Verzweifelte Mutter«Ich habe Angst um Marija»
Marijas Mutter ist verzweifelt, weil ihre Tochter in Ausschaffungshaft sitzt. In Serbien sei die Tochter nicht gut aufgehoben.
- von
- J. Büchel
Marijas Mutter erzählt sichtlich verzweifelt, wie ihre Tochter am Montagmorgen abgeholt wurde. Sie macht sich grosse Sorgen um Marijas unmittelbare Zukunft. (Video: gts)
«Heute Morgen kurz vor 6 Uhr hat es geklingelt. Als wir rausschauten, sahen wir, dass die Polizei vor der Türe stand», erzählt Svetlana Schwendinger, die Mutter von Marija, verzweifelt. Ihre Tochter werde im Auftrag des Migrationsamtes angehalten und mitgenommen. «Die Polizei hatte eine Tasche dabei und ging mit Marija auf deren Zimmer.» Danach hätten sie Marija mitgenommen, vermutlich nach St. Gallen.
«Ich weiss nicht genau, wo sie ist. Das ist schrecklich! Ich möchte sie doch unterstützen», sagt Schwendinger unter Tränen. «Ich bin machtlos, kann ihr nicht helfen.» Es sei zum Verzweifeln. «Mir nimmt man das Kind weg.»
Nur geduldet
Die Mutter sagt: «Marija hat niemanden in Serbien.» Der Vater habe zwar gegenüber den Behörden angegeben, Marija könne zu ihm kommen. Doch das habe er nur gesagt, weil er verhindern wollte, dass Marija zu einer Pflegefamilie kommt, was die Alternative gewesen wäre. «Aber wirklich willkommen ist sie beim Vater nicht, bestenfalls geduldet», sagt Marijas Mutter, die mit dem Vater Kontakt aufgenommen hat. «In einem Monat wird Marija volljährig.» Dann erwarte der Vater, dass sie dann wohl auf eigenen Beinen stehen werde.
Angst, dass sich Marija etwas antut
«Das wird schwierig, denn Marija kennt kaum noch Leute in Serbien. Ich habe Angst, dass sie sich etwas antun könnte.» Zwar wohne die Halbschwester der Mutter noch dort, doch zu dieser bestehe kein guter Kontakt.
Was Marijas Mutter nicht verstehen kann, ist der Zeitpunkt. «Wir standen kurz davor, eine Bewilligung für eine Au-pair-Tätigkeit für Marija in Liechtenstein zu erhalten.» Erst kürzlich seien die letzten Papiere eingereicht worden. Dafür sei Marija extra nach Serbien gereist, um sich einen Strafregisterauszug ausstellen zu lassen. «Wieso konnten die Behörden nicht noch zwei Wochen warten, bis wir das Bewilligungsverfahren abgeschlossen haben? Will man uns psychisch fertigmachen?»
Baldige Ausschaffung
Das scheint nicht der Fall zu sein, mit dem Verfahren in Liechtenstein hat der Zeitpunkt der Inhaftierung nichts zu tun. «Nachdem eine mildere Massnahme zu einer freiwilligen Ausreise keinen Erfolg hatte und keine freiwillige Ausreise absehbar war, musste aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen zu dieser Massnahme gegriffen werden. Der Zeitpunkt der Inhaftierung wird jeweils möglichst nahe an den Termin der Ausschaffung gelegt», sagt René Hungerbühler, stellvertretender Amtsleiter des St. Galler Migrationsamtes. «Auf Verfahren, die im Ausland laufen, kann bei unseren Entscheiden keine Rücksicht genommen werden.»
Wann genau die Ausschaffung stattfindet, kann Hungerbühler nicht sagen. In der Regel werde diese jedoch innerhalb von zwei bis drei Tagen nach Inhaftierung durchgeführt. Bei Rückführungen von Minderjährigen sind immer Begleitpersonen dabei. Ausserdem sei sichergestellt, dass in Serbien die Aufnahme durch die Familie oder die zuständige Behörde sichergestellt ist.
Hoffnungsschimmer
Noch besteht ein kleiner Funke Hoffnung: Der Anwalt von Marija versucht mittels superprovisorischer Verfügung zu erreichen, dass die Ausschaffung nicht vollzogen wird. Es gäbe jedoch Anzeichen, dass Marija schon am Dienstagmogen in einem Flieger nach Serbien sitzen könnte.
Ein weiterer Hoffnungsschimmer ist die Au-pair-Stelle in Liechtenstein. Doch dafür gibt es noch keine Bewilligung. Wo diesbezüglich der Verfahrensstand liegt, ist nicht bekannt: «Aus Datenschutzgründen können wir keine Auskunft geben», teilt das Liechtensteiner Ausländer- und Passamt mit.