Päckli-Wahnsinn an Schweizer Grenze - «Ich wurde als Faschist bezeichnet»

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Päckli-Wahnsinn an Schweizer Grenze«Ich wurde als Faschist bezeichnet»

Wer vollständig geimpft ist, darf seit letzter Woche wieder ohne Quarantäne nach Deutschland ein- und wieder ausreisen. Bei den «My Paketshop»-Kunden stossen diese Privilegien für Geimpfte nicht nur auf Wohlwollen.

Angela Rosser
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Angela Rosser
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Vollständig geimpfte Personen aus der Schweiz dürfen seit letzter Woche wieder ihre Pakete in Deutschland abholen. 

Vollständig geimpfte Personen aus der Schweiz dürfen seit letzter Woche wieder ihre Pakete in Deutschland abholen.

Privat
Über die Lockerungen informierte der Inhaber Simon Kühn seine Kunden per Mail mit einem Newsletter.

Über die Lockerungen informierte der Inhaber Simon Kühn seine Kunden per Mail mit einem Newsletter.

20min
Viele Kunden freuten sich, dass sie ihre Pakete nun wieder abholen dürfen. Jedoch nicht alle.

Viele Kunden freuten sich, dass sie ihre Pakete nun wieder abholen dürfen. Jedoch nicht alle.

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Darum gehts

  • Seit dem 19. April dürfen geimpfte Personen in Deutschland wieder ohne Quarantäne ein- und ausreisen.

  • Beim «My Paketshop» in Bad-Säckingen werden Pakete mit Lastwagen abgeholt.

  • Auf ein Info-Mail an seine Kunden erlebte der Inhaber des Shops einen Shitstorm.

Am 19. April lockerte das Bundesland Baden-Württemberg seine Einreiseregeln, so dürfen vollständig geimpfte Personen wieder ohne Quarantäne ein- und ausreisen. Somit dürfen auch Schweizer, die beide Impfungen erhalten haben, wieder zum Einkaufen nach Deutschland oder bei Paketshops ihre Ware abholen. Das spürt auch «My Paketshop»-Inhaber Simon Kühn, der viele Schweizer zu seinen Kunden zählt: «Ein Kunde hat am Dienstag tatsächlich 78 Pakete auf einmal abgeholt. Der fuhr mit einem kleinen Lastwagen vor», berichtet die «Aargauer Zeitung».

Zweites Weihnachten im April

Eine weitere Kundin habe 60 Sendungen mitgenommen. «Die war seit einem halben Jahr das erste Mal wieder da. Kunden aus den Nicht-Grenzkantonen durften ja schon seit Oktober 2020 nicht mehr zu mir kommen», sagt Kühn. «Es kann durchaus sein, dass noch das eine oder andere Weihnachtsgeschenk hier bei uns auf seinen Empfänger wartet», so der Päckli-Profi. Am 23. Dezember 2020 war der letzte Tag, an dem Kunden aus der Schweiz ihre Pakete noch abholen durften. «Das war natürlich kein schönes Weihnachtsgeschenk für uns, da die Schweiz mehr als 50 Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht», so Kühn.

Mit dem Rückgang an Abholungen stieg dafür der administrative Aufwand massiv. Auf ihrer Webseite versuchen Kühn und sein Team die Kunden so gut wie möglich immer auf dem Laufenden zu halten. Zum Beispiel hiess es im Januar, dass das Abholen von Paketen quarantänefrei möglich sei, was sich aber als falsch herausstellte.

Corona-Massnahmen-Faschisten von «MyPaketshop»

Als klar war, dass vollständig geimpften Personen die Einreise jetzt wieder erlaubt sei, verschickte Kühn einen Newsletter an alle seine Kunden. Die Reaktionen waren nicht nur positiv. «Da waren schon ein paar heftige Nachrichten dabei, man wurde zum Beispiel als Faschist und ähnliches betitelt, man kann schon fast von einem kleinen Shitstorm sprechen», erzählt Kühn. Manche hätten das so ausgelegt, als ob er die Regelung aufstellen würde, dass man Nicht-Geimpfte absichtlich ausgrenze. «Wir wollen unsere Kunden unterstützen. Speziell in der heutigen Zeit, wo selbst wir als Profis uns manchmal nur schwer in dem Dschungel von Corona-Verordnungen zurechtfinden, wie soll es denn unseren Kunden gehen?», erklärt Kühn den Grund für den versendeten Newsletter. «Die ersten bösen Nachrichten erreichten uns schon innerhalb der ersten zehn Minuten. Im Ganzen waren es etwa hundert solch bösartiger Nachrichten», so Kühn.

3000 Pakete schon abgeholt

Es gab aber auch viel Lob von Kunden, die sich über die Neuerungen freuten und auch von denjenigen, die trotzdem noch etwas warten müssen. «Ich hoffe, ihr habt noch Platz, ich habe ja ein paar Päckchen bei euch», meinte zum Beispiel ein Kunde. Tatsächlich seien es Stand Freitag 88 Päckchen dieses Kunden, hatte Kühn nachgezählt. Am Platz mangle es aber nicht. Man habe bereits 2019 das Lager aufgestockt und nun für circa 20’000 Pakete Platz. 11’000 warten noch auf ihre Besitzer. Abgeholt wurden in einer Woche bisher um die 3000 Pakete. Bestellt würde tatsächlich alles, was man irgendwie bestellen kann. «Wir hatten schon Autos, Karosserieteile und ein Boot, die hierher geschickt wurden», berichtet der Inhaber abschliessend.

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Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

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