Boxkampf: «Ich war überrascht, dass Gjergjaj aufstehen konnte»

Aktualisiert

Boxkampf«Ich war überrascht, dass Gjergjaj aufstehen konnte»

Arnold Gjergjajs Auftritt gegen David Haye endet schon früh. Der Kampf wird in der zweiten Runde abgebrochen.

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Kurzer Auftritt: Arnold Gjergjaj (l.) geht gegen David Haye in der zweiten Runde K.o.

Kurzer Auftritt: Arnold Gjergjaj (l.) geht gegen David Haye in der zweiten Runde K.o.

/Richard Heathcote
Der Schweizer muss unzählige Schläge einstecken und hat keine Chance.

Der Schweizer muss unzählige Schläge einstecken und hat keine Chance.

/Richard Heathcote
Haye ist klarer Sieger.

Haye ist klarer Sieger.

/Richard Heathcote

Arnold Gjergjaj blieb in der Londoner O2-Arena gegen den ehemaligen Cruiser- und Schwergewichts-Weltmeister David Haye aus England chancenlos und verlor durch TKO in der 2.

Runde. Der Schweizer mit kosovarischen Wurzeln kassierte nach zuvor 29:0 Siegen seine erste Niederlage im Profilager – nach bloss viereinhalb Minuten Kampfzeit.

Der 1,97 m grosse Gjergjaj stand gegen den 1,91 m grossen Haye in dem auf zehn Runden angesetzt gewesenen Schwergewichts-Kampf von Beginn an auf verlorenem Posten und konnte den Favoriten nicht einmal ansatzweise fordern.

Gjergjaj ging vier Mal zu Boden

Haye traf wuchtig und präzis, während sich Gjergjaj vor rund 16'000 Zuschauern in der O2-Arena in London verkrampft hinter der Doppeldeckung verschanzte. Gjergjaj ging insgesamt vier Mal zu Boden, je zweimal in der ersten und der zweiten Runde. Der erste Niederschlag erfolgte bereits nach wenigen Sekunden durch Hayes Schlaghand - notabene durch Gjergjajs Deckung hindurch. «Das war schon nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Unser Ziel war, ihn müde zu machen. Doch Haye war extrem schnell. Er traf mich schon mit der ersten Aktion präzis am Kinn», bilanzierte ein zutiefst enttäuschter Gjergjaj.

«Trotz dem Wirkungstreffer rettete sich Arnold noch in die zweite Runde», fand Trainer und Manager Angelo Gallina noch einen positiven Ansatz an der klaren Niederlage. Haye bestätigte: «Es war ein Volltreffer von mir. Ich war sehr überrascht, dass Gjergjaj noch einmal aufstehen konnte. Das hätten viele nicht gekonnt.»

Ein wuchtiger Jab leitet das Ende ein

Der Ringrichter brach in der 2. Runde das ungleiche Duell in der vierten Runde zurecht ab, als sich Gjergjaj zum vierten Mal auf den Brettern wiederfand. Davor hatte ein wuchtiger Jab von Haye zum dritten Niederschlag das vorzeitige Ende bereits unausweichlich eingeleitet. «Für mich war der Kampf wichtig, weil ich mit Gjergjaj einen Gegner vor die Fäuste bekam, bei dem ich nach oben schlagen musste. Das ist mit Blick auf meine weiteren Gegner wichtig», betonte Haye, der lediglich einen Treffer von Gjergjaj kassierte.

Gleichzeitig betonte Haye, dass er den Fight nicht habe künstlich verlängern wollen, «wenn ich eine Möglichkeit zum vorzeitigen Sieg sehe, nutze ich sie.» Für seine zuvor 27 Siege im Profilager hatte Haye durchschnittlich kaum vier Runden für den Erfolg benötigt.

Überfordert trotz grosser Vorbereitung

Über 150 Runden Sparring absolvierte Gjergjaj – so viele wie noch nie vor einem Fight. Gjergjaj sah sich für die volle Distanz von 10 Runden bereit, er machte sich aber auch auf eine explosive Startrunde gefasst. Dennoch wirkte Gjergjaj dann überfordert gegen diesen dynamischen Haye aus der Top-Liga des Schwergewichts.

Das Bewusstwerden des gleissenden Scheinwerferlichts und damit eine mentale Blockade hat Gjergjaj eigenen Angaben zufolge nicht verspürt. Selbst wenn er als Champion der europäischen Nicht-EU-Staaten bislang bestenfalls vor einer Kulisse von gut 2000 Zuschauern gekämpft hatte.

Briggs als nächster Gegner von Haye

Der letzte Schweizer vor Gjergjaj, der auf der Insel einen bedeutenden Kampf bestritt, war der seinerzeit ebenfalls ungeschlagene Tessiner Roberto Belge. Der nicht mehr aktive Weltergewichts-Profiboxer kämpfte 2010 in Bolton nach 26:0 Siegen und als Titelträger des kleinen IBC-Weltverbandes gegen den Briten Matthew Hatton um den EM-Titel. Belge blieb damals ebenso chancenlos und verlor durch TKO in der 3. Runde. Damals wurde Belge von den englischen Medien rückblickend auf dessen Kampfrekord als «overmatched» (überbewertet) verspottet. Der Tenor der britischen Medien fiel auch im Fall Gjergjaj ähnlich aus. Der Kampf wurde gar als «Mismatch» gewertet.

Im Vorprogramm von Haye gegen Gjergjaj konnte Shannon Briggs den argentinischen Aufbaugegner Emilio Ezequiel Zarate, der vor gut zwei Jahren schon gegen Gjergjaj vorzeitig verloren hatte (7. Runde), bereits in der ersten Runde k.o. schlagen. Der 44-jährige Amerikaner Briggs wird damit der nächste Gegner von Haye sein. Dieser Kampf soll im September ausgetragen werden. Briggs berichtete nach seinem Sieg davon, dass er vor vier Jahren noch unter Depressionen und extremen Übergewicht litt und auch Selbstmord in Betracht gezogen hatte.

Inoffizieller WM-Ausscheidungskampf im Schwergewicht 10 Runden: David Haye (GBR/101,6 kg/28:2 Siege, 26 vorzeitig) s. Arnold Gjergjaj (SUI/107,5 kg/29:1 Siege, 21 vorzeitig) durch TKO 2. Runde. (sda)

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