Selenski warnt«Ich rufe die Welt auf, seine Hinrichtung zu verhindern»
Der Gesundheitszustand von Putin-Gegner Micheil Saakaschwili verschlechtert sich zunehmend. Seine Anhänger vermuten eine Vergiftung durch den Kreml. Wolodimir Selenski hat nun erneut um dessen Freilassung gebeten.
- von
- Dominik Fischer
Darum gehts
In Georgien gibt es grosse Sorge um den Gesundheitszustand des früheren Präsidenten Saakaschwili.
Seit seiner Verhaftung bei seiner Rückkehr nach Georgien im Jahr 2021 gibt es immer wieder Proteste für seine Freilassung.
Wolodimir Selenski ist ein Vertrauter Saakaschwilis und hat nun erneut eindringlich um dessen Freilassung gebeten.
Der Gesundheitszustand des früheren georgischen Präsidenten Micheil Saakaschwili verschlechtert sich immer weiter. Neue Bilder zeigen den abgemagerten ehemaligen Staatschef und Putin-Gegner, der aktuell in einem Spital gehalten und bewacht wird.
Selenski spricht von «öffentlicher Hinrichtung»
Nun hat der ukrainische Präsident Selenski – ein Freund Saakaschwilis – erneut um dessen Freilassung gebeten und dabei von einer «öffentlichen Hinrichtung» gesprochen. Auf Twitter schreibt er: «In diesem Moment wird der ehemalige georgische Präsident Saakaschwili langsam umgebracht. Allein die Tatsache, dass wir im Europa des 21. Jahrhunderts immer noch gegen einen solchen Versuch der de facto öffentlichen Hinrichtung einer Person kämpfen müssen, ist eine Schande!»
Selenski schreibt weiter: «In Anbetracht der Bedrohung seines Lebens fordere ich die georgischen Behörden auf, sich auf ihre Verpflichtungen im Rahmen der europäischen Normen zum Schutz der Menschenrechte zu besinnen, die Misshandlungen zu beenden und Micheil freizulassen! Die Ukraine hat Lösungen angeboten.» Zum Schluss schreibt er: «Ich rufe die Welt auf, Micheils Leben zu retten und seine Hinrichtung zu verhindern.»
Saakaschwili ist «Putins persönlicher Gefangener»
Saakaschwili war von 2004 bis 2013 Präsident Georgiens und regierte das Land während des Krieges mit Russland um Südossetien im Jahr 2008. Nach seiner Zeit als Präsident emigrierte er in die USA, im Jahr 2015 wurde er Präsidentenberater in der Ukraine, bis zum November 2016 war er Gouverneur der ukrainischen Oblast Odessa. Zwischenzeitlich besass er gar die ukrainische Staatsbürgerschaft, aktuell ist er staatenlos.
Wegen des Vorwurfs des Amtsmissbrauchs wurde er im Jahr 2018 in Abwesenheit zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, nach seiner überraschenden Rückkehr nach Georgien Ende 2021 wurde er verhaftet. Mit einem Hungerstreik protestierte er gegen die Verhaftung und hat inzwischen fast 50 Kilo Gewicht verloren. In dem Spital, in dem er aktuell hospitalisiert ist, darf ihn ausser seiner Mutter niemand besuchen, er wird rund um die Uhr von bewaffneten Sicherheitskräften bewacht.
Der 55-jährige Saakaschwili selbst bezeichnet sich als «Putins persönlicher Gefangener» und ist sich sicher: «Putin hat zu meiner physischen Vernichtung aufgerufen.» Seine Mutter spricht von einem «Mord vor aller Augen», wie der «Spiegel» berichtet. Sie warnt: «Mein Sohn stirbt, unvermeidlich, wenn er nicht sofort aus dieser Klinik herauskommt.»
Bereits vor Weihnachten hatte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski in einer Videobotschaft die georgischen Behörden aufgefordert, Saakaschwili zur Behandlung in die Ukraine oder die USA reisen zu lassen.
Anhänger vergleichen Saakaschwili mit Nawalny
Seine Familie und Anhänger sind sich sicher, dass er wegen seines pro-westlichen und pro-ukrainischen Kurses von Russland vergiftet worden ist. Auch ein Toxikologe aus den USA geht mit einem «vernünftigen Mass an medizinischer Gewissheit» davon aus, dass Saakaschwili an einer Schwermetallvergiftung leide. Immer wieder wurden Parallelen zwischen Saakaschwili und dem russischen oppositionellen Aktivisten Alexei Nawalny gezogen, der im August 2020 einen Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok nur knapp überlebt hatte.
Im Westen galt Saakaschwili als Shooting-Star der Politik, der den Ex-Sowjetstaat gegenüber dem Westen öffnete. Der heutige US-Präsident Joe Biden bezeichnete ihn im Jahr 2012 als «George Washington Osteuropas», Barack Obama rühmte sein «grosses Vermächtnis» und Hillary Clinton schlug sogar vor, Saakaschwili den Friedensnobelpreis zu verleihen. Seine Nähe zum Westen und seine anti-russische Haltung könnten ihm nun persönlich zum Verhängnis werden.
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