St. Gallen «Problematische Führungskultur» – HSG entzieht Professor Leitung seines Instituts
Die HSG entzieht einem Professor die Institutsleitung. Als Grund nennt die Universität die problematische Führungskultur am Institut.
Darum gehts
Am Montag hat die HSG über erste Ergebnisse der laufenden Administrativuntersuchung informiert.
Als Konsequenz wird Professor Wolfgang Stölzle die Leitung des Instituts für Supply Chain Management per sofort entzogen.
Ihm werden erhebliche Mängel in der Instituts- und Personalführung vorgeworfen.
Stölzle ist im Laufe der Untersuchung zur HSG-Plagiatsaffäre in den Fokus geraten.
Diese Untersuchungen laufen nach wie vor.
«Es bestand eine problematische Führungskultur», schreibt die Universität St. Gallen. Dienstliche und private Interessen seien am Institut für Supply Chain Management stark vermischt worden. Es handelt sich dabei um einen der beiden Professoren, die wegen der Plagiatsaffäre in den Fokus geraten sind. Der Entzug der Leitung steht aber nicht direkt im Zusammenhang mit der Plagiatsaffäre.
Der Entzug der Leitungsfunktion sei in der Geschichte HSG einmalig, sagt Rektor Bernhard Ehrenzeller laut FM1 Today. Die Massnahme erfolgt mit sofortiger Wirkung. Betroffen ist Professor Wolfgang Stölzle. Die interimistische Leitung wird Professor Thomas Friedli übernehmen. Stölzle wurde bislang nicht gekündigt. Er arbeitet nach wie vor am Institut.
Stölzle wird vorgeworfen, dass eine starke Vermischung von privaten Interessen und solcher der Universität bestanden habe. Dabei habe Stölzle die Sensibilität zur Erkennung von Interessenskonflikten gefehlt. «Nicht alle Vorwürfe, die von verschiedenen Seiten gegen Wolfgang Stölzle erhoben worden sind, konnten erhärtet werden», schreibt die HSG in einem Communiqué. Aktuell würden für den Abschluss des Administrativverfahrens noch vertiefende Abklärungen laufen.
Plagiatsaffäre: Untersuchungen laufen noch
Die Universität nimmt auch Stellung zur Plagiatsaffäre. In diesem Fall würden nach wie vor Überprüfungen stattfinden. Diese benötigen mehr Zeit, als man ursprünglich angenommen hatte. «Es stellte sich als schwierig heraus, geeignete, unabhängige Fachleute für die Überprüfung zu finden», schreibt die HSG. Der Professor, gegen den die Plagiatsvorwürfe erhoben wurden, arbeitete im selben Institut wie Stölzle. Er selbst war einer von mehreren Gutachtern der betroffenen Habilitation.
«Aktion der Offenlegung»
Die HSG stand in letzter Zeit verschiedentlich in den Schlagzeilen. «Es sind immer wieder Einzelfälle und es ist sehr ungemütlich für uns», sagt der Präsident des Universitätsrats, Regierungsrat Stefan Kölliker. Um Missständen auf den Grund zu gehen, wurde deshalb Anfang Jahr die «Aktion der Offenlegung» lanciert. Angehörige der Universität waren aufgerufen, mit allfälligen Beschwerden an die Zürcher Anwaltskanzlei Rudin Cantieni zu gelangen. Im dreimonatigen Zeitfenster gingen dort insgesamt 37 Meldungen ein, teilt die HSG nun mit. Keine davon habe Sofortmassnahmen erfordert. Die meisten Fälle würden die Situation der Doktorierenden betreffen.
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