Malaria-Hauptstadt Bern: «Ich ging acht Tage lang durch die Hölle»

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Malaria-Hauptstadt Bern«Ich ging acht Tage lang durch die Hölle»

Am Montag wurde auf dem Bundesplatz die Malaria-Deklaration unterzeichnet. Auch Sänger Dodo Jud, der selbst von einem Moskito infiziert wurde, war vor Ort.

Mira Weingartner
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Mira Weingartner

Paris ist die Stadt der Liebe, Los Angeles die Stadt der Engel und Bern seit neustem die Malaria-Stadt: Am Montagnachmittag wurde die Bundesstadt zur Hauptstadt des Welt-Malaria-Tages 2016 gekürt. «Dieses Siegel ist nicht sexy, aber es widerspiegelt eine grosse Solidarität», sagt Berns Stadtpräsident Alexander Tschäppät. «Für die schönste Stadt der Welt ist dies eine Adelung», so der SP-Politiker.

Auf dem Berner Bundesplatz steht derzeit ein Riesen-Moskito. Die fünf Meter hohe Eisenskulptur wirkt vor dem Regierungsgebäude der Schweiz, einem der reichsten Länder weltweit, wie ein Mahnmal. «In Bern ist heute Malaria-Tag. In Afrika ist aber jeder Tag ein Malaria-Tag», heisst es von Seiten der Swiss Malaria Groupe (SMG). Mehr als tausend Menschen würden täglich an der Tropenkrankheit sterben, 800 von ihnen sind Kinder. Dies, obwohl laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Sterberate in den letzten 15 Jahren weltweit um 60 Prozent zurückgegangen ist.

Sänger Dodo: «Ich hatte Todesangst»

Der Kampf gegen die tödliche Krankheit soll nun auch von Bern aus weitergeführt werden. Das Ziel: Kein Mensch soll künftig mehr an «kaltem Fieber» erkranken. So wurde am 25. April die Berner Malaria-Deklaration unterschrieben. Zu den Unterzeichnenden gehört auch Nationalratspräsidentin Christa Markwalder (FDP). Die Bernerin sagte, sie sei stolz, dass man hier eine Führungsrolle übernehme, um die Malaria entsprechend der globalen Zielsetzung (Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung) in den nächsten 15 Jahren um 90 Prozent zu reduzieren.

Derzeit nimmt die Krankheit in der Schweiz zu: Eingeführt wird das Sumpffieber etwa von Flüchtlingen oder Touristen (siehe Box). Daheimgebliebene Schweizer müssen sich aber nicht fürchten, denn in der Schweiz kann sich niemand anstecken. Doch einmal infiziert kann Malaria immer wieder ausbrechen. Auch Sänger Dodo Jud («Hippie Bus») könnte erneut von Schüttelfrost und hohem Fieber betroffen sein.

«Auf einer Reise durch Moçambique vor 17 Jahren hat mich ein Moskito mit Malaria infiziert», so der 38-Jährige. Danach sei er in einer Hütte ohne fliessendes Wasser acht Tage lang durch die Hölle gegangen: «Ich hatte Todesangst.» Die Krankheit war für ihn prägend: So schrieb der Musiker, der in Afrika aufwuchs, etwa auch das Lied «Anti Brumm». Einen Ausschnitt des neuen Songs gab Dodo am Montag vor dem Berner Riesen-Moskito zum Besten.

Malaria Fälle in Bern nehmen zu

Während die Zahl der Malaria-Kranken weltweit abnimmt, steigt sie in der Schweiz. 2013 wurden im Land 160 Malaria-Fälle registriert, 2015 waren es 430 und in den ersten vier Monaten dieses Jahres bereits 81, wie SRF berichtet. Offenbar sorgen Menschen, die aus tropischen Ländern in die Schweiz kommen, für den Anstieg. Beispielsweise sind Asylsuchende aus Eritrea betroffen. Bei Schweizer Touristen im Ausland ist die Zahl der erkrankten Personen kaum ­angestiegen. smü

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