Letztes SMS an Mama «Im Auto mit einem Fremden, hoffe, ich werde nicht verschleppt»
Die US-Studentin Catharine Serou stieg im russischen Nischni Nowgorod in den Wagen eines Unbekannten. Sie wusste nicht, dass der Mann ein polizeibekannter Krimineller war. Jetzt ist sie tot.

Catherine Serou sprach 2020 bei einem russischen Sender über ihre Erfahrungen in Nischni Nowgorod.
Erst diente sie bei den Marines, dann ging sie 2019 nach Russland, um im 400 Kilometer östlich von Moskau gelegenen Nischni Nowgorod Jura zu studieren. Um sich diesen Traum zu finanzieren, verkaufte Catherine Serou (34) eigens ihre Wohnung in Kalifornien. Sie sei von Russland schon als Teenager fasziniert gewesen und habe das Leben bei ihrer Gastfamilie geliebt, so ihre Mutter gegenüber US-Medien.
Letzten Dienstag erhielt Beccy Serou aus Vicksburg, Mississippi, eine beunruhigende SMS von ihrer Tochter : «Im Auto mit einem Fremden. Hoffe, ich werde nicht verschleppt.» Doch eben das geschah: Seither gab es kein Lebenszeichen mehr von der US-Amerikanerin. Dieses Wochenende fand die Polizei Serous Leiche in einem Waldstück.
Gewalttätiger Krimineller
Beccy Serous vermutet, dass ihre Tochter es eilig gehabt habe und nicht auf ein Taxi oder Uber-Fahrzeug habe warten wollen. Deshalb sei sie in den Wagen eines Unbekannten gestiegen. Was die Studentin nicht wusste: Der Fahrer und mutmassliche Täter, Alexander Popow, war der Polizei schon länger als gewalttätiger Krimineller bekannt. In der Vergangenheit sass er bereits mehrfach wegen Raubs und Vergewaltigung.
Bei seiner Vernehmung leugnete Popow die Tat nicht und gab russischen Medien zufolge an, die 34-Jährige «nach einem Streit» vergewaltigt, geschlagen und erstochen zu haben. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslängliche Haft.
«Schlicht verrückt, Verschwörungstheorien zu bemühen»
An der Lobatschewski-Universität sitzt der Schock nach dem Tod der ausländischen Studentin tief. Gleichzeitig machen Gerüchte die Runde, Serou sei eine amerikanische Agentin gewesen und deswegen ermordet worden.
Darauf angesprochen, meinte ein Vertreter der Polizei: «Was hätte sie denn in Nischni Nowgorod ausspionieren sollen? Sie lebte hier schon längere Zeit und hat sich vor niemandem versteckt. Das sind Tratschereien und Gerüchte, die erst recht aufkommen, wenn es um eine amerikanische Staatsbürgerin geht. Wir haben es hier mit einer Tragödie zu tun, und es ist schlicht verrückt, hier irgendwelche Verschwörungstheorien zu bemühen.»