Guardiola selbstkritisch: «Ich muss mein Konzept korrigieren»

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Guardiola selbstkritisch«Ich muss mein Konzept korrigieren»

Bayern München grüsst in der Bundesliga von der Tabellenspitze, dominiert die letzten Spiele aber nicht so wie gewünscht. Trainer Pep Guardiola kündigt Änderungen an.

Benjamin Teicher
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Benjamin Teicher

Es ist nicht so, dass der FC Bayern München schlecht in die Saison gestartet ist. Nach 11 Spielen haben die Münchner 29 von 33 möglichen Punkten auf dem Konto und sind Tabellenführer. Zudem haben sie am Samstag mit dem 2:1-Sieg in Hoffenheim den vom HSV aufgestellten Uralt-Rekord von 36 ungeschlagenen Spielen in Folge eingestellt. Sie machen also dort weiter, wo sie in der letzten Triple-Saison aufgehört haben. Dennoch ist Trainer Pep Guardiola, der den Startrekord eines neuen Bundesliga-Trainers von Klaus Topmöller einstellte (29 Punkte nach 11 Spielen mit Eintracht Frankfurt in der Saison 93/94), nicht restlos zufrieden.

Zum dritten Mal in Folge musste das Münchner Starensemble in der Bundesliga einem Rückstand hinterherlaufen, gewann aber wohlverstanden all diese Spiele noch. Darüber hinaus lagen die Bayern in den letzten fünf Partien zur Pause nie in Führung. So resultierten Zittersiege wie beispielsweise gegen Hoffenheim und Hertha Berlin. Auch die von Guardiola geforderte absolute Dominanz auf dem Platz ist bei den Bayern in den letzten Wochen nicht mehr da. Bei den beiden Zittersiegen hatten sie «nur» 65 Prozent Ballbesitz – zu wenig für die Ansprüche des Trainers.

«Ich muss mein Konzept ändern»

Laut Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge war der Sieg in Hoffenheim eine «schwere Geburt». Ja, der Sieg war nicht besonders souverän, dennoch nennt man das wohl Jammern auf sehr hohem Niveau. Trainer Guardiola zeigte sich nach dem Spiel trotz Rekorden selbstkritisch und verblüffte mit seiner Aussage die Journalisten an der Pressekonferenz: «Ich muss mein Konzept korrigieren. Was genau ich meine, werde ich aber erst meinen Spielern erklären.» «Es geht um taktische Dinge», so der Spanier weiter. Rummenigge glaubt, dass Guadriola keine Änderunge vornehemen muss: «Das Konzept ist gut, wir spielen guten Fussball.» Präsident Uli Hoeness findet in Guardiolas Aussage dessen Charakter wieder: «Er ist ein Perfektionist. Wenn es nicht ganz so läuft, wie er es sich vorstellt, dann wird er gewisse Dinge infrage stellen.»

Im Training am Sonntag machte Guardiola schon ernst und redete 12 Minuten am Stück auf Mittelfeld-Chef Bastian Schweinsteiger ein. «Du bist einer meiner wichtigsten Spieler. Und wichtige Spieler benutzen den Kopf», soll er laut der «Bild» wild gestikulierend gesagt haben. Der Trainer schreckte schon in den vergangenen Spielen nicht zurück, von seinem 4-1-4-1-Stammsystem abzuweichen und auf ein 4-2-3-1 umzustellen. Dies brachte zum Beispiel gegen Mainz nach Rückstand noch den Sieg.

Guardiola vom hohen Bundesliga-Niveau überrascht

Der 42-Jährige gestand nach dem Hoffenheim-Spiel ein, dass er die Bundesliga unterschätzt hatte. «Ich bin überrascht von diesem Niveau. Es ist doch etwas ganz anderes, wie wenn man im Europapokal gegen deutsche Klubs spielt. Die Stadien sind voll, die Mannschaften sind gefährlich. Das ist ein grosser Test für mich als Trainer.»

Um seine Spieler und die anderen Mannschaften näher kennenzulernen, brauche er Zeit. Richtig erkannt hat der ehemalige Barcelona-Coach aber, dass «man im Fussball keine Zeit hat.» Guardiola befindet sich immer noch in der Kennenlernphase, ist dafür aber schon sehr erfolgreich. Was passiert, wenn er die Mannschaft kennt und perfekt eingestellt hat, kann man sich nur ausmalen.

Dass der Spanier momentan noch am Tüfteln ist, zeigt sich auch bei seinen Startformationen. In elf Spielen schickte der Spanier nämlich elf verschiedene Aufstellungen aufs Feld. Guardiola hat ein schier unerschöpfliches Arsenal an Weltklassespielern zur Verfügung. Sind alle fit, wird er dieses wohl auch weiterhin auskosten und so die Rotationsmaschine anwerfen.

Bayern kann den Achtelfinaleinzug in der CL perfekt machen

Am Dienstag treten die Bayern in der Champions League gegen Viktoria Pilsen an. Mit einem Sieg könnten die Deutschen den Einzug ins Achtelfinale schon nach der vierten Runde perfekt machen. Gut möglich, dass sie diesen mit einer anderen Formation als in Hoffenheim feiern werden. So wird Kapitän Phillip Lahm wohl wieder als rechter Verteidiger agieren, und Javi Martinez seinen Platz vor der Abwehr einnehmen.

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