Ein Lehrer gesteht«Ich gebe meinen Schülern Kumpel-Noten»
Darf ein Lehrer seinen Schülern ein Freund sein? Ja, meint Arne Ulbricht – und löst eine Debatte über Pädagogik aus.
- von
- isa

Geht mit Schülern auf die Reeperbahn: Lehrer Arne Ulbricht.
Gemeinsam Fußball spielen, eine durchtanzte Nacht auf der Reeperbahn, weinende Schülerinnen am Telefon: Lehrer Arne Ulbricht hat das alles schon erlebt. «Ich war schon immer eher der Kumpeltyp.»
Ihm selbst gefällt's: «Diese persönliche Nähe zu meinen Schülern macht meinen Beruf häufig sehr angenehm, denn: Die kumpelhafte Stimmung überträgt sich natürlich auch auf den Unterricht.» Die Schüler ließen sich eher auf pädagogische Experimente wie Pantomime oder Rollenspiele ein.
"Wie ein Kind, das geärgert worden ist"
Die Kehrseite macht dem Lehrer allerdings zu schaffen: «Die Schüler sind ja nicht bloß meine Schüler, sondern meine Kumpels, und wenn diese Kumpels sich dann aber doch wie stinknormale Schüler verhalten und einfach mal nicht mitmachen oder nerven, verhalte ich mich wiederum wie ein Kind, das geärgert worden ist.» Und dann brüllt Ulbricht sie auch schon mal an – hinterher sei es ihm peinlich, schreibt der 33-Jährige bei Spiegel Online.
Die Schüler wissen, dass sie sich bei Ulbricht einiges erlauben können. Die Note sechs für eine nicht-abgegebene Hausarbeit? Gibt es nicht, «dafür bin ich ja zu nett». Schlechte Noten mag Ulbricht in Kursen mit freundschaftlicher Stimmung auch nicht vergeben, dafür steht er ihnen zu nahe. «Gebe ich Kumpelnoten? Ja, das passiert», gibt er zu.
Ein Lehrer, der ein Freund seiner Schüler sein will? Mit seinem Geständnis hat Ulbricht eine Debatte darüber entfacht, wie nahe ein Lehrer seinen Schülern stehen darf und kritische Reaktionen ausgelöst.