Medikamenten-Missbrauch: Apothekerin warnt – «Rezeptfälscher haben viel zu einfaches Spiel»

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Medikamenten-MissbrauchApothekerin warnt – «Rezeptfälscher haben viel zu einfaches Spiel»

Fälscherinnen und Fälscher von ärztlichen Rezepten haben leichtes Spiel, um illegal an Codein-haltige Hustenpräparate und Beruhigungsmittel zu kommen, weiss die Apothekerin und Grossrätin Lydia Isler-Christ (LDP). Sie fordert, dass die Namen der Täterinnen und Tätern den Apotheken übermittelt werden.

von
Jeanne Dutoit
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Fälscherinnen und Fälscher von ärztlichen Rezepten haben es in Basel-Stadt zu leicht, so die LDP-Grossrätin und Inhaberin einer Apotheke Lydia Isler-Christ.

Fälscherinnen und Fälscher von ärztlichen Rezepten haben es in Basel-Stadt zu leicht, so die LDP-Grossrätin und Inhaberin einer Apotheke Lydia Isler-Christ.

Pino Covino
Wird eine Fälschung erkannt, wird diese bei der Kantonsapothekerin zu Anzeige gebracht, die die Basler Apotheken und die umliegenden Kantone entsprechend informiert. Allerdings werden die Personalien der Betrügerinnen und Betrüger geschwärzt.

Wird eine Fälschung erkannt, wird diese bei der Kantonsapothekerin zu Anzeige gebracht, die die Basler Apotheken und die umliegenden Kantone entsprechend informiert. Allerdings werden die Personalien der Betrügerinnen und Betrüger geschwärzt.

Das rezeptpflichtige Beruhigungsmittel Xanax beinhaltet psychoaktive Substanzen: Es macht schnell abhängig und kann zu Schwindel und Verwirrtheit führen.

Das rezeptpflichtige Beruhigungsmittel Xanax beinhaltet psychoaktive Substanzen: Es macht schnell abhängig und kann zu Schwindel und Verwirrtheit führen.

20min/Noah Knüsel

Darum gehts

Codein-haltige Hustensirupe geniessen aufgrund ihrer euphorisierenden Wirkung bei Jugendlichen einen Reiz als Droge, weiss LDP-Grossrätin und Inhaberin einer Apotheke, Lydia Isler-Christ. Auch mit dem Missbrauch von  Benzodiazepinen, etwa dem Beruhigungsmittel Xanax, ist die Apothekerin in ihrem Alltag konfrontiert. Längst sind Meldungen von Xanax-süchtigen Teenagern, die sich bis zur Überdosierung mit Medikamenten vollpumpen, keine Seltenheit mehr. 2020 starb in Basel-Stadt ein 15-Jähriger nach einem Cocktail aus verschiedenen Substanzen, darunter Xanax, Hustensaft und LSD.

Den Apothekerinnen und Apothekern seien die Hände gebunden. Rezepte seien einfach zu fälschen, gerade elektronische seien «kaum» von einer echten ärztlichen Verordnung zu unterscheiden. Hinzu komme, dass in der Winterzeit ärztliche Verschreibungen für Codein-haltige Hustensirupe glaubhaft seien.

In Basel-Stadt haben Fälscherinnen und Fälscher ein besonders leichtes Spiel, kritisiert Isler-Christ. Unter dem «Vorwand Datenschutz» werden sie noch gedeckt. «Wird eine Fälschung erkannt, wird diese bei der Kantonsapothekerin zu Anzeige gebracht, die die Basler Apotheken und die umliegenden Kantone entsprechend informiert, allerdings werden die Personalien geschwärzt.» 

Unmöglich, Fälschungen wiederzuerkennen

In der Praxis heisst das, dass Personen, die bereits mit einem falschen Rezept aufgeflogen sind, dieses ungehindert in der nächsten Apotheke erneut vorzeigen können. «Eine Datenbank für Apotheken mit den Klarnamen der Betrüger gibt es nicht. Dieser Umstand macht es nahezu unmöglich, die Fälschungen wiederzuerkennen», so Isler-Christ. Die Beschaffungskriminalität sei ein riesiges Problem, die durch den vollständigen Täterschutz vereinfacht werde. In einer Interpellation fragt die LDP-Frau: «Wie kann es der Regierungsrat verantworten, dass durch solche kriminelle Handlungen Jugendliche zu psychoaktiven Substanzen Zugang erhalten?»

Entsprechende Anfragen des Basler Apotheker-Verbands an das Gesundheitsdepartement, diese Praxis anzupassen, werden mit Verweis auf das Datenschutzgesetz abschlägig beantwortet, sagt Isler-Christ zu 20 Minuten. Dass eine Anpassung möglich sei, zeigt ein Blick auf den Nachbarkanton: Basel-Landschaft legt die Namen der Betrügerinnen und Betrüger für Apotheken offen.

Hast du oder hat jemand, den du kennst, ein Problem mit Suchtmitteln?

Hier findest du Hilfe:

Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen

Feel-ok, Informationen für Jugendliche

Infodrog, Information und Substanzwarnungen

Anonyme Alkoholiker, Tel. 0848 848 885

Stopsmoking.ch, Tel. 0848 000 181

Vergiftungsnotfälle, Tel. 145

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