Stade de Suisse: «Ich habe die Schnauze voll vom Schnee»

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Stade de Suisse«Ich habe die Schnauze voll vom Schnee»

In einem verrückten Spiel zeigten sie die grösste Leistung: Die YB-Schneepflüger kämpften bis zum Umfallen. Und auch für SF-Kommentator Dani Kern war es ein besonderer Tag.

Adrian Müller
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Adrian Müller

Eine Stunde vor Anpfiff schien die ganze Mühe vergebens: Das Stade de Suisse glich eher einer Biathlon-Arena als einem Fussballstadion. «Ich dachte, jetzt schaffen wir es nicht mehr», sagt der holländische YB-Platzwart Michiel van der Tuin zu 20 Minuten Online. Insgesamt vier Schneepflüge räumten bis zur letzten Minute den Schnee vom Platz, damit der israelische Schiedsrichter Alon Yefet die Euroleague-Partie YB-Stuttgart anpfeifen konnte – was er mit einer halbstündigen Verspätung auch tat. «Der Schiri hatte überhaupt keine Erfahrung mit Schneespielen. Wir mussten viel Überzeugungsarbeit leisten, damit er den Match freigab», erklärt YB-Sprecher Albert Staudenmann am Tag nach dem 4:2-Triumph der Young Boys gegen den VFB Stuttgart.

Auch ein anderer hatte Verspätung: Als David Degen zum ersten Mal in Richtung Stuttgarter Tor stürmte, steckte SF-Live-Kommentator Dani Kern noch immer im Stau. «Wir brauchten für die Autofahrt von Zürich nach Bern über fünf Stunden.» Erst um 19.50 Uhr sei er im Stadion angekommen, 20 Minuten nach Spielbeginn. «Dann rannte ich zu meinem Kommentatorenpult und begann völlig ausser Atem mit dem Live-Kommentar», so Kern.

Kaum sass Kern an seinem Platz, wurde das Spiel bereits wieder unterbrochen. Weil es dermassen stark schneite, mussten van der Tuin und seine Räum-Mannschaft erneut ausrücken und die Linien im Eiltempo nachputzen.

So kämpften van der Tuin und sein Team gegen den Schnee (Quelle: YouTube.com)

«Wir standen extrem unter Zeitdruck und mussten wirklich Vollgas geben.» Auf dem Platz sei es nicht einfach gewesen, den Überblick über das Schneefeld zu behalten, so van der Tuin. Auch für Kern war es ein Kaltstart: «Ich kam schon ein bisschen ins Schleudern. Die Produzenten mussten mich über den Kopfhörer erst einmal über den bisherigen Spielverlauf aufklären.»

Keine Verschnaufpause

Nach der Pause ging der Kampf auf und neben dem Platz weiter: In der 68. Minute erzielte Schipplock das 1:2 für Stuttgart. Doch dann brach die legendäre YB-Viertelstunde an. Scott Suter und Emanuel Mayuka schossen die Young Boys mit drei Toren innert fünf Minuten in die 1/16-Finals der Euroleague. Für van der Tuin neigte sich ein 16-Stunden-Tag endlich dem Ende zu: «Sogar Verwaltungsratspräsident Benno Oertig hat sich nach dem Spiel bei uns für die Arbeit bedankt.» Von den Spielern selbst habe er jedoch nichts gehört. «Die Räumungsequipe bekommen vom Verein sicher ein Geschenk», betont YB-Sprecher Staudenmann.

Trotz Applaus vom Publikum und Verein: Van der Tuin und sein Team standen heute schon um 7.30 Uhr wieder auf der Matte. Es galt, den Rasen für das Training der 1. Mannschaft zu putzen. «Vorerst haben ich die Schnauze voll vom Schnee», sagt der YB-Platzwart.

So erlebten die Zuschauer den Schnee-Match (Quelle: YouTube.com)

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