Doktor Sex: «Ich träume von Sex mit anderen Frauen!»

Lieber Anatol

Die Lust auf Sex, aber auch die Häufigkeit der sexuellen Interaktionen unterliegt grossen Schwankungen. Bei den meisten Paaren nehmen sie zudem im Verlauf einer Beziehung meist ab. Obschon jeder Mensch dies unschwer an sich selbst feststellen kann, hält sich die Idee hartnäckig, dass man fortwährend Lust und daher auch regelmässig Sex haben sollte. Viele Menschen kommen dadurch unter Druck und verlangen sich Alibiübungen ab.

Dabei ist es doch eigentlich ganz den betroffenen Menschen überlassen, sich zu entscheiden, ob überhaupt, wann und wie sie körperliche Nähe und Sex als Paar in ihrer Beziehung leben wollen. Wer es nicht schafft, die Veränderungen bezüglich Lust und Intensität beim Sex anzunehmen und damit umzugehen, ist hoffnungslos seiner Biologie – dem Grad des Getrieben-Seins – ausgeliefert. Sie wird dann darüber bestimmen, wie lange eine Verbindung dauert.

Da du dich in der Beziehung ja glücklich fühlst, macht es definitiv keinen Sinn, den Bettel hinzuschmeissen und dich mit einer anderen Frau zusammenzutun. Es geht also darum, zu klären, wie ihr als Paar mit Lust und Sex in Zukunft umgehen wollt. Überprüft eure Konzepte von Liebe, Beziehung und Sexualität. Vieles von dem, was dazu beiträgt, sich als Frau, Mann oder nicht-binärer Mensch gesehen und körperlich angenommen zu fühlen, hat nichts mit Lust und dem Austausch von Körpersäften zu tun.

Und was den Sex angeht: Ich bin sicher, dass es Vorlieben gibt, über die ihr noch nie auch nur im Entferntesten gesprochen habt. Verlasst darum auch mal die schützenden Gewohnheiten, nennt die Dinge beim Namen und probiert etwas anderes aus. Alles Gute!