«Switzerländers»«Ich mag die Schweiz lieber als Österreich»
Wer sich als Älpler mit Black-Angus-Vieh beschäftigt, mischt in der Königsklasse mit. Christian Bartl betreut die edlen Tiere im Engadin.
- von
- Noah Zygmont / Geraldine Schläpfer
Das ist Christians «Switzerländers»-Beitrag – und wo ist deiner? (Video: Manuel Täuber / Tarek El Sayed)
Barfuss öffnet Christian Bartl (57) die Tür und strahlt breit. Die obersten Knöpfe seines Hemdes sind geöffnet. In unverkennbarem Tiroler Akzent erzählt er von seiner Alp, seinen Kühen und seiner Beiz. Christian bewirtschaftet die Alp Muottas im Engadin und ist der Einzige in der Schweiz, der ausschliesslich Black-Angus-Kühe sömmert.
Vor sieben Jahren hat Christian eine 100 Jahre alte Hütte übernommen. Sie ist komplett aus Stein gebaut und war ursprünglich als Milchwirtschaftsgebäude gedacht. Mittlerweile leben er und seine Verlobte während des Sommers oben auf der Alp: «Die Atmosphäre hier ist die schönste, die es überhaupt gibt. Und die Aussicht aufs Engadin auch.» Sogar ein Panoramaweg erstreckt sich entlang der Hütte, die auf 2453 Metern über Meer liegt.
Das wichtigste Merkmal der Alp sind aber die Black-Angus-Kühe und -Kälber. 160 Stück haben sie davon, die sie 110 Tage im Jahr betreuen, den Rest der Zeit sind die Tiere bei ihren Besitzern.
«Angus gilt unter den Älplern als die Königsklasse»
Die Kühe leben bei Christian in der sogenannten Mutterkuh-Haltung. «Unsere Kühe leben in der Natur mit ihren Kälbern und einem Stier zusammen. Das Kalb trinkt die Milch seiner Mutter. Die Kühe ernähren sich von Gras und Kräutern. Dabei entsteht das einmalige Black-Angus-Fleisch.» Angus gilt unter den Älplern als die Königsklasse. «Wer einmal solches Vieh aufgezogen hat, will die Rasse nicht mehr wechseln. Das wäre ein Rückschritt», sagt Christian.
Die Haltung der Tiere, die ursprünglich aus Schottland stammen, braucht einige Erfahrung. Sie haben einen starken Herdentrieb, sind sehr sensibel und vergessen nie. Man müsse lernen, die Tiere richtig zu lesen, sagt Christian. Dafür verbringt er viel Zeit mit ihnen, um ein Gspüri für sie zu entwickeln.
Switzerländers - Videoaufruf
(Video: M. Täuber / T. El Sayed)
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Obwohl er daheim im Tirol in einer Bergbauernfamilie mit neun Geschwistern aufgewachsen ist, fehlte ihm anfangs genau dieses Gespür für das Vieh. Er hatte schon einiges über die Tiere gelesen, als er sah, dass eine Stelle als Alphirt auf der Alp Muottas frei war. Also bewarb er sich und konnte sich gegen circa 40 andere Bewerber durchsetzen.
Mittlerweile liebt der Österreicher seine Arbeit und speziell die Schweiz: «Früher kam ich immer wieder für einen Tagesausflug in die Schweiz. Insgeheim wusste ich aber, dass ich irgendwann mal ganz bleiben würde. Heute bin ich hier zu Hause, das Engadin ist meine neue Heimat.
«Das gedankenlose Wegwerfen von Abfällen bereitet uns Sorgen»
In Österreich bin ich nur ab und zu, um Verwandte oder Bekannte zu besuchen.» Er möge die Mentalität hier viel lieber. Die Leute seien viel freundlicher, und der Umgang sei viel angenehmer und entspannter als in Österreich. «Zu Beginn musste ich mich daran gewöhnen, dass es in den Bergen ein Mittagsschläfchen gibt. Ich wollte alles viel zu schnell angehen. Mittlerweile bin ich ziemlich ruhig geworden, das sagen mir auch meine Kinder.»
Christian bietet in seiner Alpbeiz auch Produkte aus dem Fleisch von Tieren an, die auf der Alp gross geworden sind. Das Schöne an diesen Produkten ist für ihn, dass er genau weiss, wo das Fleisch herkommt und dass es zu 100 Prozent biologisch ist. Umweltbewusstes und nachhaltiges Verhalten und Wirtschaften sind ihm ein grosses Anliegen. «Das gedankenlose Wegwerfen von Abfällen bereitet uns auch auf der Alp Sorgen. Wanderer werfen ihren Müll einfach weg. Gerade Plastikabfälle sind ein ernsthaftes Problem. Wenn die Tiere sie aus Versehen fressen, kann das böse enden.»
«Ich habe Herzblut fürs Engadin»
In der Beiz und auch privat setzt Christian auf Produkte ohne Plastikverpackung: «Eine Ausnahme machen wir beim Engadiner Alpenkräuter-Eistee, der bisher nur in Pet-Flaschen erhältlich ist. Dieses lokale Getränk wollen wir einfach anbieten. Ansonsten verkaufen wir alles im Glas. Auch unser Geschirrspülmittel ist biologisch.»
Christian plant in Zukunft einige Projekte auf der Alp Muottas. So möchte er noch weiter expandieren und weitere Standorte eröffnen. «Ich habe Herzblut fürs Engadin und will dieses weiter voranbringen», sagt Christian. Er hat sich bei Switzerländers beworben, um den Tourismus zu fördern und zu zeigen, wie die Produktion von Black Angus funktioniert. Auch über weniger Abfall in den Bergen würde er sich freuen.
Als Christian Bartl von «Switzerländers» hörte, überlegte er nicht lange. Er wollte seine Sicht auf sein Land unbedingt einbringen. Jetzt hast du «seine Schweiz» kennen gelernt – und wie sieht deine aus? Teile dein Video auf switzerlanders.20min.ch mit uns!
Michi Steiner erklärt dir, worum es bei «Switzerländers» geht.
Creative Director Michael Steiner erklärt dir im Video, worum es bei «Switzerländers» geht.
Michi Steiner erklärt dir, wie du deinen «Switzerländers» Beitrag am besten filmst.
Hier erklärt dir Michi Steiner kurz, wie du deinen «Switzerländers»-Beitrag filmst, damit er die besten Chancen auf einen Platz im Kinofilm hat.
«Switzerländers» ist ein Kulturprojekt der Tamedia.

So kannst du mitmachen!
Du willst mit uns den Kinofilm «Switzerländers» erschaffen? Dann nimm dein Handy oder eine Kamera in die Hand und teile deine ganz persönliche Sicht auf unser Land, dein Leben, deine Abenteuer, deine Gefühle und Gedanken in einem oder mehreren Videos mit uns. Die Aufnahmen können unbeschränkt lange sein, sollten aber unbedingt im Querformat gefilmt sein. Der Drehtag, der stellvertretend für einen ganz normalen Tag in der Schweiz stehen wird, ist der 21. Juni. Mehr Infos zum Projekt sowie Details dazu, wie du mitmachen kannst, erfährst du auf switzerlanders.20min.ch.