Holocaust-Mahnmal eröffnet
Fast zwei Jahrzehnte nach Beginn der Planung ist das Berliner Holocaust-Mahnmal eröffnet. Bei der Eröffnungszeremonie nahmen Bundespräsident Horst Köhler und Kanzler Gerhard Schröder teil.
Bei einer Zeremonie mit 1500 Gästen aus aller Welt sagte Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, die Gedenkstätte sei ein Bekenntnis des geeinten Deutschlands zu seiner Geschichte. Das Stelenfeld erinnere an «das entsetzlichste der Verbrechen Nazi-Deutschlands» und sei keinesfalls «der steinerne Schlusspunkt» unter die Aufarbeitung dieser Vergangenheit.
Über das Mahnmal war 17 Jahre teils sehr kontrovers diskutiert worden. Es liegt in unmittelbarer Nähe des Brandenburger Tores und besteht aus einem 19.000 Quadratmeter grossen Stelenfeld und einem unterirdischen «Ort der Information». Dort werden die Besucher über Verfolgung und millionenfache Ermordung der Juden unterrichtet.
«Das Denkmal wird Anstoss bleiben, der Streit darum wird weitergehen», sagte Thierse. Nicht alle Gegenargumente seien widerlegt worden, die Widmung bleibe umstritten. Das Denkmal erinnert an die Ermordung von sechs Millionen Juden, aber nicht an andere Opfer der Nazi-Dikatur. Thierse merkte an, dass im «Ort der Information» auf andere Gedenkstätten hingewiesen werde.
Das Holocaust-Mahnmal erhebe «keinen Monopolanspruch» auf das Gedenken, sagte Thierse. Es ermögliche heutigen und nachfolgenden Generationen, sich mit dem Kopf und mit dem Herzen dem unbegreiflichen Geschehen zu stellen. «Es ist eine bauliche Symbolisierung für die Unfasslichkeit des Verbrechens.» Die Gedenkstätte verpflichte zu einer Kultur der Humanität, der Anerkennung und Toleranz «in einem Land, in dem wir ohne Angst als Menschen verschieden sein können».
Forderung nach Denkmälern für andere Opfer unterstützt
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, warnte davor, die authentischen Orte des Erinnerns zu vernachlässigen. Es wäre «nicht nur bedauerlich, sondern geradezu skandalös, wenn die Gedenkstätten langfristig einen Preis für die Errichtung des Holocaust-Mahnmals zu zahlen hätten», sagte er. «Ohne die historische Erinnerung, ohne die authentischen Vernichtungsorte wird auf Dauer jedes abstrakte Denkmal seine Wirkung als Zeichen gegen das Vergessen verlieren.»
Spiegel kritisierte, dass das Denkmal zwar die Opfer ehre, aber nicht auf die Täter verweise. «Die Täter und Mitläufer von einst und deren heutige Gesinnungsgenossen müssen sich beim Besuch des Denkmals nicht unmittelbar angesprochen fühlen.» Trotz der Einwände unterstütze er das Projekt, sagte der Zentralratspräsident. «Möge es dazu beitragen, jene Erinnerung wach zu halten, die mit dem Verstummen der Zeitzeugen zu verblassen droht.»
Spiegel stellte sich hinter die Forderung anderer Opfergruppen nach öffentlichen Orten des Gedenkens. Er mahnte dazu, den Tag des Kriegsendes als Tag der Befreiung vom nationalsozialistischen Terrorregime zu begehen. «Wer diesen Tag noch immer als Niederlage Deutschlands sieht, sollte sich bewusst machen, was aus Deutschland wirklich geworden wäre, wenn der Nationalsozialismus gesiegt hätte», betonte er. «Erst das Ende des nationalsozialistischen Unrechtsregimes ermöglichte uns allen ein Leben in Freiheit.» (dapd)