Experte ordnet Strafanzeige gegen Swissmedic ein

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Covid-Impfung«Ich finde es falsch, wenn diesbezüglich Ärzte angeklagt werden»

Sechs mutmasslich durch mRNA-Impfungen geschädigte Personen haben Strafanzeige gegen impfende Ärzte und Swissmedic eingereicht. Ein Arzt ordnet ein.

von
Christina Pirskanen
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Gegen die Schweizer Arzneimittelbehörde Swissmedic und impfende Ärzte wurde von sechs mutmasslichen Impfgeschädigten Strafanzeige eingereicht.

Gegen die Schweizer Arzneimittelbehörde Swissmedic und impfende Ärzte wurde von sechs mutmasslichen Impfgeschädigten Strafanzeige eingereicht.

20min/Celia Nogler
Daniel Tapernoux ist beratender Arzt bei der Schweizer Patientenorganisation (SPO).

Daniel Tapernoux ist beratender Arzt bei der Schweizer Patientenorganisation (SPO).

Privat
«Insgesamt scheinen schwerwiegende Nebenwirkungen nicht häufig vorzukommen oder gefährlich zu sein, aber für jede betroffene Person ist es eine Nebenwirkung zu viel», so Tapernoux.

«Insgesamt scheinen schwerwiegende Nebenwirkungen nicht häufig vorzukommen oder gefährlich zu sein, aber für jede betroffene Person ist es eine Nebenwirkung zu viel», so Tapernoux.

20min/Celia Nogler

Darum gehts

  • Sechs mutmasslich Impfgeschädigte haben Strafanzeige gegen Swissmedic und impfende Ärzte eingereicht.

  • Ein Experte schätzt die Wahrscheinlichkeit von Impfschäden und das Vorgehen von Swissmedic ein.

  • Er hält es für nicht plausibel, dass man Monate bis Jahre nach einer Impfung plötzlich neu auftretende Nebenwirkungen bekommt.

  • Er findet es falsch, wenn diesbezüglich Ärzte strafrechtlich angeklagt werden.

  • Für ihn überwiegen die Vorteile der Impfung die Nachteile bei Weitem.

Am Montagnachmittag gab die Gruppe «Corona-Anzeige» in einer Medienkonferenz bekannt, dass sechs mutmasslich Impfgeschädigte Strafanzeige gegen Swissmedic und impfende Ärzte eingereicht haben.

Daniel Tapernoux ist beratender Arzt bei der Schweizer Patientenorganisation (SPO) und Mitglied der eidgenössischen Arzneimittelkommission. 20 Minuten sprach mit Tapernoux über mögliche Schäden durch eine mRNA-Impfung.

Wie plausibel sind Schäden durch die mRNA-Impfung?

Daniel Tapernoux: Es gibt Nebenwirkungen der Covid-Imfpfung, die auch längere medizinische Einschränkungen hinterlassen können. Gefährlich waren vor allem schwere allergische Reaktionen – diese waren jedoch glücklicherweise selten. Bei den meisten bekannten Nebenwirkungen geht man davon aus, dass diese mit der Covid-Impfung zusammenhängen, wirklich bewiesen ist das aber meist nicht. Einige der über 6000 Verdachtsmeldungen zu schwerwiegenden Nebenwirkungen, die die Swissmedic erfasst, sind wahrscheinlich auf die Impfungen zurückzuführen – aber kaum alle. Es ist aber nicht plausibel, dass man beispielsweise Monate bis Jahre nach einer Impfung plötzlich neu auftretende Nebenwirkungen bekommt. Insgesamt scheinen schwerwiegende Nebenwirkungen nicht häufig vorzukommen oder gefährlich zu sein, aber für jede betroffene Person ist es eine Nebenwirkung zu viel.

Wie kann man solche Impfschäden nachweisen?

Ich gehe davon aus, dass die Häufigkeit des Auftretens der Nebenwirkungen miteinbezogen wird. Es ist anzunehmen, dass Nebenwirkungen, die durch die Impfung verursacht werden, mehr als ein Mal auftreten. Dann spielt auch der zeitliche Zusammenhang eine Rolle: Die Nebenwirkungen treten meist innerhalb weniger Wochen nach der Impfung auf. Letztlich dürften die Expertinnen und Experten auch eine gewisse Vorstellung davon haben, wie die immunologische Antwort auf die Impfung ursächlich zu diesem Schaden führen könnte. Es dürfte schwierig werden, den Zusammenhang von Schaden und Impfung mit Sicherheit zu belegen oder aber auch widerlegen. Es geht eher um die Abschätzung von Wahrscheinlichkeiten und möglichen anderen Ursachen.

Die Zulassung durch Swissmedic kam schnell – wurden hier Gefahren missachtet?

Die Impfung wurde sehr gut untersucht, besser als etwa andere Impfungen. Die Studien und Untersuchungen liefen parallel zu den Corona-Wellen. Die Forscherinnen und Forscher hatten dementsprechend gute Bedingungen und konnten untersuchen, ob Erkrankungen mit Beschwerden verhindert, beziehungsweise die Schwere vermindert wird. Im Vergleich zu anderen Medikamenten und Impfungen besteht bei der Covid-Impfung, zusammen mit der nachfolgenden Erfahrung mit sehr vielen Geimpften, eine sehr gute wissenschaftliche Grundlage – ich wäre froh darum, eine solch gute Datenlage bei anderen Arzneimitteln zu haben.

Was halten Sie von der Strafanzeige gegen Ärztinnen und Ärzte, die die Covid-Impfung verabreicht haben?

Ich finde es falsch, wenn diesbezüglich Ärzte strafrechtlich angeklagt werden. Ärzte dürfen sich auf Empfehlungen und Informationen vom BAG und Swissmedic verlassen. Sie wollen in erster Linie schwere Erkrankungen verhindern und nicht schaden. Es kann aber Situationen geben, die bemängelt werden könnten – etwa die Aufklärung und Einwilligung der Patientinnen und Patienten. Allerdings waren auch sehr viele Informationen zu den Impfungen öffentlich verfügbar sowie am Anfang noch nicht alle seltenen Nebenwirkungen im Detail bekannt.

War das Verabreichen einer Impfung richtig?

Es haben sehr viele Leute von der Impfung profitiert: Sie konnte eine Menge schwerer Verläufe vorbeugen und dadurch waren auch die Spitäler weniger ausgelastet. Davon haben auch andere Patientinnen und Patienten profitiert, die nicht von Covid betroffen waren, weil sie beispielsweise rascher medizinisch behandelt werden konnten. Ja, es gab Nebenwirkungen – das darf man nicht wegdiskutieren und es wäre sehr wünschenswert, dass in schweren ausgewählten Fällen eine finanzielle Entschädigung nach Epidemiengesetz möglich würde. Letztendlich dürften die Vorteile der Impfung aber bei Weitem überwiegen.

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