Moreno Costanzo: «Ich jammere nicht, und laufe auch nicht davon»

Aktualisiert

Moreno Costanzo«Ich jammere nicht, und laufe auch nicht davon»

Moreno Costanzo wurde schon früh mit Hakan Yakin verglichen. Den Durchbruch hat der YB-Regisseur aber bis heute nicht geschafft. Gegen Anschi winkt ihm ein Platz in der Startelf.

von
Eva Tedesco

Moreno Costanzo hat viele Anlagen, die ihn an den feinen Techniker Hakan Yakin erinnern: Er tritt wunderbare Freistösse, verfügt über einen guten Schuss, er kann präzise Pässe schlagen und auch die Ballbehandlung ist die eines begnadeten Fussballers. Den Durchbruch hat der Ostschweizer aber auch in seiner dritten Saison bei YB nicht geschafft.

In der ersten Saison (2010/11) kam er unter Trainer Vladimir Petkovic noch zu 31 Einsätzen (7 Tore) in der Super League und wettbewerbsübergreifend zu total 46 Pflichtspielen (10 Tore). Im folgenden Meisterschaftsjahr unter Trainer Christian Gross waren es 28 Ligaspiele (6 Tore) und insgesamt 33 Pflichtspiele (7 Tore).

Einen schweren Stand hat Costanzo nun auch unter Trainer Martin Rueda. Von bisher 31 Pflichtspielen in der Saison 2012/13 hat Costanzo 20 Partien (3 Tore) bestritten. In 12 Ligaspielen durfte er lediglich zweimal über 90 Minuten ran. Den Tiefpunkt erlebte der 24-Jährige am 23. September. Rueda verbannte ihn gegen den FCB (1:1) auf die Tribüne. Vereinfacht gesagt: Egal, unter welchem Trainer - Stammplatz verloren.

Costanzo kennt seine Schwächen

«Diese Statistik ist auch mir bekannt und der Trend gefällt mir gar nicht», sagt Costanzo. «Ich mache mir aber nichts vor, mit den Trainern hat das nichts zu tun. Ich kann die Schuld nicht einfach den Trainern in die Schuhe schieben. YB hat ein breites Kader und braucht das auch, schliesslich sind wir in drei Wettbewerben dabei und haben viele Spiele. Erwarten Sie nicht von mir, dass ich jetzt jammere und mich benachteiligt fühle. Damit fange ich erst gar nicht an.»

Aber es sei auch klar, dass er mit dem Dasein auf der Bank nicht zufrieden ist. Nicht zufrieden mit sich selbst, betont er noch einmal. «Ein Trainer stellt die Mannschaft so auf, dass er das Spiel gewinnt. Wenn es funktioniert, geht die Rechnung auf, wenn nicht, muss er es auch verantworten. Bei uns Spielern ist es ähnlich. Wenn wir alles richtig machen spielen wir, wenn einer nicht spielt, hat er meistens etwas falsch gemacht.»

Davonlaufen ist keine Lösung

Und was hat Costanzo falsch gemacht? «Ich hatte mit dem Trainer schon das eine oder andere Gespräch und das war gut so. Aber was wir besprochen haben, bleibt bei mir. Das geht keinen etwas an. Es ist ja offensichtlich, dass ich zu grosse Schwankungen in meinen Leistungen habe. Es fehlt mir an Konstanz. Mehr will ich dazu wirklich nicht sagen.»

Spielrhythmus holt sich aber kein Spieler auf der Ersatzbank oder gar auf der Tribüne. Wohl deshalb kamen zuletzt Gerüchte auf, die Costanzo mit einem Transfer (Luzern, FCZ, GC?) in Verbindung gebracht haben. «Das wäre wohl das Einfachste der Welt, den Chefs via Medien Vorwürfe zu machen und dann davonzulaufen. Was halten Sie eigentlich von mir? Wieviel Glaubwürdigkeit habe ich dann noch? Ich bin 24 Jahre alt und muss die Verantwortung selber tragen. Und noch einmal: YB hat sehr viele Spiele und braucht auch Spieler auf der Bank, auf die sich der Trainer verlassen kann.»

Und wo bleibt der Ehrgeiz, wenn sich Costanzo, so kann man diese Aussagen interpretieren, auf Dauer mit der Rolle eines Kurzarbeiters zufrieden gibt? «Glauben Sie mir, ich will immer spielen. Mein Ziel ist sicher, die negative Statistik, die Sie mir eben aufgezählt haben, zu korrigieren. Wenn ich das nicht kann, muss ich mich hintersinnen. Aber diese Bilanz ziehe ich erst im Sommer und dann schaue ich, in welche Richtung es geht oder gehen kann. Nicht vorher.»

Hoffnung auf einen Einsatz

Für YB und auch für die Schweiz wäre es schön, wenn er die Kurve kriegt. So viele gute Techniker, die über die Kunst des letzten Passes verfügen, hat unsere Liga nicht, dass einer, der es kann, auf der Bank versauern könnte. Gegen Anschi am Donnerstag steigen die Chancen, dass der siebenfache Internationale für einmal unter seiner Wolldecke auf der Bank herauskommt. Denn der Einsatz von Elsad Zverotic (Zerrung) ist fraglich. Und dann könnte Costanzo wieder einmal zeigen, dass man sich auch auf ihn verlassen kann, wenn er denn zum Einsatz kommt.

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