Polizei erklärte Melissa Caddick für tot

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Rätsel in AustralienIhr Fuss tauchte vor Jahren auf – darum wird Melissa erst jetzt für tot erklärt

Die Australierin Melissa Caddick ist vor zweieinhalb Jahren verschwunden, Monate später entdeckten Spaziergänger ihren Fuss am Strand. Dennoch bestätigten die Behörden erst jetzt, dass die Betrügerin wohl tot ist.

Karin Leuthold
von
Karin Leuthold
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Melissa Caddick verschwand am 12. November 2020 aus ihrem Haus in Sydney.

Melissa Caddick verschwand am 12. November 2020 aus ihrem Haus in Sydney.

Screenshot Youtube/7News Australia
Die Frau lebte mit ihrem Mann im schicken Vorort Dover Heights.

Die Frau lebte mit ihrem Mann im schicken Vorort Dover Heights.

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Drei Monate nach dem Verschwinden tauchte ihr Fuss an einem Strand 500 Kilometer südlich von Sydney auf.

Drei Monate nach dem Verschwinden tauchte ihr Fuss an einem Strand 500 Kilometer südlich von Sydney auf.

Screenshot Youtube/7News Australia

Darum gehts

  • Melissa Caddick führte ein Schneeballsystem, mit dem sie über 60 Anleger betrogen hatte.

  • Nachdem im November 2020 die Polizei ihr Haus gestürmt hatte, verschwand die damals 49-Jährige spurlos.

  • Die Justiz erklärte sie am Donnerstag für tot.

Das mysteriöse Verschwinden der 49-jährigen Melissa Caddick stellt die australische Polizei vor ein Rätsel: Caddick verschwand aus ihrem Luxusanwesen in Sydney, rund drei Monate später wurde ihr teilweise verwester Fuss an einem abgelegenen Strand 500 Kilometer südlich der Stadt gefunden. War es ein Suizid? Bis heute ist nur eines sicher: Elizabeth Ryan, stellvertretende Gerichtsmedizinerin des Bundesstaates New South Wales, kam nach langwierigen Ermittlungen am Donnerstag zum Schluss, dass Melissa Caddick tot ist.

Die Frau wurde am 12. November 2020 zuletzt gesehen, als Beamte der Finanzaufsichtsbehörde am frühen Morgen eine Razzia in ihrem Haus im schicken Vorort Dover Heights durchführten. Danach sei sie joggen gegangen, sagte ihr Ehemann Anthony Koletti zur Polizei. Ihr Auto und alle ihre persönlichen Gegenstände liess die Frau zurück. Erst 30 Stunden später meldete Koletti seine Frau als vermisst.

Bis zu 17 Millionen Franken mit Schneeballsystem gewonnen

Zu dem Zeitpunkt gingen die Behörden dem Vorwurf nach, Caddick habe acht Jahre lang ein Schneeballsystem betrieben und dabei Gelder im Wert von 20 bis 30 Millionen australische Dollar (umgerechnet zwischen 11,8 Millionen bis 17,7 Millionen Franken) von mehr als 60 Anlegern erbeutet – darunter Freunde und Familienmitglieder –, um ihren prunkvollen Lebensstil zu finanzieren. Caddick gönnte sich Reisen in Privatjets, Luxusautos, Designerkleider und teuren Schmuck.

Ihre Methoden waren «nicht besonders kompliziert», wie die Ermittler und Ermittlerinnen erklärten. Die Betrügerin gab sich als Finanzberaterin aus und gab gegenüber ihren Kunden und Kundinnen an, das Geld in Anlagen investiert zu haben. Die angeblichen Gewinne wies sie mit gefälschten Handelsunterlagen aus. Wenn neue Kunden Caddick Geld zum Investieren gaben, zahlte sie einen Teil als Dividende an bestehende Kunden aus, bevor sie den Rest für sich behielt.

Caddick ist weg – so auch die Millionen

Nach Caddicks Verschwinden verfolgte die Polizei zunächst zwei Theorien: Entweder war Caddick noch am Leben oder sie war untergetaucht, um der Justiz zu entgehen, oder sie hatte sich das Leben genommen. Als ihr Fuss auftauchte und eine DNA-Analyse die Identität der Frau bestätigte, gingen auf Social Media die wildesten Theorien um: Caddick könnte von einem Hai verschluckt worden sein oder sie habe sich selbst den Fuss abgetrennt, um die Polizei auf eine falsche Spur zu locken.

Gerichtsmedizinerin Ryan vermutet, dass die Razzia an jenem Morgen vor knapp zweieinhalb Jahren «wahrscheinlich ein katastrophales Mass an Scham und Verzweiflung» bei Melissa Caddick ausgelöst hat. 
Der Fall werde wohl ungeklärt bleiben, meint Ryan – ebenso wie das Verschwinden der Millionen ihrer Kundschaft, die bis heute ihr investiertes Geld nicht wiedersah. 

Hast du oder hat jemand, den du kennst, Suizidgedanken? Oder hast du jemanden durch Suizid verloren?

Hier findest du Hilfe:

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Pro Mente Sana, Tel. 0848 800 858

Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen

Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29

Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch

Kinderseele Schweiz, Beratung für psychisch belastete Eltern und ihre Angehörigen

Angehörige.ch, Beratung und Anlaufstellen

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