Arnold Gjergjaj: «Ich dachte, ich hätte ein Problem mit dem Herz»

Aktualisiert

Arnold Gjergjaj«Ich dachte, ich hätte ein Problem mit dem Herz»

Schwergewichtsboxer Arnold Gjergjaj musste wegen eines Zwerchfellrisses ein Jahr pausieren. Vor seinem Kampf am Samstag gibt er 20 Minuten Auskunft.

Adrian Hunziker
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Adrian Hunziker

Arnold Gjergjaj kehrt am 9. Dezember in den Boxring zurück. (Video: T. El Sayed)

Arnold Gjergjaj, mögen Sie Schmerzen?

(lächelt) Nein, die mag ich gar nicht.

Als Boxer müssen Sie aber mit Schmerzen umgehen. Wie machen Sie das?

Wir wissen, was auf uns zukommt. Da das Adrenalin hochkocht, spüren wir während des Kampfes nicht so viel. Aber nach dem Fight spürt man die Schmerzen schon.

Was treibt Sie mit 33 Jahren noch an?

Ich stehe mittlerweile bei 32 Kämpfen und einer Niederlage. Nach der Niederlage gegen David Haye musste ich viel lernen. Ich versuche nochmals, an einen WM-Kampf heranzukommen, also ganz oben zu sein.

Was mussten Sie konkret lernen?

Der Druck auf einen Einzelsportler ist enorm. Nach dieser Niederlage hörte ich Stimmen, die sagten: «Das ging nicht lange, er konnte sich nicht beweisen.» Aber das gehört halt zum Boxen, wenn man einen Treffer kassiert, ist es vorbei.

War das für Sie auch psychisch schwierig?

Ja. Vor allem mit dem ganzen Drumherum nach dem Kampf. Aber ich hatte auch einen starken Gegner. Das hingegen stärkt mich aber selber auch, um wieder voll durchzustarten.

Danach warf Sie ein Zwerchfellriss zurück. Fielen Sie da in ein Loch?

Den Riss hatte ich bereits vor dem Haye-Kampf. In diesem Jahr ging ich rund fünfmal zu Herzspezialisten, weil ich dachte, es sei ein Problem mit dem Herz, da ich dieses stetige Stechen spürte. Aber sie fanden nie etwas, das Herz war okay. Sie meinten, ich solle mich psychisch beraten lassen. Da dachte ich, das kann doch nicht sein. Also machte ich weiter. Erst nach dem Haye-Fight fanden sie heraus, dass es sich um einen Zwerchfellriss von sechs Zentimetern Länge handelte. Ich war ein Jahr lang in Therapie und nun habe ich grünes Licht, dass ich weiterboxen kann.

Ein Jahr ohne Ernstkampf ist eine lange und schwierige Zeit für einen Boxer.

Ja, das ist so. Aber ich bin bereits seit 17 Jahren im Business, da kenne ich mich ein wenig aus. Ich habe in letzter Zeit gut und hart trainiert. Ich bin bereit für den 9. Dezember.

War diese einjährige Pause Ihr schwerster Kampf, was die Psyche betrifft?

Ja, weil man nie weiss, ob man weitermachen kann oder nicht. Einige sagten, dass das doch nichts mehr bringe, andere meinten, das sei kein Problem. Letztlich musste ich mich aber selber entscheiden und meinen Körper spüren.

Was haben Sie seit der Niederlage verbessert?

Das habe ich bisher nicht gross herumerzählt: Als ich in den Haye-Kampf ging, sagte ich mir: «Hoffentlich kommt das Stechen während des Kampfes nicht.» Denn das bringt einen schon aus dem Rhythmus. Hinzu kam das johlende Publikum. Das war viel in diesem Moment. Ich kann die Niederlage aber nicht nur an dem aufhängen. Haye kam nach 20 Sekunden mit dem rechten Haken durch und dann wars vorbei.

Am 9. Dezember geht es für Sie gegen den Iren Sean Turner. Was wissen Sie über ihn?

Er ist ein guter Boxer. Als Amateur boxte er gegen Weltmeister Anthony Joshua, einen der zurzeit besten Boxer der Welt. Turner sah damals gut gegen ihn aus, sie waren beinahe ebenbürtig. Turner kommt nach Basel und sagt, er sei überzeugt davon, dass er gewinnt. Aber das werde ich nicht zulassen.

Ist Ihr grosser Vorteil, dass Sie grösser sind und mehr Reichweite besitzen?

Er ist auch ein bisschen schwerer (lacht). Aber das stimmt, ich werde das mit meiner Grösse und Reichweite schon hinkriegen.

Ihr Spitzname ist Cobra, seiner Big Sexy: Was sagen Sie dazu?

(schmunzelt) Oh, Cobra und Big Sexy passen so gar nicht zusammen. Aber es ist eine lustige Kombination. Wir schauen, wer am Samstag schneller zubeissen kann.

Können Sie etwas zu Ihrer Taktik verraten?

Ich werde sicher von der ersten Runde an Druck machen und diesen bis Runde 8 aufrechterhalten.

Was konnten Sie von Ihrem neuen Trainer Liesen Guzman aus Kuba, mit dem Sie seit Oktober zusammenarbeiten, lernen?

Ich lerne immer dazu, auch wenn ich mir zu Hause Boxkämpfe am TV anschaue. Wir haben im letzten Monat nicht alles verändert, sondern uns auf meine Stärken fokussiert. Andere Dinge haben wir verbessert.

Sind Sie vor diesem Kampf noch nervös? Es ist ja immerhin Ihr 33. Fight.

Man ist immer nervös vor einem Kampf. Ich kenne keinen Boxer, der nicht nervös ist. Es geht ja nicht nur um mich, sondern auch um meine Familie und mein Team, das hinter mir steht. Ich nehme auch deren Nervosität mit in den Ring.

Was machen Sie, sollten Sie diesen Kampf verlieren?

Das kommt gar nicht infrage, dass ich diesen Kampf verliere. Zwei, drei Wochen vor dem Fight fragt man sich schon: «Was passiert, wenn du verlierst?» Aber direkt vor dem Kampf hat das keinen Platz.

Was bedeutet es für Sie, in Basel vor Heimpublikum zu boxen?

Das bedeutet mir viel. Das Publikum steht hinter mir. Es wird mir sicher viel Kraft geben.

Was werden Sie einmal nach Ihrem Rücktritt tun?

Ich bin 33, fühle mich wieder gut und habe vor, sicher noch fünf Jahre zu boxen. Und ich trainiere in meiner Boxschule bereits jetzt Junge, unterstütze sie, dass sie von der Strasse wegkommen und Sport machen.

Cobra vs. Big Sexy

Sean «Big Sexy» Turner. Die Bilanz des 26-Jährigen steht bei elf Siegen und einer Niederlage.

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