PeruImmer mehr Fälle des Guillain-Barré-Syndroms – das könnte dahinterstecken
Peru hat den Gesundheitsnotstand ausgerufen, weil es ungewöhnlich viele Fälle einer eigentlich seltenen Nervenkrankheit gibt. Der Grund für den Ausbruch ist noch unklar. Doch auf Social Media legen sich einige Menschen bereits fest.
Darum gehts
Peru hat den Gesundheitsnotstand erklärt – weil es immer wieder Fälle des Guillain-Barré-Syndroms hat.
Als Auslöser der Nervenerkrankung kommen verschiedene Dinge infrage.
Erste Analysen von Gesundheitsfachleuten deuten in Richtung eines Bakteriums.
Einige Social-Media-Userinnen und -User haben dagegen die Covid-19-Impfung in Verdacht.
Über 180 Fälle des Guillain-Barré-Syndroms (siehe Box) seit Januar 2023 haben Perus Regierung dazu bewogen, einen dreimonatigen nationalen Gesundheitsnotstand zu erklären. Die Rede ist von einer «ungewöhnlichen Zunahme»: Die Zahl der Neuinfektionen war von durchschnittlich zwei bis acht in den Vorwochen Ende Juni auf 20 gestiegen, wobei der Trend anhält. Vier Personen seien bisher in diesem Jahr infolge der Nervenerkrankung gestorben. 31 Betroffene seien noch im Spital, die restlichen 147 wieder entlassen worden, so das Gesundheitsministerium.
Während sich die Gesundheitsfachleute in dem südamerikanischen Land um die Beschaffung von Medikamenten kümmern und nach der Ursache des aktuellen Ausbruchs suchen, meinen einige Social-Media-Userinnen und -User, den Auslöser bereits ausgemacht zu haben: die Impfung gegen Covid-19. Doch es gibt mehrere mögliche Erklärungen.
Das ist das Guillain-Barré-Syndrom
Die Nervenerkrankung beginnt oft mit Kribbeln und Taubheitsgefühl in den Beinen und betrifft dann auch die Arme und das Gesicht. Sie kann zu Muskelschwäche und Lähmungserscheinungen – auch bei der Atmung – führen. Verantwortlich ist vermutlich eine überschiessende Autoimmunreaktion, die die Nerven schädigt, sodass sie keine Reize mehr übertragen können. Die Betroffenen erhalten zur Therapie entweder hochdosiert intravenös Antikörper oder es erfolgt eine Plasmapherese – ein extrakorporales Blutreinigungsverfahren, bei dem die krankheitsauslösenden Autoantikörper herausgefiltert werden.
Wieso kommen einige Menschen auf die Covid-19-Impfung als Auslöser?
Das Guillain-Barré-Syndrom kann tatsächlich infolge der Impfung auftreten. Es handle sich um eine «sehr seltene Nebenwirkung der vektorbasierten Covid-19-Impfstoffe Vaxzevria und Jcovden», heisst es etwa in der Juni-2023-Ausgabe des deutschen «Bulletin für Arzneimittelsicherheit» (PDF). Das sei schon wenige Monate nach der Zulassung bekannt gewesen. 20 Minuten berichtete bereits im Juli 2021 darüber. Ein Zusammenhang mit den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna konnte aber bislang nicht hergestellt werden, wie es im Bulletin weiter heisst. Auch die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA weist auf die Listung des GBS als sehr seltene Nebenwirkung der Impfstoffe von AstraZeneca (PDF) und Johnson & Johnson hin.
In Peru wurden bis zum 3. Juli 2023 die Impfstoffe von Biontech/Pfizer (53,8 Millionen Dosen), Moderna (6,63 Millionen Dosen), AstraZeneca (8,19 Millionen Dosen) und Sinopharm (21,31 Millionen Dosen), ein Totimpfstoff aus China, verabreicht.
Welche Auslöser kommen sonst noch infrage?
Die genauen Ursachen, warum es zum Guillain-Barré-Syndrom kommen kann, sind bislang nicht geklärt. Oft entsteht ein GBS einige Tage bis Wochen nach einer Infektionserkrankung: Beispielsweise nach einer Erkrankung der oberen Atemwege, einer Grippe oder Erkältung oder einer bakteriellen Magen-Darm-Infektion (mit zum Beispiel Campylobacter-Bakterien).
Auch das Dengue- und Zika-Virus könnten Auslöser sein, genauso wie Sars-CoV-2, das Covid-19 hervorruft, so die Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Das zeigten mittlerweile mehrere Studien. Aktuell sieht sich das Land mit einem grossen Dengue-Ausbruch konfrontiert. Es haben sich mehr Menschen mit dem Dengue-Virus infiziert als je zuvor in der Geschichte des Landes.
Gibt es schon Anhaltspunkte punkto Auslöser?
Welche der verschiedenen Verursacher-Kandidaten für die aktuelle Ausbreitung in Peru verantwortlich ist, ist offiziell noch nicht geklärt. Doch offenbar gibt es – zumindest schon mal für einen Teil der Fälle – eine Erklärung: Ricardo Peña, ein Mitarbeiter des nationalen Gesundheitsministeriums, erklärte gegenüber der peruanischen Newsseite Larepublica.pe, dass bis zum vergangenen Wochenende 22 der 182 GBS-Fälle untersucht worden seien und bei 60 Prozent der Betroffenen das Bakterium Campylobacter jejuni gefunden worden sei. Dieser bekannte GBS-Auslöser war laut Studien auch für den bislang grössten Ausbruch der Nervenerkrankung in Peru im Jahr 2019 mit rund 900 Fällen verantwortlich.
Kennst du jemanden, der die Diagnose GBS bekommen hat?
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