Edward Snowden«Ich habe keine Hoffnung auf einen fairen Prozess»
Riesenansturm: Tausende haben am Donnerstag die Möglichkeit genutzt, Eward Snowden Fragen zu stellen. Der Whistleblower konnte jedoch nur wenige beantworten.
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Whistleblower Edward Snowden hat sich aus Russland zu Wort gemeldet. In einem Chat beantwortete er Fragen, die ihm mittels Hashtag #AskSnowden zugestellt wurden. Ursprünglich wollte sich Snowden während nur einer Stunde den Fragen stellen. Der Ansturm war jedoch so gross, dass er die Fragestunde verlängerte.
Den Start machte folgender Tweet:
Übersetzt: «Glauben Sie, dass es für unsere Demokratie möglich ist, sich vom Schaden, der die NSA-Spionage verursacht hat, zu erholen?» Snowdens Antwort: «Ja. Unsere Werte machen unser Land stark, nicht eine Momentaufnahme der Strukturen oder Gesetze. Wir können Gesetze korrigieren und Offizielle zur Verantwortung ziehen.»
Wie erwartet reagierte der Whistleblower auch auf die Rede von US-Präsident Barack Obama. Der Zeitpunkt der Rede scheine besonders interessant – direkt vor der Herausgabe des Berichts der Datenschutz- und Bürgerrechtskommission. Grund: Zugleich sei behauptet worden, dass es «keinen Missbrauch» gegeben habe.
Einer der User fragte, ob er an die Privatsphäre seiner Kollegen gedacht habe, als er ihre Passwörter geklaut hat. Snowden: Der Bericht über den Passwörter-Diebstahl sei falsch.«Ich habe nie Passwörter gestohlen oder eine Masse von Kollegen hinters Licht geführt.»
«Nicht jede Spionage ist schlecht»
Im Chat hat Snowden auch betont, dass er nicht gegen jegliche Spionage ist. «Nicht jede Spionage ist schlecht. Das grösste Problem ist die Massenüberwachung, bei der Regierungen täglich Milliarden über Milliarden Kommunikationsprozesse von Unschuldigen abfangen.» Die NSA sei gut genug ausgerüstet, um gezielt zu überwachen. «Wenn wir es schaffen, das Telefon von Angela Merkel zu überwachen, sollten wir keine Zeit damit verschwenden, Anruflisten von Grossmüttern in Missouri zu erstellen.»
Zudem würden nationale Gesetze die willkürliche Überwachung nicht lösen. Es brauche ein globales Forum und eine globale Finanzierung, um Sicherheitsstandarts zu entwickeln, die unsere Datenschutzrechte verteidigen. «Nicht Gesetze, sondern bessere Verschlüsselung und bessere Forschung.»
Unter welchen Umständen würden Sie in die USA zurückkehren? «Eine Rückkehr ist die beste Lösung für die US-Regierung, die Öffentlichkeit und mich», schreibt Snowden. Bei den heutigen Gesetzen sei es für ihn jedoch nicht möglich, in die USA zurückzukehren. «Ich bin wegen eines Hundert Jahre alten Gesetzes verklagt worden, welches nie dafür gedacht war, es gegen Menschen zu verwenden, die im öffentlichen Interesse gehandelt haben. Das heisst: Ich habe keine Hoffnung auf einen fairen Prozess. Aber vielleicht ändert der Kongress das Schutzgesetz für Whistleblower.»
Der Ansturm auf den Chat war riesig. Über 9000 Fragen wurden Snowden gestellt. Die meisten blieben jedoch unbeantwortet. So warteten Personen, welche nach Beweisen für Ufos suchten, vergeblich auf Antworten des Whistleblowers.
Hier geht es zur Snowden-Website.