«Ich möchte Selbstmordattentäter werden»
Das Buch «Die Kinder des Dschihad» gibt erschütternde Einblicke in die Biografien junger Muslims, die integriert in Europa lebten und dann zu radikalen Islamisten wurden.
Ein Polizist möchte einen Fünfjährigen beruhigen, als seine Kollegen die Wohnung seiner Eltern in Süddeutschland durchsuchen. Der Beamte fragt ihn, was er später einmal werden wolle. Die Antwort: «Wenn ich mal gross bin, möchte ich ein Mudschahed werden wie mein Vater und Ungläubige töten.» Auf den ersten Blick macht diese Aussage fassungslos, auf den zweiten nachdenklich. In dem Buch «Die Kinder des Dschihad» wollen drei Journalisten Antwort geben auf die Frage, warum manche junge, in Deutschland aufgewachsene Muslime so denken wie dieser Fünfjährige.
Die zwei Journalistinnen Souad Mekhennet und Claudia Sautter und der Journalist Michael Hanfeld recherchierten in Europa und dem Nahen Osten, in Mietwohnungen und in Koranschulen. Ihr Buch gibt erschütternde Einblicke in die Biografien junger Menschen, die integriert in Europa lebten und dann zu radikalen Islamisten wurden.
Fünf Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wisse man einiges über die Organisation des Terrornetzwerks Al Kaida, aber noch sehr wenig darüber, was in den Köpfen der jungen Menschen vorgehe, die selbst Selbstmordattentäter werden wollten, sagte die Autorin Sautter am Montag der Nachrichtenagentur AP. «Die Kinder des Dschihad» richte sich auch und vor allem an ein Publikum, dass sich bisher noch wenig mit dem Thema Terrorismus beschäftigt habe.
Werten wollten die Autoren jedoch nicht. Sie beschrieben nur, was sie selbst gesehen, gehört oder recherchiert hätten. «Wir sind Berichterstatter, aber nicht Politiker.»
Es gebe es ein weltweites Netzwerk der islamistischen Propaganda. Die Werber des Islamismus suchten sich in den Gemeinden gezielt junge Frauen und Männer aus, die erkennbar ihren Platz in der Gesellschaft suchten und sich fragten wer sie seien und wohin sie gehörten.
Das Autorentrio verweist auf eine Internetseite, die speziell auf Kinder abzielt. Diese lobe den Dschihad und weise dessen Kämpfer als Helden aus. Es werde dort auch mit Hilfe von Comics dargestellt, wie die «richtige» Erziehung von Kindern aussehe. (dapd)