Sturm über Genfer BankHSBC schasst Private-Banking-Chef
Der Finanzgigant HSBC wechselt überraschend seinen Vermögensverwaltungschef aus. Krishna Patel muss seinen Sessel laut Insider wegen eines Spesenskandals räumen.
- von
- L. Hässig

HSBC-Privatbankchef Krishna Patel stolpert über Spesen.
Krishna Patel, 63, ist ein Veteran der globalen HSBC-Bank. Besser: Er war einer. Gestern gab die Bank Patels Abgang bekannt. Nach fast 30 Jahren und «grossen Leistungen» war Schluss. Patels Abgang kommt überraschend. Erst vor gut einem Jahr wurde der Senior, der zum innersten Machtzirkel der gigantischen HSBC gehörte, auf den Stuhl des Private-Banking-Chefs gesetzt. Dieser hat seine Wirkungsstätte in Genf.
Patel zog als Wohnsitz die Finanzmetropole Zürich vor. Von hier aus liess es sich leichter in die Welt hinausfliegen. Das tat der HSBC-Topshot berufsmässig oft und gern und entsprechend hoch waren seine Spesen. Dabei soll es zu Unregelmässigkeiten gekommen sein. Patel, so eine Quelle mit Links zur HSBC in Genf, sei über einen Spesenskandal gestolpert. Der Spitzenbanker habe private Auslagen seiner Arbeitgeberin belastet, schreibt das Bankenportal Inside Paradeplatz am Donnerstag. Es geht um eine 7-stellige Summe.
Mitten drin: der Schweiz-Ableger der Auslandbank
Ein Sprecher der HSBC wollte keine Stellung nehmen, nachdem ihm in einem ersten Gespräch noch nichts von Spesensünden bekannt sein wollte. Nun gibt der HSBC-Mann ein dürres «no comment» als Antwort. Ein Spesenskandal eines Topshots hat der HSBC gerade noch gefehlt. Sie ist in den letzten Monaten in einen Sturm geraten, der die Bank Milliarden kosten kann und die Reputation belastet.
Mitten drin ist der Schweiz-Ableger der Auslandbank mit Hauptsitz in Genf und Filiale in Zürich. Die Alpenrepublik ist die Kompetenzstätte für die Reichsten unter der globalen Kundschaft im Reich der britisch-asiatischen Grossbank. In den USA beschuldigte der Senat die Bank diesen Sommer, für Mexiko, Iran und Saudi-Arabien Geld gewaschen und Terroristen finanziert zu haben. Es droht eine Busse von mehr als einer Milliarde Dollar.
Schmugglerring mit Bankverbindung
In der Schweiz reissen die Headlines rund um gestohlene Kundendaten nicht ab. Ein Informatiker der HSBC stahl vor einigen Jahren die Daten von mehreren Tausend HSBC-Kunden mit Konten in Genf. Ein Teil dieser Daten betrifft vermögende Griechen. Eine Liste mit den Namen dieser reichen Griechen landete via Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, bei den griechischen Steuerbehörden. Eine griechische Zeitschrift machte vor kurzem die Namen publik und sorgte für einen Sturm im Athener Establishment.
Im Oktober folgte die Marihuana-Affäre mit marokkanisch-französischer Beteiligung. Wieder führte ein Strang der Geschichte in die HSBC Genf. Mehrere Vermögensverwalter und Banker wurden in der Rhonestadt verhaftet, einer von ihnen arbeitete für die HSBC. Die ermittelnden französischen Behörden vermuten einen Schmugglerring. In Paris wurde eine bekannte Grünen-Politikerin inhaftiert, bei ihr soll die Polizei 400'000 Euro in Bar gefunden haben.
Nachfolger aus Skandalumfeld
Der Marihuana-Skandal und die übrigen Affären sollen eine interne Untersuchung in der HSBC ausgelöst haben. Diese erhöhe den Druck auf die Schweizer Chefs. Darunter finden sich einige mit bekannten Namen. Alexandre Zeller war bei der HSBC in Genf CEO, als es darum ging, die Datenklau-Affäre rund um den IT-Mitarbeiter aufzuarbeiten. Zeller sei über den Marihuana-Fall auch frühzeitig im Bild gewesen. Anfang 2012 hat Zeller seinen Posten geräumt. Er soll nächsten Frühling Präsident der Schweizer Börsenorganisation Six werden.
Nachfolger von Zeller ist Franco Morra, ein bei der UBS zuvor geschasster Ex-Berater der Firma Boston Consulting. Auch Morra könnte um die Brisanz des Marihuana-Dossiers gewusst haben. Mit Personalmutationen habe Morra versucht, genügend Distanz zwischen sich und den Fall zu bringen, sagt der erwähnte Insider.
Schweizer fürchten um Karriere
Ob das für ein «Überleben» als Chef von HSBC Schweiz mit knapp 2000 Mitarbeitern genügt, muss sich weisen. Morra und sein Leiter der HSBC-Filiale in Zürich sollen offenbar zum engeren Umfeld des Private-Banking-Chefs gehört haben, der nun Geschichte ist. Beim Zürich-Chef handelt es sich um Roger Lehman, bis vor kurzem Partner der bekannten und vermögenden Wirtschaftsfrau Carolina Müller-Möhl.
Falls dem so ist, könnte dessen schützende Hand in Zukunft fehlen. Je nachdem, wie der neue Genfer Statthalter der grossen HSBC die Verantwortlichkeiten in den verschiedenen Fällen einschätzt, müssen die bekannten Schweizer Banker um ihre Karriere fürchten.