Martin Winterkorn«Ich bin mir keines Fehlverhaltens bewusst»
Jetzt also doch: Nach einigem Hin und Her nimmt VW-Chef Martin Winterkorn den Hut. Von den Abgas-Manipulationen will er nichts gewusst haben.

Der VW-Chef zieht die Konsequenzen aus dem Abgasskandal: Martin Winterkorn tritt zurück.
Angesichts der Affäre um Abgasmanipulationen tritt Volkswagenchef Martin Winterkorn zurück. Als Vorstandsvorsitzender übernehme er die Verantwortung für die bekannt gewordenen Unregelmässigkeiten bei Dieselmotoren, erklärte Winterkorn in Wolfsburg. «Volkswagen braucht einen Neuanfang – auch personell.» Mit seinem Rücktritt mache er den Weg dafür frei. «Ich tue dies im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin.»
Eine Entschuldigung kam schon gestern, der Rücktritt erst heute: Das Video-Statement des abtretenden VW-Chef Martin Winterkorn (Video: Youtube/Berliner Morgenpost, 22. September 2015)
Er sei bestürzt darüber, was in den vergangenen Tagen geschehen sei, erklärte der 68-Jährige im Anschluss an eine Sitzung des Aufsichtsratspräsidiums am Konzernsitz in Wolfsburg. «Vor allem bin ich fassungslos, dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen-Konzern möglich waren», fügte er hinzu.
Verantwortliche sollen «hart belangt werden»
Winterkorn habe keine Kenntnis von der Manipulation der Abgaswerte gehabt, sagte Huber weiter. Das Präsidium des Aufsichtsrats habe Winterkorns Rücktrittsentscheidung deshalb «mit grossem Respekt» entgegengenommen. Über die Vorschläge zur personellen Neubesetzung von Winterkorns Posten werde am Freitag im Aufsichtsrat beraten. Nähere Angaben machte er nicht.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sagte vor den Journalisten, das Präsidium habe beschlossen, durch das Unternehmen Strafanzeige zu erstatten. Das Gremium habe «den Eindruck, dass strafrechtlich relevante Handlungen eine Rolle» gespielt hätten. Das Unternehmen werde dafür sorgen, dass die Verantwortlichen für die Abgas-Affäre «hart belangt werden». Zudem werde Volkswagen einen Sonderausschuss gründen, der die Aufklärung konsequent vorantreiben werde. Dabei solle auch auf externe Berater zurückgegriffen werden.
VW werde dafür sorgen, «dass diese Affäre vollständig und schnell aufgeklärt wird», sagte Weil. Das Vertrauen in das Unternehmen müsse «sehr schnell» wieder hergestellt werden. «Das darf bei Volkswagen nie wieder passieren.» Niedersachsen hält 20 Prozent an Volkswagen.
Volkswagen nach Abgasskandal in der Krise
Volkswagen steckt in einer tiefen Krise: Der Konzern hat zugegeben, die Abgaswerte von Fahrzeugen in den USA manipuliert zu haben. Mittels einer Software wurde der Schadstoffausstoss nur bei offiziellen Tests vollständig kontrolliert, nicht aber beim normalen Betrieb der Autos.
Die Dieselfahrzeuge stiessen folglich im regulären Strassenverkehr mehr Stickoxide aus als erlaubt. Stickoxide werden als gesundheitsschädlich eingestuft und können zu Atemwegserkrankungen führen. Am Dienstag hatte VW bekanntgegeben, dass die Software in weltweit rund elf Millionen Fahrzeugen steckt.
(afp)