Zurück ins Büro«Homeoffice für immer und für alle» – Novartis bricht CEO-Versprechen
Zu Hause arbeiten, so oft man will: Bei Novartis war das lange möglich. Jetzt nicht mehr: Es gibt neue Homeoffice-Regeln – weil direkte persönliche Kontakte nicht ersetzbar seien.
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Darum gehts
CEO Vas Narasimhan versprach den Novartis-Mitarbeitenden in der Corona-Pandemie, dass sie so oft im Homeoffice arbeiten dürfen, wie sie wollen.
Seit April ist das vorbei: Beim Pharmakonzern gibt es wieder eine Mindestzeit, die Mitarbeitende im Büro verbringen müssen.
Der persönliche Kontakt habe sich mit dem Homeoffice-Freipass so weit reduziert, dass die Innovation zu leiden drohte, sagt eine Sprecherin des Pharmakonzerns.
«Wir machen das Angebot, dass alle eigenverantwortlich wählen können, wie, wo und wann sie arbeiten wollen, um das beste Ergebnis zu erzielen» – diese Aussage hat Novartis-CEO Vas Narasimhan vor rund drei Jahren gemacht. Seither durften die meisten Mitarbeitenden so oft im Homeoffice arbeiten, wie sie wollen.
Das ist vorbei: Novartis hat seine Homeoffice-Regeln geändert und wieder eine Mindestzeit eingeführt, in der das Personal in der Firma sein muss, wie die «CH Media» schreibt. «Unsere Prinzipien sehen vor, dass die Büro-Mitarbeitenden zwölf Tage im Monat vor Ort verbringen», sagt eine Sprecherin des Unternehmens.
Novartis folgt Swisscom
Novartis folgt damit Swisscom, das die Homeoffice-Regeln ebenfalls verschärft hat: Beim Telekomkonzern müssen die Mitarbeitenden wieder mindestens zwei statt nur einen Tag pro Woche im Büro verbringen.
Mitarbeitende von Novartis müssen nun wieder 60 Prozent im Büro arbeiten, auch für Teilzeitangestellte gilt dieser Wert als Massstab. Wer im Labor, in der Produktion oder im Aussendienst tätig ist, müsse grundsätzlich vor Ort sein. Der Konzern habe diese Regeln im Januar eingeführt und setze sie seit April um, heisst es weiter.
So überwacht Novartis die Mitarbeitenden im Homeoffice
Novartis nutzt Software, die misst, wie aktiv die Belegschaft im Homeoffice ist. Das Unternehmen sieht so etwa, wer wie viel mailt, telefoniert und digitale Meetings abhält. Laut dem Konzern ist die Offenlegung der Daten freiwillig, 97 Prozent der Belegschaft mache aber mit. Mehr dazu kannst du hier lesen.
Es gebe keinen Ersatz für direkte persönliche Kontakte, begründet Novartis die Kehrtwende. Man lege Wert darauf, dass Mitarbeitende Zeit miteinander verbringen. Gegen Ende der Pandemie habe sich der persönliche Kontakt so weit reduziert, dass die Innovation und Zugehörigkeit zu leiden drohten».
Killt Homeoffice die Produktivität?
Laut SBB arbeiten Angestellte am liebsten am Montag und Freitag zu Hause: Die Pendlerströme sind dann geringer als normal. «Am Freitagnachmittag muss man nicht mehr mit einer Antwort rechnen, viele sind dann schlecht erreichbar», sagt Ex-VBZ-Personalchef und HR-Experte Jörg Buckmann. Er könne sich nicht vorstellen, dass die Produktivität am Freitag gleich hoch sei wie an einem Dienstag.
Wo bist du produktiver – im Büro oder im Homeoffice?
Coop hat die Arbeit zu Hause am Montag sogar verboten, wie «CH Media» schreibt. Büroangestellte dürften einen Tag pro Woche im Homeoffice arbeiten, bei einem Pensum von 50 bis 80 Prozent einen halben Tag.
Tesla-CEO Elon Musk stellt die Arbeit zu Hause ebenfalls in Frage: Er hat Mitarbeitenden, die weniger als 40 Stunden pro Woche im Büro sind, mit der Kündigung gedroht. Und Goldman-Sachs-CEO David Solomon bezeichnete Homeoffice als «Fehltritt, den wir so schnell wie möglich korrigieren werden».
Hier gibts viel Homeoffice
Laut Michael Hermann, Mitbesitzer von Great Place To Work, ist bei Homeoffice die Frage des Vertrauens zentral. Kein Problem damit scheint Baloise zu haben: Laut «CH Media» dürfen die Angestellten des Konzerns maximal 60 Prozent ihrer Arbeitszeit ausserhalb des Büros erledigen. Die Sieger des Arbeitgeber-Rankings, für das fast 30’000 Angestellte abgestimmt haben, haben ebenfalls oft lockere Homeoffice-Regeln.
Auch Introvertierte mögen Homeoffice: Ihnen fällt es oft schwer, im Grossraumbüro zu arbeiten. Das Ende der Homeoffice-Pflicht habe negativ auf diese Personen gewirkt, sagt Organisationsentwicklerin Norina Peier.
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