Frauenfussball-WM: Im Zweifelsfall zum Geschlechtstest

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Frauenfussball-WMIm Zweifelsfall zum Geschlechtstest

Stehen bei der Frauenfussball-WM wirklich nur weibliche Kicker auf dem Platz? Um allfällige Vorwürfe besser überprüfen zu können, kann die Fifa nun zum Gechlechtstest bitten.

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pre
Ist die Äquatorialguineanerin Salimata Simpore (in Rot) wirklich eine Frau? (Bild: AP)

Ist die Äquatorialguineanerin Salimata Simpore (in Rot) wirklich eine Frau? (Bild: AP)

Sie tauchen immer wieder auf: die Gerüchte, dass im Frauenfussball auch Männer mitspielen. Zuletzt erhob die nigerianische Nationaltrainerin Eucharia Uche beim Africa Cup 2010 den Vorwurf, dass beim damaligen Finalgegner Äquatorialguinea nicht nur weibliche Akteure auf dem Feld stehen würden. «Wie schon 2008 spielten bei Äquatorialguinea mindestens zwei Männer mit», so ihr Vorwurf.

Drei Spielerinnen des WM-Neulings von 2011 standen unter Verdacht: die Schwestern Salimata und Biliguisa Simpore sowie Torjägerin Genoveva Ananmo. «Schon 2006 und 2008 kamen diese Vorwürfe. Da habe ich Tests gemacht, obwohl ich sie verletzend finde. Es gibt diese Vorwürfe, weil ich eben so schnell und stark bin. Aber ich weiss, dass ich auch als Frau so sein kann», wehrte sich Ananmo.

Fifa: «Keine Männer bei Äquatorialguinea»

Neben Nigeria protestierten auch Südafrika und Ghana offiziell beim Afrika-Verband CAF. «Man muss nur auf dem Platz Körperkontakt mit ihnen haben, um zu wissen, dass sie Männer sind», sagte Ghana-Verteidigerin Diana Amkomah im letzten Herbst. Fifa-Frauenfussball-Chefin Tatjana Haenni versicherte, dass alles mit rechten Dingen zu und her ging: «Wenn sie da sind, dann sind sie da, weil es berechtigt ist», so ihre Antwort auf die Vorwürfe.

Im März dieses Jahres hat die Fifa Äquatorialguinea schliesslich von allen Anschuldigungen freigesprochen. «Es gibt keine Männer in der Frauen-Mannschaft Äquatorialguineas. Es gibt keinen Beweis. Mehr gibt es nicht zu sagen», hiess es seitens des Weltfussballverbands. Wie die Fifa allerdings zu dieser Erkenntnis gekommen ist, wurde nicht mitgeteilt.

Im Zweifelsfall kommt der Doktor

Vor der Frauenfussball-WM in Deutschland hat der Weltfussballverband nun doch noch reagiert und ein Reglement für Geschlechtskontrollen verabschiedet. Allerdings schiebt die Fifa die Verantwortung den einzelnen Landesverbänden zu. Im Zweifelsfall soll zunächst der Teamarzt eines Verbandes alle vorhandenen Dokumente wie Geschlechtshormonspiegel, Krankengeschichte, Behandlung und aktuelle Befunde zur Überprüfung vorlegen.

Um die Würde und Privatsphäre des Sportlers zu schützen, beschränkt das Reglement das Recht, einen Geschlechtstest zu verlangen, auf den Sportler selbst, den Verband, den zuständigen Medical Officer der Fifa oder dessen Vorgesetzten. Anders als im Fall der 800-Meter-Läuferin Caster Semenya, bei der nach dem WM-Titel 2009 öffentlich über ihr Geschlecht diskutiert wurde, sollen die Betroffenen anonym bleiben.

Routinemässige Geschlechtsüberprüfungen soll es bei Fifa-Turnieren weiterhin nicht geben. Es wurde jedoch bereits ein unabhängiger Experte benannt, um das Verfahren bei Bedarf im Rahmen der bevorstehenden Frauen-WM zu unterstützen.

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