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Schweizer in Kos und Bodrum«Ich habe Angst, ich will hier weg»

Schweizer berichten, wie sie das Beben erlebt haben. Ceylin Mutlu aus Winterthur flüchtete aus Angst vor einem Tsunami auf einen Hügel.

J. Furer
von
J. Furer
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Ceylin Mutlu befindet sich derzeit mit ihrem Freund Harun K. in Bodrum.

Ceylin Mutlu befindet sich derzeit mit ihrem Freund Harun K. in Bodrum.

zvg
Auch in der Türkei hinterlässt das Beben Schäden: Der Strand in Bodrum ist verwüstet. (21. Juli 2017)

Auch in der Türkei hinterlässt das Beben Schäden: Der Strand in Bodrum ist verwüstet. (21. Juli 2017)

Leser-Reporter
Das Beben hat einen kleineren Tsunami ausgelöst. (21. Juli 2017)

Das Beben hat einen kleineren Tsunami ausgelöst. (21. Juli 2017)

Leser-Reporter

In der Ägäis, nahe dem türkischen Touristenort Bodrum und der griechischen Insel Kos, hat sich um 01.31 Uhr Ortszeit ein Seebeben in etwa zwei Kilometern Tiefe ereignet. Die Erschütterungen erreichten laut der US-Erdbebenwarte eine Stärke von 6,7. Das Beben löste einen kleinen Tsunami aus, der in den umliegenden Küstenregionen Strassen überschwemmte.

Zwei junge Touristen starben auf Kos, als das Dach einer Bar einstürzte. Rund 120 Personen wurden nach bisherigen Erkenntnissen verletzt. Menschen wurden aus dem Schlaf gerissen und liefen in Panik auf die Strassen. Hunderte Touristen haben auf Plätzen und Trottoirs übernachtet.

«Wand hatte Risse»

Auf Kos verbringen derzeit auch viele Schweizer Ferien. Einige schildern 20 Minuten, wie sie das Erdbeben erlebt haben. So auch Ceylin Mutlu (24) aus Winterthur, die sich derzeit in Bodrum befindet: «Ich schlief bereits, mein Freund schaute Fernsehen, als es plötzlich kurz gebebt hat.» Die Erschütterung habe nur etwa fünf Sekunden gedauert. «Danach kam das grosse Beben. Es war sehr stark und dauerte mindestens 15 Sekunden», schildert Mutlu.

Panisch seien die Hotelgäste auf die Strasse gerannt. «Ich habe so gezittert», sagt Mutlu. Überall habe es Scherben am Boden gehabt, die Wand zehn Zentimeter lange Risse und die Türen seien beschädigt gewesen.

Tote und Verletzte nach Beben

In der Ägäis hat ein Seebeben einen Tsunami ausgelöst. Video: AFP, Storyful und Twitter

«Alle wollten auf einen Hügel, weil sie Angst vor einem Tsunami hatten»

«Als wir draussen waren, haben Kinder geschrien. Alle hatten Angst», sagt Mutlu. Daraufhin sei plötzlich eine Menschenmasse auf sie und ihren Freund zugerannt. «Alle wollten auf einen Hügel, weil sie Angst vor einem Tsunami hatten.» Mutlu und ihr Freund folgten den Leuten. «Wir haben die Nacht dann dort in einem Park verbracht. Ich konnte aber kein Auge zumachen.»

Befinden Sie sich derzeit auf Kos oder an einem anderen Ort und haben das Seebeben miterlebt? Melden Sie sich unter feedback@20minuten.ch

Ständig Nachbeben

Am nächsten Morgen seien Mutlu und ihr Freund ins Hotel zurückgekehrt, um ihre Koffer zu packen. «Ich habe Angst, ich will hier weg», so Mutlu. Dies vor allem auch, weil es ständig Nachbeben gebe. Auch während des Telefonats mit 20 Minuten sagt sie ständig, dass es nun schon wieder gebebt habe.

Auch andere Schweizer Touristen haben die Nacht im Freien verbracht. Carmen Kretz, die sich in einem Hotel auf Kos aufhielt, als die Erde bebte, sagt zu 20 Minuten: «Alle haben selbst Liegestühle und Bettsachen aus den Zimmern geholt, um im Freien zu schlafen.»

«Mein Bett wackelte extrem»

Patricia Knill erlebte das Seebeben ebenfalls auf Kos. Dort verbringt sie momentan ihre Flitterwoche. «Plötzlich kam das Beben mit einem Grollen daher und im nächsten Moment zitterte, bebte und schwankte das ganze Zimmer. Unglaublich diese Kraft», sagt sie zu 20 Minuten.

Sie und ihr Mann seien aus dem Bett gesprungen und hätten aus dem Fenster geschaut. «Der Pool schwappte über, der Boden vibrierte so stark, dass man sich ausbalancieren musste und das ganze Hotel schwankte wie eine Welle hin und her.»

«Wir sind froh, dass wir morgen nach Hause fliegen dürfen»

Als die beiden Schweizer das Zimmer verlassen wollten, habe das Beben aufgehört. «Der Horrortrip dauerte etwa 15 bis 20 Sekunden. Danach folgten etwas weniger starke Nachbeben.»

Vor dem Hotel hätten sich danach viele Touristen versammelt. «Sie waren sichtlich unruhig und verängstigt», so Knill. An Schlafen sei nicht mehr zu denken gewesen. Knill: «Wir sind froh, dass wir morgen nach Hause fliegen dürfen.»

«Mein Bett wackelte extrem»

In der türkischen Stadt Kusadasi sei das Beben ebenfalls zu spüren gewesen. Y. B.* der dort Ferien macht, sagt: «Als die ganze Familie langsam ins Bett ging, wackelte mein Bett extrem und meine Lampe noch stärker. Das Erdbeben war sehr lang, etwa eine Minute.» Seine Eltern hätten B. «panisch» aus dem Zimmer geholt. Die Nacht hätte die Familie im Erdgeschoss verbracht — «für den Fall, dass irgendetwas passieren sollte», so B.

*Name der Redaktion bekannt.

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