Aktualisiert

Giulia Steingruber«Ich war gut, aber die anderen waren besser»

Giulia Steingruber befand sich nach ihrem 10. Rang im Mehrkampf-Final in einem Wechselbad der Gefühle.

Marcel Allemann
Rio
von
Marcel Allemann
,
Rio
1 / 7
Trost vom Trainer: Zoltan Jordanov und Giulia Steingruber. (11. August 2016)

Trost vom Trainer: Zoltan Jordanov und Giulia Steingruber. (11. August 2016)

Keystone/Peter Klaunzer
Trotz allem eine gute Vorstellung: Giulia Steingruber erreicht einen Top-Ten-Platz im Mehrkampf-Final von Rio. (11. August 2016)

Trotz allem eine gute Vorstellung: Giulia Steingruber erreicht einen Top-Ten-Platz im Mehrkampf-Final von Rio. (11. August 2016)

AFP/Ben Stansall
Nach dem Wettkampf ist Steingruber etwas enttäuscht. Sie verpasst Rang 8 und damit ein olympisches Diplom ganz knapp.

Nach dem Wettkampf ist Steingruber etwas enttäuscht. Sie verpasst Rang 8 und damit ein olympisches Diplom ganz knapp.

AFP/Ben Stansall

Richtig happy sah die 22-jährige Schweizer Weltklasse-Kunstturnerin nicht aus, als sie sich nach dem Wettkampf in der Mixed Zone den Medien stellte: «Klar bin ich ein wenig enttäuscht, dass es nicht zu einem Diplom reichte. Aber trotzdem: Ich bin in den Top 10 und kann daher auch zufrieden sein.» Sie war froh, dass sie im Gegensatz zur Qualifikation, als sie am Balken vom Gerät musste, dieses Mal ohne gravierenden Fehler blieb: «Eine bessere Punktezahl habe ich mir wohl am Barren vermasselt.»

0,400 Punkte fehlten zum Diplom, 1,100 Punkte zur Medaille

Vor ihrer nominell schwächsten Mehrkampf-Disziplin befand sich Steingruber noch auf Zwischenrang 3, fiel dann aber um sieben Positionen zurück. Zum angestrebten Diplomrang fehlten am Ende 0,400 Punkte, auf den Bronzeplatz der Russin Aljna Mustafina waren es 1,100 Punkte. Ein Wimpernschlag, wenn man bedenkt, dass die grandiose neue Olympiasiegern Simone Biles ihrer zweitklassierten amerikanischen Landsfrau Alexandra Raisman allein schon 2,100 Punkte abnahm und diese sich auf Mustafina ebenfalls einen Vorsprung von 1,433 Punkten erturnte. Ab und um Rang 3 wurde es dagegen – wie erwartet – sehr eng. «Mein Wettkampf war gut, aber die anderen waren besser», befand Steingruber.

Die Ostschweizerin will sich nun am Freitag von den Mehrkampf-Strapazen erholen und sich dann auf die nächsten anstehenden Aufgaben vorbereiten. Am Sonntag steht der Sprung-Final an, am Dienstag jener am Boden. «Die Gerätefinals sind mir sehr wichtig. Jetzt geht es darum, mir noch den Feinschliff zu holen», betonte Steingruber. In diesen beiden Disziplinen sind ihre Medaillenchancen auch deutlich höher einzustufen. Vermutlich wird es jeweils erneut eine ganz enge Geschichte um Bronze. Doch soweit will Steingruber nicht denken. Im Hinblick auf den Sprung-Final sagt sie: «Ich will einfach zwei saubere Sprünge zeigen und hinterher sagen können, dass ich es gut gemacht habe. Wie bewertet wird, liegt dann an den Kampfrichtern.»

Steingruber lässt den «Steingruber» fallen

Steingruber gab bereits bekannt, dass sie auf ihr neustes Sprung-Element, den «Steingruber» (Überschlag mit doppelter Schraube), verzichten will: «Ich denke, ich bleibe bei meinen beiden alten Sprüngen, da fühle ich mich sicherer.» Die fünffache Europameisterin will kein unnötiges Verletzungsrisiko eingehen, das sie am Ende gar die Teilnahme am Bodenfinal kosten könnte. Überraschung ist dies keine. Die St. Gallerin hatte den «Steingruber» zwar als zusätzliches Element im Hinblick auf Rio eingeübt, aber ihn noch nie an einem Wettkampf gezeigt. Olympisches Roulette macht daher keinen Sinn. Und eine Medaillenchance wird sie im Sprung trotzdem haben – wenn am Sonntag bei ihr alles zusammenpasst und auch die Gegnerinnen sowie die Kampfrichter mitspielen.

Deine Meinung