Holzklotz-Mörder gefasst
Zwei Monate nach dem tödlichen Holzklotz-Wurf von einer Autobahnbrücke in Niedersachsen ist der Täter hinter Schloss und Riegel.
Ein 30-jähriger Drogenabhängiger aus Rastede nördlich von Oldenburg hat am Mittwoch die Tat gestanden. Am Ostersonntag, 23. März, hatte er den Klotz von einer Brücke bei Oldenburg auf ein auf der Autobahn fahrendes Auto geworfen. Eine 33-jährige Mutter wurde erschlagen. Gegen den Täter erging Haftbefehl wegen Mordes und gefährlichen Eingriffs in den Strassenverkehr, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwochabend in Oldenburg bekanntgaben.
Der Mann hatte sich am 5. April als einer der ersten Zeugen bei der Polizei gemeldet und erklärt, er sei mit dem Fahrrad auf dem Weg zu einem Dealer gewesen, habe den Holzklotz auf dem Radweg liegen sehen und ihn an die Seite gestellt. Die Sonderkommission hatte jedoch von Anfang an Zweifel an dieser Aussage und ermittelte gegen den 30-Jährigen, wie der Leiter der SoKo, Reiner Gerke, sagte. Die Ermittlungen ergaben unter anderem, dass die Sandanhaftungen an dem sechs Kilogramm schweren Holzklotz sehr wahrscheinlich vom Grundstück des Wohnhauses des Verdächtigen stammen. Dort lägen viele ähnliche Holzklötze, die er angeblich zum Heizen benutze.
Am Mittwoch wurde der 30-Jährige aufgrund zahlreicher Indizien verhaftet. Er legte ein Geständnis ab und gab als Motiv «allgemeinen Frust» und Perspektivlosigkeit an. Er hat nach Polizeiangaben keinen Schulabschluss, war als Arbeiter in Betrieben beschäftigt und polizeibekannt - als Drogenabhängiger und wegen Straftaten, unter anderem wegen Eigentumsdelikten. Er wohnte seit etwa zehn Jahren in Rastede und war vor 16 Jahren mit seinen Eltern aus Kasachstan nach Deutschland gezogen. Er habe die deutsche Staatsangehörigkeit und alleine gewohnt.
Jugendliche als Zeugen gesucht
Nach seiner Aussage hat der verhaftete Nikolai H. den Holzklotz allein geworfen. Die Polizei hatte nach Zeugenaussagen zunächst eine Gruppe von drei bis fünf Jugendlichen mit einer Phantomskizze gesucht. Diese wurden aufgerufen, sich als Zeugen zu melden.
Das Verbrechen geschah am Abend des Ostersonntags gegen 20.00 Uhr auf der A29 zwischen dem Autobahnkreuz Nord und der Abfahrt Ohmstede. Plötzlich durchschlug der Holzklotz die Windschutzscheibe eines BMW und traf die Frau auf dem Beifahrersitz. Die 33-jährige Olga K. aus Telgte (Nordrhein-Westfalen) starb vor den Augen ihres 36-jährigen Mannes und der sieben und neun Jahre alten Kinder, die fast unverletzt blieben,& aber einen schweren Schock erlitten.
Für Hinweise auf den oder die Täter waren 6.000 Euro Belohnung ausgesetzt. Der Fall war auch Thema in der ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY... ungelöst» aufgegriffen worden. Es gingen Hunderte Hinweise aus der Bevölkerung ein.
Die Generalstaatsanwaltschaft hatte im April die Arbeit der Polizei kritisiert und ihr vorgeworfen, die Ermittlungen mit überzogener Pressearbeit zu gefährden.
(dapd)