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Konzert: Verschiedene Orte & DatenHypezentrale No Sleep Till Brooklyn

In Brooklyn geht es derzeit so richtig ab. Der New Yorker Stadtteil spuckt einen Hipster nach dem anderen aus: Yeasayer, Vampire Weekend, MGMT und Santogold. Ob es wohl am Trinkwasser liegt?
Text Christina Duss, Niklaus Riegg

MGMT

Eine Gruppe von leichtbekleideten Leuten tanzt um ein Lagerfeuer am Strand, Delfine tauchen aus Farbwellen auf, tausend Schlagzeuger spielen gemeinsam, ein Surfer durchsägt den regenbogenfarbenen Himmel, jemand reitet auf einer Katze. Ein LSD-Traum? Falsch: das Video zum Song «Time to Pretend» von MGMT. Das erste Album von Ben Goldwasser und Andrew Van Wyngarden ist die aufregendste Platte des Frühlings: psychedelische Hippiehymnen, ausufernder Space-Rock, leichtfüssiger Indie-Elektro. Jeder Song bringt eine neue Facette der Band zum Vorschein. Vielleicht auch dank Produzent Dave Fridmann, der bereits den Flaming Lips einen farbenprächtigen Sound verpasste. Der Sommer der Liebe kann kommen!

MGMT «Oracular Specectacular».

So, 25. Mai, 20 Uhr, Mascotte, Zürich.

Santogold

Santi White alias Santogold ist dafür verantwortlich, dass Brooklyn nicht nur mit den coolsten Rock-Bands des Jahres, sondern auch gleich noch mit dem sexyesten New-Rave-Hipster-Dance-Act prahlen kann. Eklektisch und ohne Rücksicht auf Verluste hievt sie Brooklyns Clubsound (von Jay-Z bis M.O.P) auf ein neues Level: Mit absurd-tollen Stilwechseln zwischen Dancehall, Rap, Dub, den Pixies, Ska, Dance-Punk und den Pretenders sowie einer kompromisslosen Attitüde bewirbt sie sich als Nachfolgerin von M.I.A. — und selbst diese ist schon ein Fan des Shootingstars.

Santogold «Santogold»

Sa, 28. Juni, 20 Uhr, Sun Jam Festival, Bern.

Vampire Weekend

Vampire Weekend überraschten Anfang 2008 mit einer ungewöhnlichen Mischung aus Afrobeats, New Wave, Ska und treibendem Pop, in dem neben glasklaren Gitarren auch Geigen und Congas einen Platz finden. «Was kommt als Nächstes?», ist jeweils der erste Gedanke, wenn ein Song des Debüt-Albums verklingt. Die New Yorker haben ein feines Gespür für eingängige Popmelodien und entstauben mit ihrem Talent für den Überraschungsmoment das angeschlagene Image der Worldmusic: Afrorhythmen trommeln plötzlich nicht mehr nur aus den CD-Playern von weltreisenden Sozialarbeitern, sondern auch aus den iPods von Indiehörern, Bloglesern und Hipstern.

Vampire Weekend «Vampire Weekend».

So, 28. Mai, 19.30 Uhr, Mascotte, Zürich.

Yeasayer

«Sunrise» ist ein kleines Wunder. Kein Song gibt einen besseren Soundtrack ab für den kurzen Moment, wenn nach der langen Partynacht die Sonne aufgeht, man sich auf Zehenspitzen neben den ohnmächtigen Freunden auf dem Sofa vorbeischleicht und sich im Garten eine Zigarette ansteckt. Auf der Platte von Yeasayer trifft New Wave auf New Age, Westafrikanisches auf Fernöstliches, Arcade Fire auf Fleetwood Mac. Eine abgefahrene Mischung aus Gitarren, Xylophon, Trompete und Trommeln, während esoterische Synthies die Chöre untermalen. Das ist Weltmusik — allerdings von Indieseelen gespielt.

Yeasayer - «All Hour Cymbals»

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