Roman Bürki: «Ich habe keine Stunde geschlafen»

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Roman Bürki«Ich habe keine Stunde geschlafen»

The show must go on: Die Spieler von Borussia Dortmund zum womöglich schwierigsten Spiel ihrer Karriere.

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Roman Bürki hat kein Auge zu gemacht (Video: SID)

Raum und Zeit für die Verarbeitung des schweren Angriffs auf die persönliche Integrität blieb keine, die Show ging umgehend weiter. «Der erbarmungslose Sport», kommentierte die «Süddeutsche» die kompromisslose Haltung, weiterzumachen, ohne eine vertiefte Reflexion zuzulassen.

Der teure und aufgeblähte europäische Zirkus durfte nicht stillstehen; offenbar auch dann nicht, wenn die Protagonisten in der Nacht zuvor hinter zersplitterten Scheiben um ihr Leben fürchten mussten. Zu viel Euro-Millionen stecken im Kreislauf, die TV-Verträge sind sakrosankt, der Ball muss zur Primetime rollen.

Die Flut von Programmhöhepunkten habe eine mehrtägige Verschiebung verunmöglicht, begründeten die Verantwortlichen die zeitnahe Terminierung. Intern wurden die angespannten Akteure zwar angehört, aber letzten Endes dennoch vor vollendete Tatsachen gestellt. «Ich habe keine Stunde geschlafen», verriet Roman Bürki gestern nach dem Spiel. Das Interview mit dem Schweizer Goalie sehen Sie im Video oben.

Alles, nur kein Fussball

«Bis zum Anpfiff war bei mir alles im Kopf, nur kein Fussball.» Nuri Sahin sprach aus, was viele BVB-Betroffene dachten. «Wir sind Menschen. Was passiert ist, wünsche ich niemandem. Als meine Frau und mein Sohn vor der Tür standen, habe ich erst realisiert, was wir für ein Glück gehabt haben», sagte Sahin gegenüber Sky. Auch Teamkollege Julian Weigl liess nach dem 2:3 gegen Monaco wissen, unter welch schwierigen Umstände die Dortmunder antreten mussten. «Wir konnten nicht so frei spielen wie sonst. Die meisten haben nicht viel geschlafen, ich auch nicht.»

«Die Sache ist nicht vergessen oder verarbeitet»

Dortmunds Coach Tuchel, der im Gegensatz zu jenen, die eine unmittelbare Neuansetzung der ausgefallenen Partie forcierten, die Detonationen hautnah miterleben musste, goutierte das empathielose Tempo der Funktionäre ebenfalls nicht: «Wir hätten uns gewünscht, dass wir mehr Zeit bekommen hätten.»

Die Unterstützung der Fans habe geholfen, so Tuchel. «Es hat viel Mut und Courage gebraucht, und die haben wir gezeigt. Als wir auf die Südtribüne gespielt haben, ging es sehr gut. Es hat geholfen, sich abzulenken, nicht daran zu denken. Das ist dadurch nicht vergessen, aber die Mannschaft hat es sehr gut gemacht.»

Man habe den Entscheid, bereits am Mittwoch nach dem weiterhin ungeklärten Desaster wieder anzutreten, mit einem «ohnmächtigen Gefühl zur Kenntnis nehmen müssen», kritisierte Tuchel. Nach Parolen, wie Watzke sie ausgegeben hatte («Wir spielen heute nicht nur für uns. Wir wollen zeigen, dass Terror und Hass unser Handeln niemals bestimmen dürfen!»), war dem Trainer nicht zumute: «Die Sache ist nicht vergessen oder verarbeitet.»

Die Dortmunder brauchen im Rückspiel nächste Woche einen Sieg mit zwei Toren Unterschied. «Wir wissen, dass es nicht einfach wird. Die zweite Halbzeit war überragend. Das zweite Tor war Gold wert», so Sahin zur Ausgangslage. (als/sda)

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