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Sexsklavin«Ich wurde 43'200-mal vergewaltigt»

Karla Jacinto war zwölf Jahre alt, als sie in Mexiko von Menschenhändlern entführt wurde. Von ihren Peinigern als Sexsklavin gehalten, durchlebte sie die Hölle.

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In einer U-Bahn-Station in Mexiko-Stadt lockte ein Menschenhändler die damals zwölfjährige Karla Jacinto in sein Auto. Jacinto hatte Probleme zu Hause, wurde schon als Kleinkind von Verwandten missbraucht. Der Mann, der sich als Gebrauchtwagenhändler ausgab, gewann schnell das Vertrauen des Mädchens.

Mit netten Worten und falschen Versprechungen überzeugte er den Teenager, von zu Hause abzuhauen und in eine andere Stadt zu ziehen. «Ich lebte drei Monate mit ihm zusammen, er behandelte mich gut. Er kaufte mir Kleider, Blumen, Schokolade. Alles war so schön», erzählte Jacinto im Interview mit CNN.

Nach einigen Monaten zeigte ihr Freund sein wahres Gesicht. Er zwang Jacinto zur Prostitution und verkaufte sie als Sexsklavin. Er befahl ihr, mit wem sie zu schlafen und welche Dinge sie mit den Männern zu tun hatte. Das Geld, das sie für den Sex bekam, musste sie abgeben.

43'200-mal vergewaltigt

In der mexikanischen Stadt Guadalajara begann der vier Jahre anhaltende Höllentrip. «Ich begann um 10 Uhr morgens anzuschaffen. Erst um Mitternacht war Schluss.» Es gab keinen Tag, an dem sie nicht Männer befriedigen musste. Sie wurde in andere Städte geschickt, wurde gezwungen, in Bordellen, Motels oder am Strassenrand zu stehen und anzuschaffen. Sie musste mit bis zu 30 Männern am Tag schlafen, sieben Tage die Woche, vier Jahre lang. Insgesamt wurde Karla Jacinto nach eigenen Angaben 43'200-mal vergewaltigt.

Die damals minderjährige Mexikanerin wurde geschlagen und misshandelt. Mit 15 Jahren war Jacinto schwanger. Das Baby, ein Mädchen, hat man ihr einen Monat nach der Geburt weggenommen. Bei einer grossen Polizeiaktion gegen den mexikanischen Menschenhandel 2008 wurde Karla Jacinto aus der Gewalt ihrer Peiniger befreit.

«Öffnet eure Augen»

Heute ist Karla Jacinto 23 Jahre alt. Einem Journalisten offenbart sie im Rahmen des «CNN Freedom Projects» ihre Horrorgeschichte. Sie erzählt von der brutalen Realität des Menschenhandels in Mexiko und in den Vereinigten Staaten. Einer Unterwelt, in der die Leben von Zehntausenden von Kindern und Jugendlichen zerstört werden.

Jacinto geht an die Öffentlichkeit, um Menschen vor den gefährlichen Menschenhändlerbanden zu warnen. Ihre Botschaft: «Verschliesst eure Augen nicht vor Menschenhandel und Zwangsprostitution. Diese Kinder und Jugendlichen werden gelockt, entführt und ihren Familien entrissen.» Im Sommer gelangte Jacinto mit ihrer Geschichte an Papst Franziskus und erzählte ihr Schicksal dem US-Kongress. Ihre Aussagen wurden als Beweismittel in einem grossen Prozess gegen amerikanische Sexualstraftäter verwendet.

CNN hat die Initiative «CNN Freedom Project» gegen Menschenhandel lanciert. Ziel ist es, das undurchsichtige Netz der Kriminellen zu entwirren und gesellschaftliches Engagement zu fördern. Mehr dazu auf der Website von CNN.

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