Dresscode in der Schule«Ich will Lehrerin sein und kein Ausstellungsstück»
Die Kreuzlinger Lehrer haben einen Dresscode entwickelt, der etwa Flipflops aus dem Klassenzimmer verbannt. Das kommt auch im Rest der Schweiz gut an.
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- num/nsa
Kleiner Workshop mit grossem Echo: Die Schule Kreuzlingen hat ein Seminar unter dem Titel «Auftreten, wirken, begeistern» abgehalten. Der NZZ-Stilberater Jeroen van Rooijen entwickelte zusammen mit den Lehrern ein Kleidungskonzept fürs Klassenzimmer – an das sich diese nun halten wollen. Keine Spaghetti-Träger, keine Hausschuhe, keine Flipflops und noch so einiges mehr (siehe Box).
Van Rooijen sagt: «Lehrer verwechseln nicht selten Freizeit und Beruf und stehen in Klamotten vor der Klasse, die bestenfalls zum Rasenmähen zu Hause geeignet sind», sagt er. Der Kreuzlinger Schulpräsident Jürg Schenkel sagt, dass die Anregung für den Workshop aus der Lehrerschaft gekommen sei. «Dass es notwendig war, haben die unterschiedlichen Ansichten zum Beispiel bei den No-Gos bewiesen.»
Ohne BH vor die Klasse «geht nun mal nicht»
Schenkel betont, dass das Konzept nicht verbindlich sei, sondern als Leitfaden für unsichere Kollegen dienen solle. «Niemand wird bestraft, wenn er dagegen verstösst.» Er habe in seiner Laufbahn schon einige Verfehlungen gesehen. Bei Männern ein oft gesehener Lapsus: Kurze Hosen im Klassenzimmer. «Oder Kolleginnen mit tiefem Ausschnitt und ohne BH – das geht nun mal nicht», sagt Schenkel.
Bei angehenden Lehrern nachgefragt klingt es ähnlich: «Besonders im Sport-Unterricht ist es wichtig, dass man sich gut anzieht», sagt Tamara. Sie gebe Schwimmen und habe sich dafür extra einen neuen Badeanzug gekauft. «Ich will Lehrerin sein und kein Ausstellungsstück.»
Oberster Lehrer fordert Auftrittskompetenz
Zustimmung findet der Dresscode auch beim obersten Lehrer der Schweiz, Beat W. Zemp. Er würde den Leitfaden so unterschreiben, sagt der Zentralpräsident des Lehrerverbandes. «Lehrer sollten Auftrittskompetenz haben. Mit einem Blazer signalisiert man eine Arbeitshaltung nun mal besser als in Shorts und Flipflops.»
Es gehe auch um Abgrenzung zu den Schülern. Zemp: «Diese schätzen das auch, weil Teenager sich von den Erwachsenen auch in der Kleidung unterscheiden wollen.» Man könne trotz einigermassen formeller Kleidung eine Vertrauensperson für die Schüler sein.
Daran hält sich etwa PH-Student Valentin: «An der Uni trage ich einen Kapuzenpulli. Beim Unterrichten würde ich das nicht tun.» Pflicht sind für ihn ausserdem Rasur und ein sauberer Haarschnitt.
In der Bildstrecke äussern sich weitere angehende Lehrerinnen und Lehrer zum Klassenzimmer-Dresscode.
T-Shirts
Frauen: nur in bestem Zustand. Bauchfrei ist No-Go. Männer: ohne Logos.
Ärmellos
Spaghettiträger sind No-Go. Kein Achselhaar zeigen.
Jeans
Zeitgemäss geschnitten, nicht zu verwaschen. Nicht zu eng sitzend.
Dreiviertelhosen
Eher No-Go. Im Ausnahmefall für Frauen.
Shorts
Klares No-Go. Bei Frauen Bermudas mit gepflegten Beinen.
Rock und Kleid
Nicht kurz, nicht transparent, knielang.