Vermieter erzählen: «Ich will meine Mieter nicht bestrafen, nur weil es das Gesetz erlaubt»

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Vermieter erzählen«Ich will meine Mieter nicht bestrafen, nur weil es das Gesetz erlaubt»

Der Hypo-Referenzzins in der Schweiz steigt erstmals überhaupt. Vermieterinnen und Vermieter sagen, ob sie die Mieten erhöhen werden. 

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Immobilienbesitzer Roland Diener wird die Mieten nicht erhöhen. 

Immobilienbesitzer Roland Diener wird die Mieten nicht erhöhen. 

20min/Marco Zangger
 Der 60-Jährige besitzt zwei Liegenschaften mit 20 Wohnungen im Kanton Aargau.

Der 60-Jährige besitzt zwei Liegenschaften mit 20 Wohnungen im Kanton Aargau.

20min/Marco Zangger
Hausbesitzerin Nadine Trutmann (35) wird die Miete hingegen erhöhen: «Der Mietvertrag wurde erst letztes Jahr unterschrieben und beruht somit auf dem Referenzzins von 1,25 Prozent.» 

Hausbesitzerin Nadine Trutmann (35) wird die Miete hingegen erhöhen: «Der Mietvertrag wurde erst letztes Jahr unterschrieben und beruht somit auf dem Referenzzins von 1,25 Prozent.» 

Privat

Darum gehts

«Es ist mir wichtiger, dass es meinen Mietern gutgeht»

Wohnungsbesitzer Urs (61) aus dem Kanton Basel-Land hat sich gegen eine Mietzinserhöhung entschieden. «Ich habe sehr gute Mieter, die sich liebevoll um die Wohnung kümmern. So etwas ist nicht mit Geld aufzuwiegen.» Seine Mieter stünden zudem kurz vor der Pension. «Es ist mir wichtiger, dass es ihnen gutgeht und dass sie neben sonstigen steigenden Kosten nicht auch noch mit einer höheren Miete klarkommen müssen.»

«Ich will mit den Einnahmen keinen Gewinn erzielen»

Ähnlich sieht es Wohnungsbesitzer Roland Benz (61): «Lieber habe ich tiefere Mieten und glückliche Mietende als unglückliche Mieterinnen und Mieter, die sich die Miete nicht mehr leisten können.» Und Bernerin Claudia Studer (50) meint: «Ich will mit den Mietzinseinnahmen meiner Wohnung hauptsächlich die Hypothek mitfinanzieren und keinen Gewinn erzielen.» Das Wichtigste für sie sei, dass sie zufriedene Mieterinnen und Mieter habe, die auch längerfristig in der Wohnung bleiben.

«Ich will meine Mieter nicht bestrafen, nur weil es das Gesetz erlaubt»

Auch die Mieterinnen und Mieter von Roland Diener sind nicht davon betroffen. Der 60-Jährige besitzt zwei Liegenschaften mit 20 Wohnungen im Kanton Aargau. Auch wenn er die Mietzinse erhöhen könnte, sagt er: «Für mich ist das derzeit keine Option. Ich will meine Mieterinnen und Mieter nicht mit einer höheren Miete bestrafen, nur weil es das Gesetz theoretisch erlaubt. Durch die Inflation haben sie sowieso schon mit hohen Kosten zu kämpfen.» Zudem habe er eine Festhypothek abgeschlossen und deswegen aktuell eher tiefe Kosten. Diener sagt aber auch: «Wenn die Hypothek in ein paar Jahren ausläuft, werde ich die Situation neu beurteilen.»

Das sagen der HEV und MV

«Ich erhöhe die Miete bei einer Person, die es finanziell verkraften kann»

Adrian S.* (63) wird es hingegen so handhaben, dass er bei gewissen Mietern erhöht und bei anderen nicht. Der Besitzer von fünf Wohnungen sagt dazu: «Für mich werden die Kosten wegen einer auslaufenden Festhypothek massiv steigen. Deshalb erhöhe ich die Miete bei einer Person, von der ich weiss, dass sie es finanziell problemlos verkraftet.»

«Ich muss die Mieten erhöhen, da sich meine Hypothek verdoppelt hat»

Anders sieht es J.* (31): «Ich werde bei allen Mieterinnen und Mietern die Miete erhöhen, da sie andersrum jeweils die Senkung gefordert hatten.» Auch die Mieterinnen und Mieter von K.L.* (78) werden demnächst Post erhalten: «Meine Hypothek hat sich praktisch verdoppelt, daher muss ich leider die Mieten erhöhen.» Zudem habe er langjährigen Mietern jeweils auch die Senkungen weitergegeben.

«Mein Kapital ist durch das Haus gebunden, dafür darf ich etwas verlangen»

Ebenso wird Hausbesitzerin Nadine Trutmann (35) die Miete erhöhen: «Der Mietvertrag wurde erst letztes Jahr unterschrieben und beruht somit auf dem Referenzzins von 1,25 Prozent.» Die Hypothek für ihr Haus sei in der Zwischenzeit ebenfalls gestiegen, viel mehr als ihre Mieter nun Aufschlag hätten: «Warum sollte ich das nicht weitergeben dürfen? Mein Kapital ist durch das Haus gebunden, dafür darf ich auch etwas verlangen. Mietzinssenkungen würde ich zudem ebenfalls ungefragt weitergeben.»

*Name der Redaktion bekannt

Roman und seine beiden WG-Kollegen bezahlten vor rund zwei Jahren 3900 Franken für diese Wohnung an der Europaallee in Zürich. Steigt nun der Referenzzinssatz, dürfte auch ihre Miete bald steigen.

20min/S. Ritter/M. Temel/T. El Sayed

Bis zu zehn Prozent teurere Mieten – könntest du das verkraften?

Hast du oder hat jemand, den du kennst, Fragen zu Miete oder Vermietung?

Hier findest du Hilfe:

Mietrecht.ch, Schlichtungsstellen nach Region

Mieterinnen- und Mieterverband, Tel. 0900 900800 (kostenpflichtig)

Casafair, Hauseigentümerverband

HEV Schweiz, Hauseigentümerverband

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