Zusammensetzung der 150 Sitze in der Volksvertretung, der Zweiten Kammer, in Den Haag.
Nach Umfragen hat der christdemokratische Ministerpräsident Jan Peter Balkenende einen Vorsprung vor seinem sozialdemokratischen Herausforderer Wouter Bos. Ein vorläufiges Ergebnis wird gegen Mitternacht erwartet.
Die regulär erst im Mai 2007 fällige Wahl war vorgezogen worden, nachdem die linksliberale Partei D66 die Regierungskoalition im Sommer verlassen hatte. Seitdem regiert Balkenende mit einem Minderheitskabinett aus Christdemokraten und Rechtsliberalen.
Den Umfragen zufolge haben diese beiden Parteien auch bei der jetzigen Wahl keine Aussicht auf eine gemeinsame Mehrheit und werden sich weitere Partner suchen müssen. Da auch im linken Spektrum keine regierungsfähige Mehrheit in Aussicht steht, wird eine grosse Koalition nicht ausgeschlossen.
Schach auf dem Wahlcomputer
Der niederländischen Bürgerinitiative «Wij vertrouwen stemcomputers niet» (Wir vertrauen Wahlcomputern nicht) gelang es Anfang Oktober, die Wahlmaschinen der Firma Nedap zu knacken, die in Skandinavien verbreitet sind.
Sie manipulierten den Computer durch Austauschen zweier Chips derart, dass schliesslich ein falsches Wahlresultat ausgespuckt wurde. Zudem behaupteten die Hacker, auf dem Computer problemlos Schach spielen zu können.
Hersteller Nedap konterte: Den Beweis, «dass man mit unserer Wahlmaschine auch Schach spielen kann», so Sprecher Groenendaal, «würde ich gerne vorgeführt bekommen», sagte er dem Fachportal heise.de.
Den Gefallen taten ihm die Hacker und installierten vor laufender Kamera ein Schachprogramm auf dem Rechner - «die Wahlmaschine eröffnete mit d2-d4» verkündeten die Computerspezialisten in einer Pressemitteilung hämisch. (sda)