Erreichbarkeit in der Freizeit: Das sagt die 20 Minuten-Community

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Erreichbarkeit von Angestellten«Ich komme mir vor, als hätte ich gar keine wirkliche Freizeit mehr»

Vorgesetzte, die dauernde Erreichbarkeit und Einsätze auf Abruf verlangen, beschäftigen die 20-Minuten-Community. Das sind eure Erfahrungen.

von
Daniel Graf
Deborah Gonzalez
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Die dauernde Erreichbarkeit für den Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin kann zu gesundheitlichen Problemen führen. 

Die dauernde Erreichbarkeit für den Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin kann zu gesundheitlichen Problemen führen. 

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Ein Vorstoss will deshalb nun das Recht auf Nicht-Erreichbarkeit im Gesetz verankern. 

Ein Vorstoss will deshalb nun das Recht auf Nicht-Erreichbarkeit im Gesetz verankern. 

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Auch die 20-Minuten-Community kennt das Problem. 

Auch die 20-Minuten-Community kennt das Problem. 

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Darum gehts

  • Weil viele Menschen zunehmend gestresst seien von der dauernden Erreichbarkeit für den Arbeitgeber, will Grünen-Nationalrätin Greta Gysin das Recht auf Nicht-Erreichbarkeit ins Gesetz schreiben. 

  • Das Problem beschäftigt auch die 20-Minuten-Community. 

  • Viele berichten davon, dauernd für den Chef oder die Chefin erreichbar sein zu müssen. 

Das Recht, in der Freizeit nicht erreichbar zu sein, soll ins Gesetz geschrieben werden. Das verlangt ein Vorstoss von Grünen-Nationalrätin Greta Gysin, der in der Frühlingssession behandelt wird, die am Montag beginnt. Denn: Die ständige Erreichbarkeit mache die Leute krank.

Durch Homeoffice sei die Trennung zwischen Privat- und Berufsleben immer weniger klar, es sei immer schwieriger, sich auszuloggen, begründet die Tessinerin ihren Vorstoss. Das Thema beschäftigt auch die 20-Minuten-Community: «Wir haben nie Ruhe vor unserem Chef, nicht einmal sonntags. Das liegt hauptsächlich daran, dass wir unterbesetzt sind», schreibt K.L.

«Selbst in den Ferien sollte ich arbeiten»

M.L. schildert: «Mein Chef hat sogar von mir verlangt, Planänderungen während meiner Ferien zu machen, weil ein Mitarbeiter krank war. Ich war 3800 Kilometer entfernt und sollte arbeiten!» Auch bei Krankheit oder Unfall von Mitarbeitenden habe M. arbeiten müssen. «Ich komme mir vor, als hätte ich gar keine wirkliche Freizeit mehr.»

C.M. arbeitete bis letzten Sommer im Detailhandel. «Bis heute habe ich Einblick in die Arbeitspläne und bin so froh, muss ich das nicht mehr machen.» Teilweise seien Mitarbeitende ganze Tage lang als «Reserve» eingeteilt. «Sie müssen den Tag dann in der Nähe des Ladens verbringen, falls kurzfristig Leute gebraucht würden. Und das, obwohl sie schon sechs Tage die Woche arbeiten», sagt M.

Musst auch du ständig erreichbar sein für deinen Arbeitgeber?

Auch in Branchen, in denen man es weniger erwarten würde, scheint das ein Problem zu sein. C. L. arbeitet in der Gastronomie: «Hier herrscht die Erwartung, dass man immer abruf- und erreichbar ist, falls jemand ausfällt. Die meisten Betriebe reden einem ein schlechtes Gewissen ein, wenn man einmal nicht aushelfen kann.» L. findet es nicht okay, dass die ständige Verfügbarkeit in der Gastronomie als selbstverständlich angesehen werde.

«Ich bin immer erreichbar»

Dass es aber auch anders geht, zeigt G.Y*: «Ich habe eine Führungsposition und wenn ich Feierabend oder frei habe, ist mir egal, was dort abgeht. Auch wenn ich angerufen werde nehme ich nicht ab. Man kann mir dann am nächsten Tag sagen, was war. Ich finde, dass es andere Möglichkeiten gibt, als mich anzurufen.»

Ähnlich sieht es A.H*: «Nein, ich muss nicht stets erreichbar sein. Ausser es ist etwas sehr wichtiges. Denn Freizeit und Arbeit trenne ich zur Erholung und Entspannung.  Da brauche ich nicht, noch über die Arbeit nachdenken.»

W.R* stört es nicht, in seiner Freizeit erreichbar zu sein, wie er schreibt: «Ich sehe nichts schlechtes dabei, verfügbar zu sein. Es liegt an mir und meinen Vorgesetzten eine gute Work-Life-Balance zu erreichen, und das ist auch ohne weiteres zu schaffen.

Auch S.R* geht es so: «Ich bin immer erreichbar. Aber nicht, weil das der Arbeitgeber wünscht oder gar verlangt. Ich mag meinen Job und ich habe ein ehrliches Interesse an meiner Arbeit.»

Post mit gutem Beispiel

Genau solche Situationen will Gysin verhindern, indem das Recht auf Nicht-Erreichbarkeit ins Gesetz geschrieben wird. Der Bundesrat lehnt die Motion ab. Schon heute gälten gesetzliche Schranken für die Erreichbarkeit, schreibt die Regierung in ihrer Antwort. Auch zwei Experten für Arbeitsrecht sagen, die heutigen Regelungen genügten.

Als gutes Beispiel geht die Post voran. Sie hat laut einem Sprecher bereits 2021 die Gesamtarbeitsverträge um zwei Grundsätze ergänzt: Die Mitarbeitenden haben das Recht, Anrufe nicht entgegenzunehmen und Nachrichten nicht zu lesen in der Freizeit. Und sie dürfen kurzfristige Einsätze ablehnen. Aus beidem dürften ihnen keine Nachteile entstehen.

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